Nach dem überraschenden Rückzug des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, der möglicherweise damit einer Großen Koalition mit der schwachen SPD nicht im Wege stehen wollte, ist das Spiel um seine Nachfolge entbrannt. Gute Chancen Althaus zu beerben, haben Christine Lieberknecht, Birgit Diezel und Mike Mohring.
Lieberknecht zählt nicht nur zu den Urgesteinen der Thüringer CDU, sie war als Kulturministerin auch maßgeblich am Sturz des damaligen Ministerpräsidenten Josef Duchac beteiligt. Als Pastorentochter aus der DDR studierte sie selbst evangelische Theologie, trat 1981 in die CDU ein, arbeitete als Pfarrerin im Kirchenkreis Weimar. Politisches Aufsehen erregte sie, als sie am 10. September 1989 zu den vier Unterzeichnern des „Briefes aus Weimar“ zählte, der sich an den Parteivorstand der CDU in der DDR richtete. Gefordert wurde die Aufkündigung des Bündnisses mit der SED. Unter Lothar de Maizìere wurde sie 1989 in den Parteivorstand der CDU gewählt, von 1990-1992 war sie Thüringer Kultusministerin, später Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und von 1994 bis 1999 Thüringer Ministerin für Bundesangelegenheiten in der Staatskanzlei. In den Jahren 1999-2004 fungierte sie als Präsidentin des Thüringer Landtags, 2008 wurde sie Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit.
Nicht nur parteiintern hat Lieberknecht den Ruf der „Königsmörderin“, sie gilt auch als konfliktscheue Kronprinzessin, die bei schwierigen Fragen erst einmal abwartet. Mit diesem ihrem zurückgezogenen Führungsstil ist sie bislang aber nicht schlecht gefahren. Spätestens nach dem schweren Skiunfall des Ministerpräsidenten galt sie als mögliche und favorisierte Nachfolgerin. Nunmehr könnte sie die erste starke Frau in Thüringen werden. Für eine mögliche Nachfolge spricht auch, daß sie – im Unterschied zu ihren Parteigenossen – ein gutes Verhältnis zu Christoph Matschie hat, denn beide studierten Theologie, opponierten gegen die SED, handelten als Fraktionschefs miteinander Kompromisse aus. Diese Nähe zum SPD Herausforderer wird bei den kommenden Verhandlungen sicherlich von Vorteil sein. Die Zeit wird dabei knapp. Denn spätestens 30 Tage nach der Landtagswahl muß sich ein neuer Landtag konstituiert haben, und dann muß auch feststehen, wer mit wem koaliert.
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