Über vier Jahrzehnte unterstützt die WALTER SCHULZ- Stiftung die Forschungsarbeit bei der Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen. Unter dem Motto Fördern. Forschen. Kommunizieren geht es um die Projektförderung und Verleihung eines mit 10000 euro dotierten Preises. Von Holde Heuer.
Zu Ehren ihres verstorbenen Mannes Walter Schulz gründete die Verlegerin Erna Schulz der Krafthand Medien GmbH1980 die Stiftung, deren erklärtes Ziel ist, Erkrankte durch frühestmögliche Diagnostik und erfolgbringende Therapiemöglichkeiten wieder gesunden zu lassen. Auch möglich durch ihr großes finanzielles Stiftungsengagements. Botschafterin ist die bekannte Schauspielerin Ulrike Kriener, die schon lange für eine unabhängige Forschung wirbt. „Die Verantwortung alles Wissenswerte mit Freude, Sympathie und Neugierde für jeden verständlich zu machen, und mit den Werten der Wissenschaft zur finanziellen Förderung aufzurufen, ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Ein Mantra der vielfach mit Filmpreisen ausgezeichneten Künstlerin war schon immer das Thema Wertschöpfung. Ihre ständige Suche nach Verantwortung erste Bürgerpflicht. Seit Jahren absolute Wunschkandidatin von Prof. Dr. med. Wolfgang Eiermann, ehemals Ärztlicher Direktorder Frauenklinik vom Roten Kreuz Welt-Reisender in Sachen neuester medizinischer Forschungs-Erkenntnisse und u. a. Vorstand der WALTER SCHULZ-Stiftung neben der Vorsitzenden Monika Thieler.
Neues Mitglied im Vorstand der WALTER SCHULZ-Stiftung ist Prof. Dr. med. Clemens Wendtner, ehemals Chefarzt und Infektiologe / Onkologie amKlinikum Schwabing; jetzt leitender Onkologe im IOZ München
Er übernimmt die Position von
– Prof. Heinz Höfler, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats und Leiter des Preiskomitees der WALTER SCHULZ-Stiftung, scheidet zum 1.1.2024 aus; -.
Eine Empfehlung am Rande von Prof. Wendtner: die nächsten Monate bis Ostern 2024 das freiwillige Tragen einer Maske in öffentlichen, geschlossenen Räumen.Vorsorge ist Fürsorge.
Ulrike Kriener beeindruckt vor allem, dass die WALTER SCHULZ-Stiftung frei von jeder Beeinflussung ist und keinerlei wirtschaftliche Interessen verfolgt, sondern sich einzig der Krebsforschung widmet. Frau Kriener befürwortet mit großem Engagement, dass Kliniken und Institutionen unterstützt werden, ebenso der Nachwuchs mit der Ausschreibung des jährlichen Forschungspreises für j u n g e Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Die diesjährige Preisträgerin Frau Dr. med. Lina Welz ist gerade erst dreißig Jahre alt. Ihr Forschungsthema ist die Behandlungsoptimierung durch gezielte Krebstherapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Für den Laien und umgangssprachlich: Frau Dr. Welz, die als Clinician Scientist in der Facharztausbildung zur Allgemeinen Internistin und Gastroenterologin am Institut für Klinische Molekularbiologie der Christian-Albrechts-Universität Kiel und in der Abteilung Innere Medizin I, Universitätsklinik Schleswig-Holstein tätig ist, befasst sich wissenschaftlich mit dem Darm und dem sogenannten „Einfamilienhaus“ in jedem von uns. Soll heißen, unser Darm ist ein Raumkünstler und erreicht mit acht Metern plus den Ausstülpungen im Dünndarm (Zotten) so wie den Vertiefungen im Dickdarm (Krypten) eine Oberfläche von ca. 120 Quadratmetern. Das entspricht der Größe eines „Einfamilienhauses“. Neben dem Nahrungsbrei finden in diesem Verdauungshaus auch Billionen von Bakterien Platz und könnten in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen, wenn nicht chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) sich nach wie vor immens verbreiten würden. Dabei spielt die Hauptrolle in der Genese der CED das Mikrobiom, das so individuell wie ein Fingerabdruck ist: Denn bei CED-PatientInnen leben Mikrobiom und Mensch nicht in sich tolerierender Symbiose, sondern greifen sich gegenseitig an. Und dies kann verheerend sein: Auf Boden jener chronisch-entzündlichen Veränderungen kann Darmkrebs entstehen. Von jährlich 240 000 Krebs-Toten in Deutschland sind allein über zehn Prozent durch Darmkrebs gefährdet.
Wir sind viele. Ein riesiger Metaorganismus, heißt es über das Mikrobiom. Und je mehr Vielfalt in einem Ökosystem herrscht, desto gesünder ist es. Soll heißen, je diverser ein Mikrobiom, desto widerstandsfähiger. 3,3 Millionen Gene haben alle Bakterienarten im Darm zusammen. Billionen von Mikroben teilt jeder mit seinem Körper. Gutes Mikrobenfutter sind Obst und Gemüse. Kartoffeln möglichst regional. Wenig Fleisch und Zucker. Gutes Mikrobenfutter sind zudem Ballaststoffe, etwa aus Vollkornprodukten – und als Nachtisch Bewegung. Wie Studien zeigen, fördert auch Sport die Vielfalt in unserem inneren Kosmos. Seitdem schmeckt Gemüse und Vollkornbrot natürlich noch besser.
