Die politische Landschaft in Deutschland hat sich bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 neu justiert

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Dass es in kurzer Zeit zu Veränderungen kommen kann, haben wir im Vorfeld der Bundestagswahl durch die Entwicklung der Zustimmungswerte der Linkspartei gesehen. Und dies belegt auch unsere Umfrage, bei der wir wissen wollten, ob man Friedrich Merz zutraut, ein guter Bundeskanzler zu sein. Mitte Januar bejahte das gut jeder Vierte (26 Prozent), Mitte März 30 Prozent. Insbesondere bei den Wählern der so genannten Kenia-Parteien von CDU/CSU (von 57 Prozent im Januar auf 72 Prozent im März), SPD (von 18 Prozent auf 25 Prozent) und Bündnis90/Die Grünen (von 11 Prozent auf 19 Prozent) stieg der Anteil derjenigen, die Friedrich Merz zutrauen, ein guter Bundeskanzler zu sein, deutlich an. Bei den Wählern der anderen oppositionellen Parteien verringerte sich das Zutrauen in Friedrich Merz deutlich: bei den Wählern der FDP von 39 Prozent auf 30 Prozent, bei den Wählern der AfD von 14 auf zwölf Prozent, bei den Wählern der Linkspartei von 20 Prozent auf neun Prozent und bei den Wählern des BSW von neun Prozent auf sieben Prozent.

Die politische Landschaft in Deutschland hat sich bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 neu justiert. Es gibt zwei annähernd große Blöcke von Befragten, die sich selbst jeweils links bzw. rechts der Mitte verorten. Dazwischen gibt es eine relative Mehrheit, die sich selbst in der politischen Mitte verortet. Die Anzahl derjenigen, die sich nach diesem klassischen Links-Mitte-Rechts-Spektrum nicht verorten möchte, geht zurück. Man kann darin auch eine zunehmende Politisierung und Positionierung erkennen. Vor allem aber verändern sich traditionelle politische Bindungen. Nach unserem jüngsten Meinungstrend wollen 21 Prozent der Katholiken die AfD wählen, früher waren die Zustimmungswerte einstellig. Immer mehr Wähler hören nicht mehr auf ihre Gewerkschaften oder Kirchenführer, wenn sie ihre Wahlentscheidung treffen. Wer Menschen überzeugen will, muss mit ihnen in den Dialog treten. Wenn die zukünftige Bundesregierung anders enden möchte als die Ampel, muss sie nicht zuletzt eine völlig andere Kommunikation pflegen.

Über Hermann Binkert 385 Artikel
Hermann Binkert ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Der Jurist ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Markt- und Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE. Bevor er INSA im November 2009 in Erfurt gründete, war Binkert 18 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt als Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, tätig. Heute gehört er zu den renommiertesten Meinungsforschern Deutschlands und erhebt Umfragen für Ministerien im Bund und in den Ländern, für alle Parteien und Fraktionen, die im Bundestag und in den Landtagen vertreten sind. Wöchentlich stellt INSA die Sonntagsfrage für die Bild am Sonntag und die BILD. Das Meinungsforschungsinstitut arbeitet für viele großen Verlage, z. B. Springer, Burda, Funke, Madsack. Es führt aber auch Fokusgruppengespräche und Testkäufe durch.