Mischgefäß, um 370 v. Chr., aus Apulien in Süditalien. Speerspitzenkette, Gold, 3. Jh. v. Chr., aus Cumae in Süditalien. Kopf eines Jünglings, Ton, 470 v. Chr., aus Tarent in Süditalien. – So gehen die Beschreibungen der -zig ausgestellten Kunsthandwerkstücke weiter. Die Münchner Staatlichen Antikensammlungen besannen sich ihrer eigenen reichen Bestände, die hellenische Kultur in Süditalien und Sizilien seit etwa 800 vor Christus bezeugen können – und damit Kunde geben von den damals aus Griechenland ausgewanderten kunstsinnigen Menschen. Vor allem, so ist anzunehmen, waren es junge Männer, die ihr Lebensglück im benachbarten westlichen Ausland suchten, vornehmlich auf dem südlichen Teil der italischen Halbinsel und in Sizilien. Hier gründeten die Griechen, die in ihrer Heimat wenig Zukunftschancen sahen, einige große Siedlungen. Sie trafen auf einheimische Völkerschaften unterschiedlichen ethnischen Ursprungs und kulturellen Backgrounds.
Das Ausstellungsgut, in Vitrinen gelegt, ist ausführlich auf Textbändern und Beschriftungstafeln erklärt. Es stammt hauptsächlich aus dem vierten bis zweiten Jahrhundert vor Christus. Davon ist eine kulturelle Hochblüte ablesbar: Mode, Schmuckbedürfnis, Alltagsrituale, Theateraufführungen, Glaubensvorstellungen der Kolonisten. Auf dem in Apulien gefundenen Mischgefäß kehrt ein Krieger in „heroischer Nacktheit“ mit Gefangenen aus einer Schlacht zurück, während die Unterlegenen einheimisch gekleidet sind. Die Goldkette aus Cumae war vermutlich eine Grabbeigabe für eine Verstorbene. Vom tönernen Jünglingskopf aus Tarent besticht die auffällig dekorative Stirnbinde mit auffällig hohem Blattkranz – ehemals eine Votivgabe an eine Gottheit.
Im August vor genau 100 Jahren wurde eines der Prunkstücke der Münchner Antikensammlungen bei Ausgrabungen im Gebiet der antiken Stadt Grumentum gefunden: der Totenkranz von Armeto (in Lukanien gelegen, aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.). Er ist als Grabbeigabe der Sonderklasse einzustufen. Um einen Goldreif gruppieren sich Blattwerk und Blüten, Insekten und göttliche Figuren. Wer sich die Zeit nimmt und dieses Super-Exponat (im Kellergeschoß im Teil „Der Glanz des Hephaistos“) genau betrachtet, entdeckt vielleicht die kleinen nackten Liebesgötter, dazu geflügelte Göttinnen, die sich in dem Meisterwerk antiker Goldschmiedekunst tummeln. Alle Exponate versammelt die von Astrid Fendt erstellte 80-seitige, sehr instruktive Begleitbroschüre mit 104 Abbildungen. Um sie sollte man sich als Besucher der Ausstellung (bis 25. Januar 2015 täglich außer Montag 9 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr) nicht herumdrücken.
Vor genau 100 Jahren in der antiken Stadt Grumentum gefunden: der berühmte Totenkranz von Armeto (4. Jh. v. Chr.), Foto: Hans Gärtner
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