Der ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) kritisiert. „Es ist nicht zu erwarten, dass diese Käufe die Inflationsentwicklung spürbar beeinflussen“, sagte er am Donnerstag in München. „Die Käufe verstärken allerdings die Verzerrungen an den Kapitalmärkten. Sie bringen außerdem die Risiken mit sich, dass sich Spekulationsblasen bilden. Die EZB versucht, mit der Brechstange die Inflationsrate anzuheben.“
Zur Bilanz des ausscheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi sagte
Fuest: „Er hat die EZB durch schwierige Zeiten geführt und dabei
Durchsetzungsstärke gezeigt. Diese hat allerdings teilweise zu
umstrittenen Entscheidungen geführt. Mit seiner Zusage, notfalls
unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenstaaten zu kaufen, hat er das
Vertrauen am internationalen Kapitalmarkt wiederhergestellt und die
Eurokrise beruhigt. Dafür hat Draghi in Kauf genommen, dass die EZB ihr
Mandat überschreitet und eine fiskalpolitische Rolle übernimmt. Die EZB
hat sich so als wichtigste Institution zur Krisenbekämpfung in der
Eurozone etabliert und die Regierungen aus der Verantwortung entlassen.
Die Frage ist heute aber, ob die Geldpolitik mit dieser Aufgabe nicht
überfordert ist.“
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