Anlässlich der heutigen Premiere von Richard Wagners Walküre bei den Bayreuther Festspielen, die der Künstler Hermann Nitsch bebildern und für deren Dauer er eine Malkation auf der Bühne inszenieren und dirigieren wird, möchten wir zurückblicken auf unsere Kooperation mit dem Künstler und der Bayerischen Staatsoper – einer der kulturellen Höhepunkte des Sommers 2011. Nitsch realisierte die damalige Festspielpremiere von Olivier Messiaens „Saint François d’Assise“ in einem künstlerischen Gesamtkonzept. Zeitgleich fand in der Galerie Thomas Modern eine große Schau mit Arbeiten Nitschs statt, die wiederum einen lebendigen Rahmen für Symposien und Diskussionsrunden mit dem Künstler bot.
Hermann Nitsch in der Galerie Thomas Modern Vernissage und öffentliche Führung im Sommer 2011
Der 1938 in Wien geborene Hermann Nitsch ist einer der Begründer des „Wiener Aktionismus“, der in den 1960er durch Aufsehen erregende Aktionen bekannt wurde. Seine künstlerische Arbeit basiert auf der Idee des synästhetischen Gesamtkunstwerks, in dem die Malerei eine besondere Rolle einnimmt: Musik, Drama, Aktion und Malerei ergänzen sich, bzw. bedingen sich gegenseitig. Der Begriff der „Klangfarbe“, der immanent für Wagners Musik ist, wird bei Nitsch zum „Farbklang“ der weit über die Dimensionen des Tafelbildes hinausgeht. Den Klang seiner Farben hat Nitsch über die Jahre kontinuierlich erweitert und die Tonarten immer wieder verändert. Von den ersten „Schüttbildern“ der 1960er Jahre, wo Rottöne, aber auch das Schwarz und Braun von getrocknetem Blut dominierten, sind die dem Rot verwandten Farben wie Orange, Gelb und Violett, aber auch das sich zu Rot komplementär verhaltene Chromoxidgrün hinzugekommen. Im jüngeren Werk Nitschs kommt es dann zu regelrechten Farbexplosionen, die alle Farben des Regenbogenspektrums in unterschiedlichen Zusammenstellungen erklingen lassen. Nitschs Farben sind immer Farben voller Sprengkraft, die den dramatischen Vorgang und die Ekstase des Malens, Schüttens, Bespritzens oder Verschmierens auf der Leinwand auch nach der Aktion allein in der Betrachtung noch nachvollziehen lassen.
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