Hans-Wolfgang Bergerhausen: Köln in einem eisernen Zeitalter 1610-1686

Lausbergs Buchtipp

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Hans-Wolfgang Bergerhausen: Köln in einem eisernen Zeitalter 1610-1686. Geschichte der Stadt Köln Band 6, Greven, Köln 2010, ISBN: 978-3-7743-0448-2, 60 EURO (D)

 

Köln im 17. Jahrhundert – das ist die schwere und bewegte Zeit des Generals Jan van Werth und des Rebellen Nikolaus Gülich, des Jesuitenpaters Friedrich Spee und der Postmeisterin Katharina Henot. In diese Epoche fielen der schwedische Angriff auf Deutz, die Hexenverbrennungen und die letzte große Pestkatastrophe, die Köln heimsuchte. Damals bildete sich in Köln jenes spezifische katholische Milieu heraus, das die Stadt bis heute prägt. Köln war aber auch ein Einfallstor der Gegenreformation ins Reich und ein wichtiges Drehkreuz zwischen den großen europäischen Mächten. Die Stadt spielte deshalb im gesamten 17. Jahrhundert eine bedeutende, bislang kaum gewürdigte Rolle.

Der bei Würzburg lebende Historiker Hans-Wolfgang Bergerhausen bietet im vorliegenden Band erstmals eine Gesamtdarstellung dieser Epoche der Kölner Stadtgeschichte, deren Wirkungen noch heute spürbar sind.

Nach einem Vorwort werden in der Einleitung die Grundtendenzen der Zeit vorgestellt. Danach werden die Weichenstellungen der Stadt Köln zwischen 1610 bis 1620, de für den gesamten Zeitraum bis 1686 und darüber hinaus ihre Geschicke bestimmten, behandelt. Weiterhin wird der Dauerzustand des Krieges in Köln von 1618 bis 1648 dargestellt.

Die verschiedenen Glaubensrichtungen (katholische Reform, die lutherischen-evangelischen Gemeinden, Juden) und die so genannten Hexenverfolgungen kommen danach zur Sprache. Weiter geht es mit Bildung und Kultur Kölns im 17. Jahrhundert. Anschließend werden Bevölkerungsentwicklung, deren Struktur, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und die Kölner Wirtschaft in der Krise in den Blick genommen. Rat und Bürgerschaft und ein ausführliches Kapitel über die Verteidigung der städtischen Freiheit folgen danach. Der Gülich-Aufstand und sein Scheitern werden dann präsentiert.

Zum Schluss gibt es noch eine zusammenfassende Bilanz.

Im Anhang finden sich ein Glossar, die Währungs- und Maßeinheiten, ein Abkürzungsverzeichnis, bibliografische Hinweise, die Anmerkungen, ein Abbildungsnachweis und ein Register.

 

Die wichtigsten Thesen sind:

Der Autor arbeitet als entscheidende Faktoren für das Verständnis der Kölner Stadtgeschichte im 17. Jahrhundert Krieg und Konfession heraus.

Das 17. Jahrhundert war insgesamt von Friedlosigkeit geprägt. Für die Gebiete am Niederrhein war kennzeichnend, dass der Krieg mehr als in anderen Teilen des Reiches zu einem Dauerzustand wurde. Dies waren insbesondere der niederländisch-spanische Krieg, der jülich-klevische Erbfolgestreit und natürlich der Dreißigjährige Krieg.

„Die neuen Herausforderungen, die im 17. Jahrhundert auf die Stadt zukamen, war ihre überkommende mittelalterliche Verfassung auf Dauer nicht gewachsen. Köln gehörte zu den Verlierern des Prozesses der frühmodernen Staatsbildung, dessen wesentliche Triebkraft der Krieg war.“ (S. 373)

 

In diesem Band geht es um mehr als historische Entwicklung der Stadt. Neben vielen Leitlinien der Stadtentwicklung gibt es immer kleinere Exkurse zu verschiedenen Themen und Zusammenhänge, die über die Stadt Köln hinausgehen.

Es ist trotz des Erscheinens 2010 der wohl umfangreichste und aktuellste Band der Kölner Stadtgeschichte im 17. Jahrhundert.

Insgesamt gesehen ist es ein qualitativ hochwertiges Grundlagenwerk für die Stadtgeschichte Kölns mit viel Detailwissen, einem strukturierten Aufbau, vielen farbigen Abbildungen von historischen Karten und Dokumenten.

 

 

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Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.