Das ist die aufregende Geschichte der Rezeption oder Nicht-Rezeption der philosophischen Werke Sören Kierkegaards im SED-Staat, die mit dem Mauerfall am 9. November 1989 nicht plötzlich endete, sondern auch noch nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 Wirkungen zeigte. Was von einigen DDR-Verlag an Kierkegaard-Editionen bis 1989 vorgesehen, aber am Einspruch des Staates gescheitert war, hätte nun realisiert werden können, wenn die DDR-Verlage nicht inzwischen in eine aussichtslose Lage geraten wären und ums Überleben kämpften. So wurden Gisela Perlet am 15. Dezember 1992 die Manuskriptkopien ihrer Übersetzungen und am 11. Januar 1993 auch die Rechte darauf zurückgegeben.
Dass aber Jahre vor dem Mauerfall schon in DDR-Intellektuellenzirkeln und studentischen Kreisen über Sören Kierkegaard diskutiert worden war, konnte man am ersten Heft 1990 der „Zeitschrift der Leipziger Gesellschaft für Philosophie und Kultur“ sehen, wo auf den Seiten 36 bis 49 die Vorlesung „Kierkegaard“ der Hallenser Philosophin Uta Eichler abgedruckt war.