Holocaust-Denkmal im Zentrum Berlins ist keine Schande

Seichte Brandung, Foto: Stefan Groß

Es entspricht nicht der Wirklichkeit, dass das Holocaust-Denkmal im Zentrum von Berlin ein Denkmal der Schande ist. Weder dass das Denkmal dort steht, noch das, was das Denkmal repräsentieren soll, ist eine Schande. Das Denkmal hält die Erinnerung an die bestialische Ermordung von 6.000.000 Juden wach, die die Vorfahren der jetzigen Deutschen ermöglicht und durchgesetzt haben. Das Denkmal hält die Erinnerung an das schlimmste Verbrechen wach, zu dem ein Kulturvolk jemals fähig gewesen ist. Dafür reicht das Wort „Schande“ nicht aus.

Das Holocaust-Denkmal im Zentrum von Berlin ist das Denkmal des schlimmsten Verbrechen, das Menschen begangen haben.

Es gibt auch Denkmäler der Schande. Wer nicht achtlos an menschlichen Artefakten vorbeigeht, wird solche Denkmäler in seiner Stadt erkennen. Düren ist das städtische Zentrum der Nordeifel, wohin der Eifeler fährt, wenn er sich in seinem Dorf langweilt oder wenn er Lust auf einen zu bezahlenden Parkplatz für sein Auto verspürt. Leider findet man derartige Parkplätze immer mehr auch in der Eifel, weil die Gier nach Geld überall ihre schmutzigen Finger ausstreckt.

Das Dürener Denkmal der Schande ist mitten in der Stadt nahe dem Rathaus errichtet. Es soll einen Friedensengel zeigen, der an einem Racheengel erinnert. Schön ist er nicht; vor Jahrzehnten hätte man von einem „Schinken“ gesprochen. Die Schande an diesem Schinken liegt jedoch nicht im Schinken, sondern darin, dass das Kunstwerk nach dem Krieg von einem zutiefst überzeugten Nationalsozialisten und Hitlerverehrer errichtet worden ist. Es ist eine Schande, dass dieses Denkmal errichtet worden ist und es ist eine Schande, dass dieses Denkmal nicht abgerissen worden ist. Zur Erinnerung an die schlimmsten Bobenabwürfen auf Düren während des letzten Krieges treffen sich Ewig-Gestrige einmal jährlich vor dem Schanddenkmal, wo der Bürgermeister auf Lebenszeit eine belanglose Rede hält, die sich kaum von seiner Rede vor einem Jahr unterscheidet, bei der die zuhörenden Bürger Ergriffenheit heucheln.

Nicht nur in Düren, sondern auch in sehr vielen anderen Städten und sogar in Dörfern Deutschlands und Umgebung finden sich unscheinbare Denkmäler der Schande, die in den Gehwegen eingelassen sind. Sie heißen „Stolpersteine“ und sind einfache Pflastersteine mit einem goldfarbenen Messingüberzug auf der Oberseite, in dem Namen eingeritzt sind. Die meist jüdischen Namen weisen auf Menschen hin, die in der Nähe oder auch woanders gewohnt haben, bevor sie aus Deutschland geflüchtet oder ermordet worden. Derzeit kosten die Steine incl. Verlegung 120 Euro das Stück, Mengenrabatt ist nicht vorgesehen. Die Schande besteht darin, dass die Oberfläche der Steine sich in kürzester Zeit der schmutzigen Umgebung anpassen. Einige seltene Male findet eine offiziöse Begehung statt. Zuvor werden die Steine auf Hochglanz poliert, damit die frömmelnden und Juden verachtenden Israelkritiker ihre Absolution und ein gutes Gefühl erhalten, um wieder frisch von der Leber und mit neuer Kraft gegen Juden zu hetzen. Anschließend fallen die Stolpersteine vom Dreck der Straße und Kot der Hunde warm zugedeckt in einem traumlosen Schlaf – bis die nächsten Pfaffen kommen.

Das sind die wahren Denkmäler der Schande, über die niemand, auch kein Politiker der AfD selbst zur besten Wahlzeit, spricht.

Finanzen

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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