Die zentrale Frage von Frau Dr. Welz lautet, wie CED kennzeichnender und andauernder ER-Stress (Endoplasmatisches Retikulum-Stress) Regenerations- und Tumorentstehungsprozesse im Darmepithel beeinflußt. Sie zeigt, dass sich das Regenerationspotential des Darms bei wiederholten stressgesteuerten, oben genannten Prozessen verringert. Und wer kennt nicht Bauch-Weh bei Überforderung, wenn unsere Intuition uns warnt. Und wie oft ignorieren wir diese einfachen Signale. Obwohl wie schon in Kindertagen „aus dem Bauch heraus handeln“, gelernt haben. Und längst wissen, dass man sich die Zeit nehmen sollte „erstmal Diverses verdauen zu lassen“. Vor allem, weil glgtl. der Bauch doch „klüger sein kann als der gescheiteste Kopf uns dirigieren“ will. Chronische Entzündungen entstehen vor allem durch fehlregulierte Immunantworten und damit einhergehenden chronischen Stressreizen, welche durch verschiedene Mechanismen die DNA im Darm angreifen. CED (chronisch entzündliche Darmerkrankungen)-Patienten haben damit ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs.
Die Dissertation von Lina Welz weist nun nach, dass das CED-Risikogen XBP1 (X-box binding protein 1), welches bei CED-Erkrankten häufig mutiert ist und die Entstehung von ER-Stress verhindert, bei der Koordination des physiologischen Gleichgewichts im Darm in Form einer Regulation von DNA-Reparatur und Zellteilung beteiligt ist und somit Krebsentstehung verhindert.
(Veröffentlichung Januar/2022, Fachzeitschrift „Gastroenterology“)
Die Kunst der Dr. Lina Welz, diese medizinische Quadratur des Kreises in frühestmögliche Diagnostik und erfolgreicher Therapie wissenschaftlich zu erfassen, ist ihrem konzentrierten Know-how wie einer fröhlichen Leichtigkeit bei strengsten Ansprüchen zu danken. Da ist diese erstaunliche Verbundenheit mit ihrer emotionalen Seite bei höchsten Wissenschaftsansprüchen, die Entscheidungen lieber dem Bauchgefühl als dem Kopf überlässt. Sogleich versteht auch der weniger Geschulte komplizierteste medizinische Zusammenhänge. Alles scheint bei Lina Welz federleicht. Als Doktorandin ist sie natürlich in verschiedenen Ehrenämtern aktiv. U. a. von 2013 bis 2016 war Lina Welz Mitglied und erste Vorsitzende der UNICEF-Hochschulgruppe Kiel. Diverse außerfachliche Tätigkeiten und Ehrenämter gehören zu ihren selbst gewählten Engagements, wie Veröffentlichungen und wissenschaftliche Vorträge. Ganz nebenbei bemerkt könnte die Preisträgerin Lina Welz durchaus in der Modewelt erfolgreich sein. Charmant und neugierig lächelt sie ihr Gegenüber wie eine Schwester von Claudia Schiffer an. Eine zusätzliche besondere Gabe, die sie auch in einem „PJ-Logbuch, Leidfaden für das Praktische Jahr“ unter dem Pseudonym Charlotte Tverstedt am 6.12. 2021 veröffentlicht hat, ist das „An-die-Hand-nehmen“ von zukünftigen Kollegen. (ISBN-13: 9783755713319).
Ein must , bzw. erste Pflichtlektüre für die nachfolgenden Medizinergenerationen. Auch für längst geweihte Mediziner, einmal zurück zu schauen für mehr Verständnis, und noch mehr Einfühlungsvermögen, was doch so unbedingt in diesem wundervollen Beruf nicht nur Erkrankten gegenüber notwenig ist. Wieviel Angst, Stress, Unsicherheiten das praktische Jahr für angehende Mediziner bedeuten, das alles formuliert Lina Welz behutsam. Ohne Schuldzuweisungen! Einzig mit einfachen aber unendlich leichten Lösungsvorschlägen. Plus praktischen Tips! Ein höchst notwendiges Coaching, das den Stressfaktor Emergency immens entspannen kann. Und Hermann Hesses Worten folgend, „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, beschert alsbald dem PJ (Praktischen Jahr) ein Selbstverständnis an purer Freude, Miteinander und ganz viel Wissen. Dieses Buch ist eine höchst notwendige Innovation. Damit dieser wunder-volle allumfassende Beruf Berufung bleibt. Frau Dr. Lina Welz sei Dank. Sie sieht die Dinge halt auch einfach mal ganz anders.
Da ist der Mythos jahrhunderterlanger Forschung in der Medizin und die Wiederkehr. Der Mediziner-Beruf wird auf sehr unterschiedliche Weise von seiner Vergangenheit eingeholt. Das Prinzip der Wiederkehr wohnt aber letztlich jedem Mythos inne: als Register großer Fragen, die seit Jahrhunderten immer wieder gestellt werden. Und großartiger Forschung. U. a. seit so vielen Jahren befördert durch die WALTER SCHULZ-Stiftung.