Negativ-Sonntags-Umfrage: 41 Prozent schließen eine Wahl der Grünen aus

Feedback, Umfrage, Nps, Quelle: Mohamed_hassan, Pixabay Lizenz, Freie kommerzielle Nutzung, Kein Bildnachweis nötig

Jede Woche aufs Neue gewährt INSA mit ihrer Analysis Potentiale einen tieferen Blick hinter die Sonntagsfrage und zeigt u.a. sichere Wahlabsichten und potentielle Wahloptionen auf. Aber nicht nur, was die Parteien zusätzlich erreichen könnten, wenn sie Wähler, die sich prinzipiell eine Wahl ihrer Partei vorstellen könnten, überzeugen könnten, wird von uns betrachtet, sondern auch, wie hoch der Anteil derer ist, die eine Wahl der verschiedenen Parteien grundsätzlich ausschließen – die sogenannte negative Sonntagsfrage, das Negativpotential.

Dieses ist zwar bei der AfD mit 58 Prozent der befragten Wahlberechtigten, die aktuell auf Bundesebene eine Partei wählen würden, deutlich am stärksten ausgeprägt, sinkt aber bei keiner der anderen Parteien unter ein Fünftel. So schließen aktuell eine Wahl der Grünen grundsätzlich 41 Prozent aus, eine Wahl der Linkspartei 38 Prozent, eine FDP-Wahl 28 Prozent, eine Wahl der Union 24 Prozent und ein Votum für die SPD 22 Prozent.

Interessant ist es aber auch, hier ins Detail zu gehen: Welche Parteien wollen denn diese ausschließenden Wähler jeweils aktuell wählen? Der größte Anteil der, die jeweilige Partei grundsätzlich ablehnenden Wähler, würde – mit nur einer Ausnahme – derzeit die AfD wählen. Bei SPD-ausschließenden Wählern beträgt dieser Prozentsatz derzeit 50 Prozent, bei denen der Grünen 42 Prozent, bei jenen der Union 31 Prozent, bei denen der FDP 29 Prozent und bei denen der Linkspartei 25 Prozent. Lediglich bei Linke-ausschließenden Wähler gibt es noch eine größere Gruppe, die eine Wahl dieser Partei kategorisch ablehnt: Unionswähler (29 Prozent).

Wähler von CDU/CSU machen wiederum zumeist jeweils den zweitgrößten Anteil an Wahlausschließenden aus: Bei Linke- und AfD-ausschließenden Wählern jeweils zu 29 Prozent, bei denen der Grünen zu 27 Prozent, bei jenen der SPD zu 20 Prozent und bei denen der FDP lediglich zu 14 Prozent. Bei letzterer ist jedoch der Anteil der aktuell Grünen- (19 Prozent) und SPD-Wählenden (17 Prozent) größer, die eine Wahl der FDP ausschließen. Es gibt also durchaus Zurückhaltung bei etlichen SPD- und Grünen-Wählern gegenüber der FDP.

Die Anteile von aktuell SPD- und Grünen-Wählenden sind bei Linke- (15 bzw. 13 Prozent), AfD- (26 bzw. 22 Prozent), FDP- (17 bzw. 19 Prozent) und Union-ausschließenden Wählern (17 bzw. 21 Prozent) relativ ähnlich, wobei bei den beiden zuerst genannten der Anteil an SPD-Wählern und bei den zuletzt erwähnten der Prozentsatz an Grünen-Wähler überwiegt. Der Grünen-Wähler-Anteil an SPD-Ausschließenden beträgt darüber hinaus lediglich vier Prozent und umgekehrt zehn Prozent.

Auffällig ist auch, dass AfD-, Unions-, SPD- und Grünen-Wähler jeweils einen Anteil von 69 bis 82 Prozent (kumuliert) an ausschließenden Wählern ausmachen, während der Anteil an FDP- und Linke-Wählern jeweils nur vier bis acht Prozent beträgt.

Wenn Parteien also danach streben, mehr Wähler für sich zu gewinnen, ist es nicht nur ratsam zu schauen, wie man Wechselwähler und Unentschlossene überzeugen kann, sondern auch, wer die Wähler sind, die eine Wahl der Partei grundsätzlich ausschließen und woher diese Wähler kommen. In den meisten Fällen ist nämlich das Negativpotential deutlich größer als das Positivpotential. Wer also bereit ist, hier genauer hinzuschauen, lernt nicht nur etwas über die Aufstellung der eigenen Partei, sondern kann im besten Fall auch einen Nutzen daraus ziehen.

Über Hermann Binkert 351 Artikel
Hermann Binkert ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Der Jurist ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Markt- und Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE. Bevor er INSA im November 2009 in Erfurt gründete, war Binkert 18 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt als Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, tätig. Heute gehört er zu den renommiertesten Meinungsforschern Deutschlands und erhebt Umfragen für Ministerien im Bund und in den Ländern, für alle Parteien und Fraktionen, die im Bundestag und in den Landtagen vertreten sind. Wöchentlich stellt INSA die Sonntagsfrage für die Bild am Sonntag und die BILD. Das Meinungsforschungsinstitut arbeitet für viele großen Verlage, z. B. Springer, Burda, Funke, Madsack. Es führt aber auch Fokusgruppengespräche und Testkäufe durch.