Investmentfonds zwischen Kooperation und Konkurrenz

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Nachfolgend finden Sie einen Gastartikel von Professor Richard B. Evans
[1], Associate Professor of Business Administration_, _an der Darden
School of Business, University of Virginia. Sie können ihn in deutschen
Medien frei veröffentlichen.

KOOPERATION VS. KONKURRENZ: WAS WÜNSCHEN SIE SICH VON IHREM
INVESTMENTFONDS?

PROF. RICHARD B. EVANS, DARDEN SCHOOL OF BUSINESS

Der erfahrene Investor Charlie Munger meinte einmal: „Zeigen Sie mir
den Anreiz, und ich zeige Ihnen das Ergebnis“. Einfach ausgedrückt:
Welche Kennzahlen ein Arbeitgeber verwendet, um die Leistungszulage zu
bestimmen, wird wahrscheinlich einen tiefgreifenden Einfluss darauf
haben, wie sich die Mitarbeiter verhalten. Das wiederum wirkt sich auf
die Leistung von Unternehmen aus.

Eine von uns durchgeführte Studie[1] über die Leistung von
Investmentfondsmanagern zeigt, wie Mungers Gedanke in der realen
Finanzwelt zum Leben erwacht. Dementsprechend unterscheiden sich
deutlich die Ergebnisse, je nachdem ob die Mitarbeiter dafür bezahlt
werden, gegeneinander anzutreten oder für ihre Zusammenarbeit
entschädigt werden.

WAS IST ALSO DIE BESTE METHODE?

Die beste Antwort wird von den Zielen des Unternehmens abhängen. Unsere Forschung zeigt, dass Investmentfondsgesellschaften, die den Wettbewerb zwischen den Mitarbeitern fördern, tendenziell einen höheren Anteil an Starfonds haben. Die wettbewerbsorientierten Firmen hatten nicht nur mehr _Star-Fonds, sondern auch eine höhere _durchschnittliche Fonds-Performance. Die Gesamtperformance der Fonds in einer
Fondsfamilie wäre höher, wenn die Fondsmanager in einem Wettbewerb um die beste Leistung gegeneinander antreten würden.

Die Förderung des Wettbewerbs zwischen den Beschäftigten hatte jedoch
eine Kehrseite. Es gab eine höhere Schwankungsbreite bei den
Fondserträgen: Der Unterschied bei den Anlagerenditen zwischen den
besten und den schlechtesten Performern war größer, als wenn die
Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen den Beschäftigten förderten.

Unsere Untersuchung zeigte auch, dass Firmen, die die Zusammenarbeit
förderten, mehr Cross-Trading und Cross-Holdings von Wertpapieren
hatten und dass sie tendenziell stabilere Cashflows hatten.

EINE FLUT VON DATEN

Um diese Erkenntnisse zu gewinnen, untersuchten wir die Renditen für
fünf verschiedene Arten von Investmentfonds im Zeitraum 1992 bis 2015.
Konkret handelt es sich um Fonds, die US-Aktien, Nicht-US-Aktien,
US-Anleihen, Nicht-US-Anleihen und ausgewogene Portfolios mit mehreren
gehaltenen Anlageklassen verwalteten. Wir haben uns dann eingehend damit
befasst, wie die Portfoliomanager bezahlt wurden. Statistiken über
Ausgaben, Fondserträge und Portfolioumschlag wurden ebenso analysiert
wie der Grad der Überkreuzbeteiligungen zwischen Investmentfonds in
derselben Fondsfamilie.

Wir haben auch einen Wettbewerbsindex erstellt, der misst, wie die
Anreize ein höheres oder niedrigeres Wettbewerbsniveau gefördert
haben. Wir stellten fest, dass höhere Wettbewerbsindizes mit einer
höheren Leistung der Fonds korrelierten und umgekehrt.

WARUM ALSO KOOPERIEREN?

Angesichts des Rufs der Finanzindustrie, in der ein harter Wettbewerb
herrscht, warum sollte sich ein führendes Finanzunternehmen für einen
kooperativen statt einen wettbewerbsorientierten Ansatz entscheiden?

Wenn das Ziel darin besteht, den Gesamtwert eines Anlageberaters zu
maximieren, kann ein koordiniertes Vorgehen unter den Fondsmanagern ein
wichtiges Instrument sein, um dieses Ziel zu erreichen. Unsere Studie
ergab, dass Kooperationsanreize mit einer geringeren Volatilität bei
den Beratungsgebühren verbunden waren. Diese Gebühren bilden die
Einnahmen des Unternehmens. Und Investoren neigen dazu, einen stabilen
Cashflow positiv zu bewerten.

Welches Vergütungssystem ist also besser? Diese Frage gilt für jede
Organisation. Wollen Sie, dass alle miteinander konkurrieren oder dass
sie kooperieren? Im Falle von Fondsgesellschaften kommt es darauf an,
wer die Kunden sind und wie groß die Organisation ist.

DIE ROLLE DER INVESTOREN

Für institutionelle Kunden ist ein wettbewerbsorientierter Ansatz
sinnvoll, da anspruchsvolle institutionelle Anleger daran interessiert
sind, Zugang zu den Fähigkeiten und dem Know-how eines einzelnen
Fondsmanagers zu erhalten. Zum Beispiel könnte ein Pensionsfonds in
einen bestimmten Fonds investieren wollen, weil sein Manager in der
Vergangenheit eine überdurchschnittliche Leistung erbracht hat.
Institutionelle Anleger verfügen über das Fachwissen, um zu erkennen,
welche Manager besser sind als andere.

Vergleichen Sie das mit einer Finanzberatungsfirma, deren Kunden
Einzelpersonen sind. Genossenschaftliche [Fonds-]Familien verwalten eher
das Vermögen von Kleinanlegern. Die Nachfrage von Einzelanlegern nach
Investmentfonds hängt weniger stark von der Performance der Investition
ab. Stattdessen können andere Merkmale, wie z.B. die Beziehung zu einem
Finanzberater, mehr Einfluss haben.

Die Größe spielt auch eine Rolle, wenn es darum geht, welches
Entschädigungssystem verwendet werden soll. In kleineren Unternehmen
lässt sich durch Kooperation weniger gewinnen. Die einzelnen
Fondsmanager können jeweils Anlagespezialitäten haben, die sich nicht
überschneiden. Und deshalb ist der Spielraum für Gewinne, die sich aus
der Zusammenarbeit ergeben, geringer. Bei größeren Organisationen kann
eine Zusammenarbeit jedoch durchaus von Vorteil sein. Denn selbst ein
scheinbar kleiner Leistungsvorteil mit einem Manager kann einen Gewinn
bedeuten, der sich mehrmals vervielfachen kann, wenn ein Unternehmen
über eine große Bandbreite an Fondsangeboten verfügt.

[1]_ Richard B. Evans verfasste zusammen mit Melissa Porras Prado von
der Nova School of Business and Economics und Rafael Zambrana von der
University of Notre Dame’s Mendoza College of Business das Buch
„Competition and Cooperation in Mutual Fund Families“, das im Journal of Financial Economics _erschien.

Links:
——
[1]
https://www.darden.virginia.edu/faculty-research/directory/richard-b-evans


Ida JUNKER
international consultant

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