Es gibt viele Beispiele, die zeigen, wie Meinungen sich ändern. Ein Beispiel ist ganz aktuell: Nach Fukushima war nach allen Umfragen die überwältigende Mehrheit der Deutschen für einen schnellen Ausstieg aus Atomenergie. Zwölf Jahre später wurden die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet und eine Mehrheit von 54 Prozent findet das falsch, lediglich 38 Prozent beurteilen dies als richtig.
Fast zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) würden den Bau neuer moderner Atomkraftwerke in Deutschland als richtig bewerten, nur 18 Prozent als falsch.
Innerhalb von zwölf Jahren hat sich die Meinung zur Kernenergie also fundamental gewandelt. Unabhängig von Geschlecht, Altersgruppe, Region, Einkommensklasse und Schulbildung gibt es heute jeweils Mehrheiten für den Bau moderner Atomkraftwerke. Und auch bei den Anhängern aller Parteien gibt es eine breite Unterstützung dafür: Von 56 Prozent bei den SPD-Wählern über 61 Prozent bei den Grünen-Wählern, 64 Prozent bei den Linke-Wählern, 69 Prozent bei den Unions-Wählern bis zu 81 Prozent bei den FDP-Wählern und 84 Prozent bei den AfD-Wählern.
Gut jeder vierte Befragte (26 Prozent) gibt an, dass sich seine Meinung zur Atomenergie im letzten Jahr verändert habe – bei den meisten von der Ablehnung der Atomkraft zur Befürwortung der Atomkraft (16 Prozent). Doch auch diese aktuellen Zahlen zeigen, dass die Meinungsbildung bei diesem Thema im Fluss ist. Eine Mehrheit bekennt sich zwar inzwischen als Befürworter der Atomenergie, aber gut jeder Dritte (36 Prozent) steht zu seiner Gegnerschaft zur Atomenergie. Eine Mehrheit des Bundestages konnte den Ausstieg aus der Atomkraft besiegeln. Für die Mehrheit der Bevölkerung steht das Thema Atomkraft aber weiter zur Debatte. Und noch immer fanden sich Politiker, die diese Stimmung in der Bevölkerung für sich zu nutzen wussten.