Besser hätte die Situation eines alterndes Showgirls kaum dargestellt werden können und Pamela Anderson bringt diese an Wahnsinn grenzende Verzweiflung ungeschminkt und mit bisher unbekannten schauspielerischen Facetten knallhart rüber. Pamela Anderson als Showgirl Shelly, dass einst als Bühnenstar in Glanz und Glamour badete, bringt die Schattenseiten dieser Profession ans Licht, einschließlich unbequemer Wahrheiten und menschlicher Abgründe in einem System, dass für das Altern, insbesondere das Schwinden der Attraktivität alternder Frauen, keinen Raum hat.
Im Stich gelassen werden die abgehalfterten, ehemaligen Schönheiten, denn sie sind einfach egal, ihre Stimme zählt nicht mehr. Das weibliche Verfallsdatum wurde überschritten und damit ist ihre Präsenz irrelevant. Man versucht sie leise aus dem Weg zu räumen, denn sie haben ausgedient wie ein alter Esel, der zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Ein Gnadenbrot für alte Frauen gibt es nur in seltenen Fällen.
Auch die Freundin des Showgirls, eine Cocktailkellnerin – großartig verkörpert von Jamie Lee Curtis – wird von jüngeren Kolleginnen ersetzt. Frischfleisch zählt und bringt Gewinn, die alten Schachteln haben ihren Marktwert eingebüßt und können gehen. Die Gesellschaft hat keinen Platz für sie, die Arbeitswelt auch nicht und das Sozialsystem sowieso nicht.
Merkwürdig ist jedoch die Tatsache, dass fast alle Frauen altern, und sogar den Großteil ihres Lebens in dem Lebensabschnitt verbringen, in dem sie nicht als „drop-dead gorgeous“ gelten sondern als älteres Semester. Die von der Männerwelt gern gesehenen und wahrgenommenen Aspekte der Schönheit einer Frau halten im Bestfall ca. 30 Jahre, meistens weniger. Das heißt, der Großteil des Lebens einer Frau, die einst als attraktiv galt, wird als unsichtbares und ungewolltes Wesen verbracht. Es ist Zeit, dass sich etwas ändert!
Das gleiche Prinzip gilt nicht nur für Showgirls, Tänzerinnen und Models, sondern auch für viele Schauspielerinnen. Wieviele ehemalige erfolgreiche Schauspielerinnen, sogar Oscargewinnerinnen, leben als tragische alte Damen auf den Straßen von Los Angeles, ungesehen, unerkannt und unerwünscht. Das ist das patriarchale Bild der Frau, die ihren Wert über ihre Attraktivität erhält und wenn diese altersbedingt, also biologisch unaufhaltbar, schwindet, wird sie abgekanzelt.
THE LAST SHOWGIRL hat keine Antwort auf die Frage, was mit den ausgedienten „hübschen jungen Dingern“ wie sie einst genannt wurden, passiert, wie ihr Weg weitergeht. Sie sind einfach weg vom Fenster, unsichtbar geworden, und den meisten steht ein Leben in Armut und ein tragisches Ende bevor. Die Gesellschaft will davon nichts wissen und so bleibt auch im Film THE LAST SHOWGIRL die Frage unbeantwortet: wie soll es nun weitergehen nach 30 Jahren als Showgirl, das nicht mehr in die gängigen Formate passt?
Inhalt
Seit 30 Jahren steht Shelly (Pamela Anderson) in der „Razzle Dazzle Show“ Abend für Abend in Las Vegas als Tänzerin auf der Bühne. Die Vorstellungen, die Kostüme und ihre Showgirl-Ersatzfamilie sind ihr ein und alles. Als das Aus der Show verkündet wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Mit ihrer besten Freundin, der Cocktail-Kellnerin Annette (Jamie Lee Curtis), versucht Shelly, die letzten Tage bis zur finalen Show mit Würde zu überstehen. Auf einmal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, nimmt Shelly Kontakt zu ihrer Tochter Hannah (Billie Lourd) auf, die sie vor sehr vielen Jahren weggegeben hat, und versucht, die vernachlässigte Beziehung zu retten. Und dann sitzt Hannah eines Tages im Publikum…
Regisseurin Gia Coppola (PALO ALTO, MAINSTREAM) erzählt mit THE LAST SHOWGIRL berührend von einer leidenschaftlichen Tänzerin, die plötzlich gezwungen ist, sich mit ihrem bisherigen Leben und ihren Entscheidungen der letzten 30 Jahre auseinanderzusetzen.
Pamela Anderson spielt darin uneitel perfekt die Hauptrolle. Als ihre beste Freundin mit ausreichend eigenen Sorgen brilliert Oscarpreisträgerin Jamie Lee Curtis (EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE, THE BEAR). In weiteren Rollen spielen unter anderem Dave Bautista (GUARDIANS OF THE GALAXY, DUNE), Brenda Song (THE SOCIAL NETWORK), Kiernan Shipka (MAD MEN, LONGLEGS) und Billie Lourd (TICKET INS PARADIES, STAR WARS- EPISODEN 7-9). Nach der Weltpremiere auf dem Toronto International Film Festival wurde THE LAST SHOWGIRL bei dem San Sebastián Film Festival mit dem Special Jury Prize ausgezeichnet und auch beim Zurich Film Festival von Presse und Publikum gefeiert.
THE LAST SHOWGIRL ist eine Utopia-Produktion in Zusammenarbeit mit Pinky Promise, High Frequency Holdings, Digital Ignition Entertainment und Spark Features. Produzent*innen sind Natalie Farrey und Robert Schwartzman, co-produziert hat Dani Koenigsberg. Executive Producers sind Nick Darmstaedter, Brandon Thomas Lee, Michael Clofine, Jessamine Burgum, Kara Durrett, Alex Orlovsky, Jack Selby, Robina Riccitiello und Josh Peters. Der Film basiert auf dem Theaterstück „A Body of Work“ von Kate Gersten, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet.
THE LAST SHOWGIRL von Gia Coppola mit Pamela Anderson, Dave Bautista und Jamie Lee Curtis in den Hauptrollen kommt am 20 März 2025 im Verleih von Constantin Film bundesweit in die Kinos.
Darsteller*innen: Pamela Anderson, Dave Bautista, Jamie Lee Curtis, Kiernan Shipka, Brenda Song, Billie Lourd u.v.a.
Drehbuch: Kate Gersten
Regie: Gia Coppola
Kamera: Autumn Durald Arkapaw
Produzent*innen: Robert Schwartzman, Natalie Farrey
Co-Produzent: Dani Koenigsberg
Executive Producers: Nick Darmstaedter, Brandon Thomas Lee, Michael Clofine, Jessamine Burgum, Kara Durrett, Alex Orlovsky, Jack Selby, Robina Riccitiello, Josh Peters