Wie eine Metapher für die Leichtigkeit und Unbeschwertheit des bunten Fests auf dem innerstädtischen Platz stiegen die 70 blauen und weißen Luftballons in den wolkenlosen Himmel empor, während die Fahne mit dem kölnischen Stadtwappen auf einem der mächtigen Türme des mittelalterlichen Stadttores munter im Wind flatterte. „Israelwetter“ bezeichnete ein Besucher denn auch treffend die meteorologische Lage am vierten Israel-Tag, zu dem die Synagogen-Gemeinde Köln auf einem der zentralen Plätze in der Domstadt eingeladen hatte. Wie in Köln wurde außerdem in 69 weiteren deutschen Städten der Verbundenheit mit Israel gedacht – daher die 70 Luftballons. „Es ist uns als Gemeinde ein großes Anliegen, einmal im Jahr unsere Verbundenheit mit den Menschen in Israel zu zeigen“, betonte Gemeindevorstand Abraham Lehrer in seiner Begrüßungsansprache und zeigte sich besonders über den großen Zuspruch erfreut. Mehrere hundert Menschen genossen das mehrstündige abwechslungsreiche Programm bei viel jiddischer Musik, israelischen Spezialitäten und informativen Angeboten, die so gar nichts mit dem oftmals so einseitig kolportierten Bild von Israel in den Medien zu tun hatten.
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Zu feiern gab es gleich mehrere Daten: Neben dem 61. Geburtstags Israels war es vor allem der 100. Geburtstag von Kölns Partnerstadt Tel Aviv, die seit 30 Jahren mit der Rheinmetropole durch eine Städtepartnerschaft verbunden ist. „Die Städtepartnerschaft lebt wirklich, und das es sie gibt, grenzt an ein Wunder“ würdigte Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramme (CDU) die Begegnungen zwischen den Metropolen, „die mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind“. Wie selbstverständlich das sein kann, erlebte beispielsweise Nils Schumann dieser Tage. Der 13 Jahre alte Gymnasiast aus Köln und seine Eltern hatten zwei 14-jährige Jungen aus dem Jugendblasorchester Tel Aviv für einige Tage bei sich aufgenommen. „Wir hatten super viel Spaß zusammen“, berichtete der Schüler, der noch am Abend vor dem Israel-Tag mit dem Jugendblasorchester der Rheinischen Musikschule und den jungen Musikern aus Israel auf dem Podium der weltberühmten Kölner Philharmonie gemeinsam musiziert hatte. „Das ist wirklich ein hoffnungsvolles Zeichen, wie die Jungen miteinander umgehen“, ergänzte Nils' Mutter Helena. Natürlich gehöre aber zu diesem unbefangenen Umgang auch der Blick und das Wissen über die Vergangenheit.
Dabei ist es in der Tat erstaunlich, dass es nur 14 Jahre nach dem Ende des Holocaust bereits zur ersten Kontaktaufnahme von Kölner Bürgern mit Bürgern aus Tel Aviv-Yafo gekommen war und bereits 1960 die erste Schülergruppe aus der Domstadt dorthin reiste. Eine Reminiszenz an eine bessere Vergangenheit? Schließlich hatten an der Stadtgründung von Tel Aviv im Jahr 1909 die Zionistische Weltorganisation und der Jüdische Nationalfonds erheblichen Anteil – beide Organisationen waren damals in Köln beheimatet. „Tel Aviv ist ein herausgehobener Ort der Freiheit, Toleranz und Lebenslust, und das hat auch eine Menge mit Köln zu tun“, zog Oberbürgermeister Schramma nicht zuletzt aus eigenem Erleben eine treffende Parallele zwischen den Städten.
Das fröhliche Treiben auf dem Kölner Rudolfplatz war aber nicht nur der Städtepartnerschaft geschuldet, sondern zugleich und vor allem ein Zeichen der Solidarität mit Israel insgesamt. „Überall, wo ein Jude in der Welt ist, trägt er ein Stück Israel mit sich, und deshalb können wir auch in Köln feiern“, betonte Gemeinderabbiner Jaron Engelmayer und erinnerte daran: „Natürlich blenden wir den Nahost-Konflikt dabei nicht aus, schließlich ist in Israel auch Kritik möglich.“ Als Vorbote der westlichen Welt müssten in der einzigen Demokratie des Nahen Ostens die Kritiker nicht Angst vor der Regierung, sondern eher die Regierung Angst vor den Kritikern haben. So manch israelkritischer Zuhörer unter den Besuchern mag sich da womöglich in besonderer Weise angesprochen gefühlt haben.
Denn dass auch solche Gäste beim Israel-Tag gesichtet wurden, konnte etwa Christian Petzoldt bestätigen. „Wir hatten an unserem Stand viele gute Diskussionen und können so unsere Solidarität mit Israel und seinem politischen System zeigen“, berichtete der 32-Jährige von der Jungen Union Köln. Zusammen mit anderen politischen Jugendorganisationen informierte sie am Stand vom „Ring Politischer Jugend“ über das politische System Israels, die Parteien des Landes sowie die Grundzüge des demokratischen Lebens. „Nicht jeder weiß, dass Israel eine ähnliche Demokratie wie die unsere ist“, hat Petzoldt beobachtet.
Wer sich über die harten politischen Fakten und Grundlagen informiert hatte, konnte sich an den anderen Ständen entspannen. Besonders begehrt waren die selbst gebackenen Kuchen bei der Women International Zionist Organisation (Wizo). Und am Zelt daneben gab es auch etwas zu feiern: Erstmals überhaupt in Deutschland waren die „Freunde der ILAN Organisation in Deutschland“ mit einem eigenen Stand vertreten und boten die vielfältigen Artikel aus den Werkstätten für behinderte Kinder in Israel an. Frisch gepressten Orangensaftgab es an der Strandbar, Tee und Wasserpfeife waren vor allem bei Jugendlichen im Beduinenzelt begehrt. Überhaupt fiel der Besuch und die Beteiligung vieler junger Menschen auf, etwa das fantastische Klezmerensemble der Musikschule Leverkusen oder auch der Stand des Kölner Dreikönigsgymnasiums, an dem über die Schulpartnerschaft mit der Open Democratic Scholl in Tel Aviv als wunderbare Einladung zum Nachahmen empfohlen wurde. Mit Moshe Fleischer, Igor Epstein, Shuli Grohman und Simone Wilhelm gaben international bekannte Künstler ihre Visitenkarte ab, ehe mit den Gilgalim aus Tel Aviv bei herrlichem Vollmond und Sternenzelt der Israel-Tag vor der wunderbaren Kulisse des mächtigen Stadttores ausklang.
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