Die Vergleichende oder Systematische Religionswissenschaft beschäftigt sich mit Gleichheiten und Unterschieden in den verschiedenen Religionen. Wenn Ähnlichkeiten auftreten, so kann dies durch das Wesen der Religionen begründet werden oder durch Abschreiben. Verschiedenheiten beruhen meist auf lokale Gegebenheiten. Es ist nicht störend, sondern hilfreich, wenn der Religionswissenschaftler einer Glaubenskongregation angehört und an einem Gott glaubt.
Folgereligionen wie Judentum – Christentum – Islam ähneln sich und gleichzeitig unterscheiden sie sich zwangsläufig. Sie ähneln sich, weil die jüngere Religion vieles von der älteren übernimmt, sie unterscheiden sich, weil die jüngere Religion ansonsten keine eigenständige Religion geworden wäre. Dies gilt auch innerhalb der Religionen bei den Konfessionen: Der Protestantismus ist ein Abklatsch des Katholizismus.
In der Ben Gurion Universität in Beer Scheva im südlichen Israel werden die Religionen auch hinsichtlich ihrer Götter verglichen. Dort versucht Nissim Amzallag zu klären, welchem anderen Gott der Antiken Welt der jüdische Gott des Tetragramms am meisten ähnelt. Es geht als nicht um die Ähnlichkeit zwischen dem jüdischen Gott, dem christlichen Dreifaltigen Gott und Allah, sondern um eine Ähnlichkeit oder gegenseitige Befruchtung mit einem fremden Gott, der ungefähr zur gleichen Zeit die menschliche Geschichte beeinflusst. Es kommen nur die Götter der Griechen und der nahöstlichen Orientalen in Frage, die mit den Juden im kulturellen und wirtschaftlichen Austausch stehen. Gottvater und Allah sind in den vorchristlichen Jahrtausenden noch nicht in das Bewusstsein der Menschen eingedrungen.
Die erste Wahl fällt auf Zeus, wovon selbst Josephus Flavius vor zwei Jahrtausenden ausgeht. Doch es ist Dionysos, der Gott des Weines und der Fruchtbarkeit, der dem jüdischen Gott des Tetragramms am meisten ähnelt. Dionysos gilt unter den anderen Göttern des Olymp als Querulant, weil er sich als Fürsprecher der Menschen und als Rebell gegen weltliche Tyrannen aufführt, was ebenfalls an den jüdischen Gott des Tetragramms erinnert. Auch setzt sich Dionysos für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein!
Hierzu kommt, dass Dionysos ursprünglich ein kanaanitischer, also auch ein früh-israelitischer Gott ist, der „DuSara“ heißt: der von (dem Berg) Sara oder Seir, welcher heute im südlichen Israel zu finden ist. In Deut 33:2 wird beschrieben, dass der jüdische Gott des Tetragramms im Berg Sinai und im Berg Seir wohnt. Vom Nahen Osten aus erobert DuSara-Dionysos die Herzen der Griechen und vor allem der Griechinnen. DuSara wird von den Nabatäern als Hauptgott verehrt, als im ersten vorchristlichen Jahrhundert der zum Judentum konvertierte Nabatäer Herodes der Große den königlichen Thron in Jerusalem besteigt, was DuSara-Dionysos den Juden näher bringt. In der Galiläischen Priesterstadt Sepphoris (hebr. Tsippori) wird zur Zeit Jesus, der zusammen mit seinem Vater dort als Tagelöhner (Neues Testament euphemistisch: Zimmermann) arbeitet, DuSara mit dem jüdischen Gott des Tetragramms zuweilen gleichgesetzt und angebetet. Somit haben im damaligen römischen Judenstaat Juden, Nabatäer und andere zum Judentum konvertierte Völker DuSara-Dionysos als den jüdischen Gott des Tetragramms angebetet. Zu den Verehrern des Gottes DuSara-Dionysos und seiner Ideen gehören auch die christlichen Religionsstifter (s. Gleichnisse über den Wein im NT) und die Christen – bis heute!
