Ein äusserst beeindruckender Filmanfang in BEAU IS AFRAID katapultiert den Zuschauer direkt in eine angespannte Emotionalität. Joaquin Phoenix verkörpert den paranoiden, psychisch gestörten Beau absolut glaubwürdig und entführt den Zuschauer in Abgründe der Psyche, für die man vielleicht vor dem Film noch gar kein Bewusstsein hatte.
Die Realität an sich, bzw. die Wahrnehmung der Realität, wird im Laufe der Filmhandlung durchgehend in Frage gestellt. Die individuelle Wahrnehmung von Beau schafft die Fakten seiner erlebten Realität, demnach sind die von ihm erlebten Fakten also nur die Auswüchse seiner persönlichen Wahrnehmung.
Muss diese Tatsache folglich nicht auch auf die individuelle Wahrnehmung eines jeden einzelnen zutreffen? Und somit wären Fakten auch nur eigene, individuelle Realitäten, erschaffen durch die eigene Wahrnehmung.
Die Frage, was ist Realität also was passiert tatsächlich, und was erlebt Beau nur in seiner wahnsinnigen Vorstellung und die Frage, ob es überhaupt von Belang ist, was real ist und was nicht real ist, wird nicht beantwortet. Was ist Realität und gibt es sie überhaupt? Wie wichtig ist unsere Wahrnehmung, in Bezug auf das Erlebte? Beim Zuschauer verursachen diese Themen möglicherweise Zweifel; Zweifel am real Erlebten und vielleicht sogar Zweifel an der eigenen Wahrnehmung.
Einerseits geniesst das Publikum ein Augenfest von eindrucksvollen, teilweise sehr ästhetischen und teilweise verstörenden Bildern, gepaart mit einer verwirrenden Aneinanderreihung von Widersprüchlichkeiten und Oxymora seitens der Handlung. Beaus tiefgreifender Konflikt mit seiner Mutter wird offen und sogar auf physisch gewaltsamer Ebene ausgetragen. Die Traumata liegen auf beiden Seiten. Und die Wahrnehmung der Realität geht auch hier auseinander.
Der Zuschauer wird letztlich im Dunkeln darüber gelassen, was in dem Film wirklich vor sich ging. Kaum jemand schien diesen Film verstanden zu haben. Möglicherweise gibt es keine zwei gleiche Wahrnehmungen dieses Streifens. Denn wie wir in BEAU IS AFRAID gelernt haben – die Wahrnehmung schafft die Realität. Anscheinend.
Am Ende des Films mag manch einer das Gefühl haben, aus einem Alptraum erwacht zu sein und dankbar die Banalität des Alltäglichen goutieren. Doch geht einem das psychedelische Gedankenlabyrith von Filmemacher Ari Aster nach und lässt nicht locker, die verworrene Illusion der Irrwege folgt einem immer weiter.
Pressemitteilung – Beau geht es nicht gut – seine Paranoia macht ihm das Leben schwer und die Medikamente, die ihm sein Therapeut verschreibt, sind auch keine Lösung. Als Beau aufbricht, um seine Mutter zu besuchen, beginnt eine epische Odyssee, auf der er mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konfrontiert wird. Am Ende muss Beau erkennen, dass er seine dunkelsten Abgründe überwinden muss, um seine Träume zu erfüllen.
Mit Joaquin Phoenix, Nathan Lane, Amy Ryan, Stephen McKinley Henderson, Hayley Squires, Denis Ménochet, Kylie Rogers, Parker Posey, Patti LuPone, uvm.
Regie: Ari Aster
Filmlänge: 179 Min.
Kinostart: 11. Mai 2023
Verleih: LEONINE Studios
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