Kilian Schönberger (Fotos) und Viktoria Urmernsbach (Text): Wald Welten

Frederking & Thaler Verlag, München

Gartenbaume, Foto. Stefan Groß

Kilian Schönberger (Fotos), Viktoria Urmernsbach (Text): Wald Welten Frederking & Thaler Verlag, München 2017, ISBN: 978-3-95416-229-1

Kilian Schönberger ist Landschafts- und Waldfotograph und arbeitet schwerpunktmäßig in der BRD oder Mitteleuropa. Mit seinen Bildern möchte er nicht nur die Schönheit der Natur dokumentieren, sondern auch visuell erlebbare Räume schaffen. Die Autorin Viktoria Urmensbach arbeitet für verschiedene große Fernsehsender und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Kulturgeschichte des Waldes.

Schönbergers Waldaufnahmen sind inspiriert von der deutschen Romantik und den Waldmotiven des Künstlers Caspar David Friedrich. In der Malerei der Romantik kommt das Motiv der Waldeinsamkeit vor allem bei Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Ernst Ferdinand Oehme, Ludwig Richter oder auch bei Moritz von Schwind zur Geltung. Ludwig Richters Gemälde Genoveva in der Waldeinsamkeitberuht auf der von Gustav Schwab veröffentlichten Sage der Genoveva von Brabant und zeigt den Wald als Sehnsuchts- und Rückzugslandschaft mit einem für die Romantik typischen religiösen Anstrich. Dasselbe Motiv stellte später auch der Maler Hans Thoma dar. Julius Mařáks Wald-Darstellungen boten die Grundlage für Scheffels Gedichtzyklus Waldeinsamkeit.

Dieses Buch ist das Ergebnis der fotographischen Suche von „Waldwelten“ in Mitteleuropa bereichert durch Gedanken zur Kulturgeschichte des Waldes vor allem in Kunst und Literatur und Poesie. Die Faszination des Waldes und seiner eigener Welten wird hier von Schönberger bildlich dargestellt: „Schnell stellte ich fest, dass Wald nicht gleich Wald ist. Angefangen von Buchenwäldern an den Steilküsten der Ostsee bis hin zu den mit Wind und Wetter kämpfenden Fichtenwäldern der Hochlagen gibt es sehr unterschiedliche Ansichten.“ (S. 19)

Der Wald bedeutet heutzutage mehr als nützliche Holzmasse, Erosionsschutz und ökologisches Potential: „Als ästhetischer Anblick, als sinnliches Erlebnis und anregende Erfahrung möge er uns gern bereichern, gern beim Sonntagsspaziergang. Wenn die ersten Blüten farbenfroh die noch kahle Landschaft schmücken, bewundern wir die Natur für ihren drangvollen Aufbruch. Unsere individuellen Hoffnungen und Sehnsüchte begleiten uns dabei.“ (S. 28)

Dieser spannende Bildband weckt die Begeisterung für unbekannte Waldmotive und spektakuläre Naturszenarien. Eindrucksvolle, sinnliche Bilder begeistern, der sehr informative und spannende Text dabei vermittelt ein mythisches, traumwandlerisches Bild des Waldes für den Menschen. Schönberger schreibt, dass dieses Werk ein Versuch sei, „die Magie des Waldes in Fotographien erlebbar zu machen.“(S. 19) Genau das löst dieses Buch ein. Sehr zur Anschaffung empfohlen.

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.