Bereits im zweiten vorchristlichen Jahrhundert wird in Thrakien Dionysos, der dort Sabazius heißt, von Griechen und Juden gleichermaßen und gemeinsam verehrt. Das gemeinsame Beten ist den Juden erlaubt, da nach jüdischer Auffassung die griechischen Heiden den jüdischen Gott anbeten. Im Judentum werden alle Völker aufgefordert, dem Gott des Tetragramms zu huldigen (Jesaja). Zu dieser Zeit werden die Juden von den Römern verfolgt, da ihnen vorgeworfen wird, den Dionysos-Kult zu verbreiten, der den damaligen Römern noch als unschicklich gilt.
Plutarch beschreibt die auffälligen Ähnlichkeiten zwischen den religiösen Zeremonien der Juden und der Dionysos-Anhänger bei der hervorragenden Rolle des Weines. Im Judentum wird der Wein von der Herstellung bis zum Trinken bis heute als streng ritualisierte heilige Handlung verstanden. Leider erlauben die Modernisten unter den Rabbinern, statt des Weines Traubensaft zu trinken. Doch der Wein als heiliges Getränk verbreitet sich auch in der jüdischen Nachfolgereligion des Katholizismus. Im christlichen Abendmahl erscheint Dionysos mit voller Wucht: Der rote Rebensaft wird Teil des Christengottes!
Dionysos kann als Klammer zwischen Judentum und Christentum gelten, nicht alleine wegen des Weines, sondern vor allem wegen des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen. Die bisher jüngste monotheistische Folgereligion, die bedeutende Teile vom Judentum und vom Christentum übernimmt, verhält sich jedoch anti-dionysisch! Im Islam ist das Trinken von Alkohol verboten und bei heiligen Handlungen streng untersagt. Lediglich nach dem Heldentod wird der islamistische Märtyrer im aramäischen Originaltext mit Weintrauben belohnt.
Diese monotheistische Absonderlichkeit im Islam beruht wohl auf persönliche Erlebnisse des Religionsgründers. DuSara-Dionysos wird in vorislamischer Zeit von den Arabern in Form eines schwarzen Quaders verehrt. DuSara-Dionysos ist der damaligen Religion nach aus diesem Kultstein namens Chaabu (arab. Kaaba) geboren worden, der gleichzeitig seine Mutter Allaht ist. Allaht (arab. die Göttin oder der weibliche Allah) ist die Hauptgöttin im damaligen Mekka.
Der Stein wird schon damals umrundet, berührt und geküsst, was der Religionsgründer Mohammed nicht abzustellen vermag. Die einzige Änderung, die der Islam durchgesetzt hat, ist, dass „Kaaba“ nicht mehr die Mutter Allaht und Gemahlin von DuSara-Dionysos ist, sondern dass die heiligen äußeren Geschlechtsorgane der Stammmutter Eva (hebr. Chava) zugeordnet werden. Bis heute müssen fromme Muslime sieben Mal die äußeren Geschlechtsorgane Evas umrunden, bevor sie sie mit den Fingern berühren und mit den Lippen küssen dürfen.
In der islamischen Vorstellung ist die Kaaba der Ursprung und der Ausgangspunkt der Schöpfung und alles Lebens. In einer Liebesnacht soll der fromme Muslim seine Geliebte genauso behandeln wie die Kaaba: Er soll sieben Mal seine nackte Frau umrunden, bis er ihre äußeren Geschlechtsorgane mit den Fingern berühren und erst dann mit den Lippen küssen darf. In diesem Punkt gleicht der Islam dem Kult um DuSara-Dionysos, bei dem damals zusätzlich viel Wein geflossen ist. Auch das dionysische Verhältnis zwischen Gott und den Menschen, welches im Judentum und Christentum zu finden ist, wird vom Islam nicht übernommen.
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