Am Mittwoch beginnt in Erlangen die Jahreskonferenz der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, die sie gemeinsam mit dem Forschungsverbund „German Mental Retardation Network (MRNET)“ unter dem Titel „International Conference on Genetics and Neurobiology of Mental Retardation“ durchführt. Drei Tage lang werden bei der englischsprachigen Konferenz 17 international führende Forscher aus Europa und Nordamerika sowie zahlreiche Nachwuchswissenschaftler im neu errichteten Hörsaalzentrum des Universitätsklinikums Erlangen über neueste Ergebnisse aus diesem Fachgebiet berichten. Zu dieser Veranstaltung sind die Medien herzlich eingeladen.
Mentale Retardierung (MR) oder geistige Behinderung ist definiert als substantielle Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten vor dem 18. Lebensjahr. Sie betrifft etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung und gehört zu den großen Problemen in der Medizin. Die wissenschaftlichen Fortschritte der letzten Jahre haben gezeigt, dass genetische Faktoren, das heißt Chromosomenstörungen und Einzelgendefekte, bei der Entstehung der MR eine wesentliche Rolle spielen. Neue Methoden der Genomforschung eröffnen nun die Möglichkeit der systematischen Analyse der zugrundeliegenden genetischen Veränderungen. Im Zusammenwirken von Humangenetik und Neurobiologie entwickelt sich ein neues, besonders innovatives Forschungsfeld. Die Leopoldina führt deshalb die von ihrem Mitglied Prof. Dr. André Reis organisierte „Internationale Tagung zu Genetik und Neurobiologie der mentalen Retardierung“ als Jahreskonferenz 2010 durch.
Die Aufklärung der genetischen Ursachen sowie ein besseres Verständnis der pathophysiologischen Zusammenhänge bei Denk- und Lernvorgängen stehen im Vordergrund der Forschung. Damit sollen nicht nur diagnostische Möglichkeiten für die Betroffenen und deren Familien verbessert sondern auch Voraussetzungen für die Entwicklung wirksamer Therapien geschaffen werden. Entsprechend spannt die Tagung einen breiten thematischen Bogen: Von neu aufgeklärten Einzelgendefekten und Veränderungen der Kopienzahl einzelner Genomabschnitte als Ursachen von MR, über neue Erkenntnisse der Gehirnentwicklung und der Rolle von molekularen Gennetzwerken bis hin zu den neuesten Ergebnissen zur medikamentösen Behandlung von Patienten mit Fragilem X-Syndrom. Auch benachbarte Gebiete wie Autismus- und Intelligenzforschung sind durch namhafte Experten vertreten.
Das „German Mental Retardation Network“ (MRNET) ist ein Forschungsverbund zur Aufklärung genetischer Ursachen der geistigen Behinderung. Dieser Verbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und ist Bestandteil des Programms zur medizinischen Genomforschung (Nationales Genomforschungsnetz (NGFNplus)). Er vereint klinische und wissenschaftliche Experten auf dem Gebiet der mentalen Retardierung und verfügt über modernste molekulare Technologien.
Termin
Jahreskonferenz der Leopoldina
29. September – 1. Oktober 2010
Hörsaalgebäude Medizin
Ulmenweg in 91054 Erlangen
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