Klage, Leid und Seelengröße – „Jeftahs Opfer“ brachte das „Orchester Jakobsplatz München“ in der Allerheiligenhofkirche

„In der Winteroper gewesen, geweint. Eine sensationelle Produktion.“ So war über eine Hamburger Aufführung von G. F. Händels Alters-Oratorium „Jephtah“ (UA 1752) letzten Herbst zu lesen. „In der Allerheiligenhofkirche gewesen, nachdenklich geworden. Eine berührende (Ko-)Produktion (mit dem Bayerischen Staatsopernstudio Opernstudio)“ – so könnte die intelligent gekappte, dann aber famos ergänzte Aufführung des Werkes am 7. Juni in München kommentiert werden.

Daniel Grossmann, umsichtiger Dirigent und Leiter des „Orchester Jakobsplatz München“, fand in Mordecai Seters Komposition „Jephthah`s Daughter“ (1965) die seiner Konzeption dienliche Ergänzung: die Problematik des (Menschen-)Opfers auf Grund eines Gott gegebenen Gelübdes musikalisch nicht allein sinnvoll zuvervollständigen, sondern zu erhellen. Er gliederte den Abend in zwei Hälften und ließ die erste mit den (Luther-)Texten aus dem AT mit Seters drei fesselnden Bildern „The Vote“, „Lamento“, „The Sacrifice“ orchestral fulminant enden. Sie führten unmittelbar in die aufrüttelnden Texte von Gertrud Kolmar, Georges Bataille, Hans Neuenfels, Sarah Kane u. a. hinein – gottlob unpathetisch gelesen von Brigitte Hobmeier – im immer bewegender und anrührender werdenden zweiten Teil. Als illustrierende Zwischen-„Musiken“ wählten Grossmann und seine Dramaturgin Andrea Schönhofer Händel-Airs und -Ensembles, wobei ganz auf den doch recht effektvollen Chor verzichtet wurde.

Die Solisten, junge Opernstipendiaten von „nebenan“, bestritten ihre Parts mehr oder weniger erfolgreich. In der Titelrolle mühte sich Dean Power um tenoralen Glanz und Höhensicherheit, Bass Igor Tsarkov trat, indisponiert, nur in den zwei Ensembles in Erscheinung, wohingegen Deniz Uzun (Storgè), Iris van Wijnen (Iphis) und Marzia Marzo (Hamor) Achtungsvolles gaben. Klage, Leid und Seelengröße überzeugten insbesondere aus Iphis` Mund, Jephtahs Jahwe geschenkten Kindes.

FOTO (Hans Gärtner)

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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