John le Carré: Das Vermächtnis der Spione

Tafel in Thüringen, Foto: Stefan Groß

John le Carré: Das Vermächtnis der Spione. Aus dem Englischen von Peter Torberg, Ullstein, Berlin 2017

Der britische Autor John le Carré arbeitete er selbst für den britischen Geheimdienst und wurde er seit den 1960er Jahren durch seine Spionageromane im Kalten Krieg bekannt. Der internationale Durchbruch gelang le Carré mit seinem dritten Buch „Der Spion, der aus der Kälte kam“. Der britische Agent Leamas, dessen Ost-Berliner Spionagering enttarnt wurde, wird auf eine letzte Mission in den Osten geschickt. Zu spät muss er erkennen, dass er lediglich eine Schachfigur in dem zynischen Spiel der Geheimdienste darstellt.

John Le Carré gibt hier mit seinem Buch „ Das Vermächnis der Spione“ die Fortsetzung von „Der Spion, der aus der Kälte kam“ .Er erschien unter dem englischen Originaltitel „A Legacy of Spies“.[1] Hauptfigur ist der inzwischen pensionierte britische Geheimagent Peter Guillam, den ein Brief aus dem Hauptquartier des Secret Intelligence Service erreicht. Der Rechtsberater der Institution und eine Historikerin befragen Guillam zu vergangenen Operationen, zu denen die Akten verschwunden sind. Konkret beziehen sie sich auf zwei Operationen aus den späten 1950er bzw. frühen 1960er Jahren, an denen Guillam involviert war: „Mayflower“ und „Windfall“.

Der Name des Einsatzes „Mayflower“ war der Deckname ostdeutschen Arztes Karl Riemeck, der dem britischen Geheimdienst als Spion anbot. Riemeck stellte den Kontakt zu Doris Gamp, der Ehefrau eines Mitarbeiters im Außenministerium und Assistentin einer Führungskraft des MfS her. Nun kommt Guillam ins Spiel: er wurde als Kontaktperson von Doris Gamp eingesetzt und verliebte sich in sie. Aufgrund einer bevorstehenden Enttarnung wurde sie vom britischen Geheimdienst aus der DDR herausgeschafft, In einem Camp des britischen Geheimdienstes wurde sie erhängt aufgefunden, was nach außen als Suizid getarnt war in Wahrheit die Tat des ostdeutschen Spions Hans-Dieter Mundt.

Dieser arbeitete er in der Folge als Doppelagent für die Briten und war die zentrale Person der anschließenden Operation „Windfall“. Mit dem falschen Auftrag, Mundt zu töten, wurde der Agenten Alec Leamas in die DDR geschickt, um durch seine Enttarnung Zweifel an Mundts Loyalität zur DDR auszuräumen. Leamas wurde gemeinsam mit seiner Freundin Liz Gold von Grenzsoldaten an der Berliner Mauer getötet. Sein Tod bedeutete für Guillam einen schweren persönlichen Schicksalsschlag.

Die Kinder der Toten, Christoph Leamas, Karen Gold und Gustav Quinz, wollen nun den britischen Geheimdienst verklagen. Damit sind wir am Ausgangspunkt der gegenwärtigen Geschichte: Der britische Geheimdienst will nun Guillams einen persönlichen Fehler in dieser Geschichte anlasten. Er soll Leamas hintergangen und in der DDR in den Tod geschickt haben. Guillam erkennt, dass er seine Haut nur durch die Offenlegung sämtlicher im Auftrag Smileys beiseitegeschaffter Dokumente über die damalige Geschichte dort und begibt sich auf eigene Faust an die Suche nach diesen.

Der Roman erhielt den Deutschen Krimi Preis 2018 in der Rubrik International. Es ist aber nicht zwingend notwendig, den ersten Teil gelesen zu haben. Die Geschehen wechseln sich ab zwischen Vergangenheit und Gegenwart, teils nur Erinnerungen, teils werden langatmige Akteneinsichten und Reportagen geschildert. Es dauert lange, bis der Leser die Verstrickungen und die Ausgangslage einigermaßen durchblickt. Der erste Teil ist sehr langatmig, danach wird das Buch umso spannender. Dennoch erreicht es nicht die Qualität früherer Spionageromane des Autors.

[1] John le Carré: A Legacy of Spies. Penguin, London 2017

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Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.