Der Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft, Gabriel Felbermayr, hat Europa dazu aufgerufen, sich im Handelskonflikt mit den USA nicht klein zu machen. „Man vermeidet einen Konflikt, zumal mit Donald Trump, nicht durch gutes Zureden. Man muss die Realitäten klar benennen: Europa ist zu wertvoll für die USA. In der Summe stehen für Trump genauso viele Geschäfte auf dem Spiel wie für die Europäer in den USA“, schrieb er am Freitag in einem Aufsatz für das Handelsblatt, den er mit dem Volkswirtschaftsprofessor Jens Südekum aus Düsseldorf verfasste. „Die gute Nachricht ist, dass die EU den USA etwas entgegenzusetzen hätten, denn die Leistungsbilanz mit den USA ist laut US-Zahlen ungefähr ausgeglichen. Die Amerikaner weisen spiegelbildlich zu ihrem Defizit bei den Gütern einen Überschuss bei Dienstleistungen von 50 Milliarden und bei Unternehmenseinkommen von 100 Milliarden Dollar aus.“
Die 100 Milliarden Dollar Überschuss der USA in Europa beruhen auf hoch rentablen Unternehmensbeteiligungen. „Gerade Digital-Unternehmen aus den USA haben immaterielle Wirtschaftsgüter wie Patente in Tochter-Unternehmen verbucht, nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen. Vor allem aus Irland und den Niederlanden beziehen die USA immense Gewinne. Im Ernstfall stünde das alles im Feuer. Eskaliert Trump den Konflikt trotzdem, darf die EU nicht mit lächerlichen Symbolzöllen auf Orangensaft oder Whiskey antworten. Sie muss dort ansetzen, wo die Amerikaner das Geld verdienen. Zum Beispiel mit einer Digitalsteuer auf Online-Dienstleistungen. Nur wegen dieses Trumpfs im Ärmel kann ein echter Handelskonflikt vielleicht vermieden werden.“
Aufsatz im Handelsblatt vom 25. Mai 2018