Die letzten Jahre waren geprägt von einem Aufbegehren vieler Bürger gegen die Komplexität, gegen die Globalisierung und die Internationalisierung praktisch aller Sachverhalte, ja jeglicher Politik. In der Konsequenz wurden in weiten Teilen der Welt oft populistische Entscheidungen getroffen bzw. autoritäre Politiker gewählt, die eine „Rückbesinnung“ auf das eigene Volk, die eigene Identität und die Wiedergewinnung der Kontrolle über das eigene Territorium versprachen. Dass diese Versprechen in der vernetzten und komplexen Realität des 21. Jahrhunderts nicht eingehalten werden können, erweist sich immer deutlicher und unübersehbar. Ganz im Gegenteil führen die althergebrachten Ego-Rezepte in der Welt von heute ziemlich schnell zu negativen Ergebnissen. Man denke nur an den Brexit, der das über Jahrhunderte „gestählte“ Vereinigte Königreich nahezu ins Wanken brachte oder an die USA, die dabei sind, ihre Weltmachtrolle zu verlieren, oder die Türkei, die vor lauter Egozentrik ihres Präsidenten die Chance einer anerkannten Stabilitätsmacht für den Nahen Osten nicht mehr wahrnehmen kann.
Entsprechend der Erkenntnis, dass wir Menschen oft erst nach gemachten negativen Erfahrungen „klug“ werden, erscheint nun eine neue primär vernunft- und werteorientierte Politik möglich, eine Politik, die Heimat, eigene Identität und eigene Interessen nicht verleugnet aber eben einbindet in die komplexen Zusammenhänge der heutigen Welt. Die viele Menschen bedrängende Flüchtlingsfrage muss durch Begrenzung der Zahlen, effektive Grenzkontrollen und kluge Integrationsmaßnahmen so geregelt werden, dass die Bürger die Handlungsfähigkeit ihres Staates nicht mehr anzweifeln.
Eine dergestalt neue Politik, die mehrdimensional die Erfordernisse und Interessenlage der regionalen, der nationalen und der europäischen Ebene in die Entscheidungen einbezieht und koordiniert, ist auch bitter notwendig. Nur eine derartig mehrdimensionale Politik ist heute noch in der Lage, die großen Probleme wirksam zu lösen bzw. zentrale Verbesserungen und Reformen erfolgreich durchzuführen. Es wäre in unser aller Interesse, wenn nach den durchweg negativen Erfahrungen mit Populisten und autoritären Staatslenkern Vernunft und verstehen bzw. akzeptieren der heutigen Komplexität eine neue Chance in der internationale Politik bekommen würde.
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