Indien – Eine Fülle von Investitionsmöglichkeiten

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Im bisherigen Jahresverlauf gehörte Indien mit einem Plus von rund 12 % in Pfund Sterling zu den großen Aktienmärkten mit der besten Performance, während die meisten gewichtigen Märkte rückläufig waren. Unserer Meinung nach gibt es viele Gründe für die relative Widerstandsfähigkeit des Landes.

Die makroökonomischen Aussichten Indiens sind relativ gut. Es ist die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt, mit einem erwarteten Wachstum von knapp über 7 % in diesem Haushaltsjahr. Tatsächlich hat Indien damit das Vereinigte Königreich überholt und ist zur fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen. Angesichts der Größe und der Wachstumsrate Indiens wird erwartet, dass das Land in der Rangliste weiter aufsteigt und nach den derzeitigen Prognosen bis 2050 zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt werden könnte.

Indien überholt UK in der Größe und wächst stärker als China

Mit über 7 % ist Indiens Wachstum deutlich stärker als das Chinas, das sich auf etwa 3,5 % (für 2022) verlangsamt hat. Darüber hinaus bestehen in Indien nicht die gleichen politischen Risiken wie in China. Wir haben keine anhaltenden Abriegelungen oder extremen regulatorischen Eingriffe erlebt, und die Situation im Immobiliensektor ist genau umgekehrt. In Indien wurde in den letzten zehn Jahren zu wenig gebaut, wordurch jetzt ein erheblicher Nachholbedarf besteht, der den Beginn eines neuen Bauzyklus anheizt.

Die indische Wirtschaft entwickelt sich auch aufgrund der raschen Einführung digitaler Zahlungs- und Kredittechnologien rasch weiter. Rund 40 % aller weltweiten digitalen Transaktionen werden in Indien getätigt, was bedeutet, dass die Steuereinnahmen schneller wachsen, was wiederum zu höheren Investitionen in die Infrastruktur führt. Zudem ist Indien widerstandsfähiger gegenüber der Energiekrise. In der EU und im Vereinigten Königreich beispielsweise liegen die Gaspreise aufgrund der russischen Abschaltung um mehr als das Siebenfache über dem normalen Niveau, aber die hohen Gaspreise betreffen Indien nicht in gleichem Maße: Während der Anteil von Gas im Vereinigten Königreich etwa 40 % beträgt, macht er in Indien nur etwa 6 % des gesamten Energieverbrauchs aus. Stattdessen wird Indien hauptsächlich mit Kohle, Öl und erneuerbaren Energien versorgt, die alle einen geringeren Kostenanstieg verzeichnen. Das Land kann sich auch selbst mit Lebensmitteln versorgen und hat Exportkontrollen eingeführt, um zu verhindern, dass die Preise aus dem Ruder laufen.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Inflation in Indien mit nur 7 % relativ in Grenzen gehalten, während sie im Vereinigten Königreich über 10 % beträgt und weiter steigt. Indische Staatsanleihen bieten auch eine positive Realrendite und könnten noch in diesem Monat in den GBI-EM Global Diversified Bond Index von JPMorgan aufgenommen werden, was passive Zuflüsse von bis zu 30 Mrd. USD nach sich ziehen könnte.

Positive Handelsbilanz trotz steigender Ölpreise

Was den Gegenwind angeht, so könnte man erwarten, dass Indien als großer Nettoimporteur von Öl von steigenden Ölpreisen hart getroffen wird. Allerdings sind hohe Ölpreise für Indien weit weniger ein Problem als in der Vergangenheit, was vor allem auf das Exportwachstum zurückzuführen ist. Indien verzeichnet ein beträchtliches Wachstum bei den Einnahmen aus IT-Exporten – doppelt so viel wie im letzten Jahr für Öl ausgegeben wurde – sowie ein starkes Wachstum im verarbeitenden Gewerbe als direkte Folge der Störungen in China.

Wie schlägt sich dieses positive makroökonomische Umfeld nun in den Gewinnen der Unternehmen nieder? Insgesamt lag das Gewinnwachstum im Juni-Quartal bei rund 30 %, ausgehend von einer niedrigen Basis, wobei es große Unterschiede zwischen den Sektoren gab. Unternehmen, deren Kostenbasis zu einem großen Teil aus Rohstoffen besteht, wie z. B. Textilien, Zement und Fluggesellschaften, hatten mit Margendruck zu kämpfen. Demgegenüber haben Finanzunternehmen und Unternehmen, die einkommensstärkere Verbraucher beliefern oder über starke Marken verfügen, sehr gute Zahlen vorgelegt. Die Unternehmen beginnen, einen Teil des Drucks auf die Inputkosten durch Preiserhöhungen weiterzugeben, so dass wir in den kommenden Quartalen mit einer gewissen Verbesserung der Margen rechnen.

Langfristiger Rückenwind erwartet

Was die Bewertungen angeht, so wurde Indien zwar schon immer mit einem Aufschlag gehandelt, aber wir glauben, dass dies angesichts seiner langfristigen Wachstumsaussichten einen guten Grund hat. Vor etwa zehn Jahren wurden indische Aktien mit einem Aufschlag von etwa 25 % gegenüber britischen Aktien gehandelt, aber sie übertrafen die britischen Aktien im selben Zeitraum um etwa 150 Prozentpunkte (in Pfund Sterling), obwohl die Dividendenrenditen viel niedriger waren. Daher ist es wichtig, die Bewertungen und das Ertragswachstum längerfristig zu betrachten. Im Rahmen unserer Strategie konzentrieren wir uns weiterhin darauf, Wachstum zu einem vernünftigen Preis zu finden, wobei wir uns oft in weniger gut erforschten Bereichen wie den Small- und Mid-Cap-Aktien umsehen. Diese werden tendenziell zu günstigeren Kursen gehandelt, als einige der Mega-Cap-Aktien im MSCI India Index.

In diesem Jahr haben ausländische Investoren bisher indische Aktien im Wert von rund 28 Mrd. USD verkauft, aber der Markt hat sich recht gut gehalten, weil die Inländer weiterhin in Aktien investieren. Darüber hinaus gibt es langfristig viel Spielraum für eine Fortsetzung dieses Trends, da die Ersparnisse der privaten Haushalte insgesamt etwa 20 % des BIP bzw. 700 Mrd. USD betragen und nur etwa 6 % davon in Aktien angelegt sind, während in den großen Industrieländern 30 % und mehr üblich sind. Im Laufe der Zeit könnte der steigende Anteil der Aktienallokation starken Rückenwind für indische Aktien liefern, was dazu beitragen könnte, sie bis zu einem gewissen Grad von der globalen Volatilität abzuschirmen, wie wir es in diesem Jahr bisher gesehen haben.

Autor: Colin Croft, Investment Manager, Global Emerging Market Equities bei Jupiter Asset Management

 

Quelle: Jupiter

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