Theologin mit Draht zu Maria – Brauchtumspfleger Dr. Reinhard Baumgartner lud zum „Mariensingen“ in die Katharinenkirche ein

Im Einsatz vor dem Hochaltar der Katharinenkirche: der Haselbeck Dreigesang, links außen: Theologin Maria Wimmer. - Foto: Hans Gärtner

Mühldorf. Zwei auffällige Marienbilder birgt die Katharinenkirche: ein in Öl auf Leinwand gemaltes „Mariahilf“-Bild, auf das sich der Geradeaus-Blick beim Eintritt richtet und das Auszugsbild des Hochaltars, das Paul Kurz vor 202 Jahren schuf und in frisch renoviertem Glanz erstrahlt: eine sogenannte Wessobrunner Mutter der Schönen Liebe.

Beim „Mariensingen“, zu dem Brauchtums- und Volksmusikpfleger Reinhard Baumgartner auf den sonnendurchfluteten Nachmittag des ersten Mai-Sonntags in einlud, ging Sprecherin Maria Wimmer nicht ausdrücklich auf diese beiden Bilder der Gottesmutter ein. Sie erinnerte in ihren zunächst etwas zaghaft, allmählich deutlicher und lauter angestellten Betrachtungen an die „Schönste“ auf dem hohen Himmelsthron, die allerseligste Jungfrau, die Reine im goldenen Mantel oder auf der Mondsichel, die Rosenkranz-Madonna, die Nothelferin, vor allem aber die Mittlerin, über die, wie sie sagte, der Mensch den Zugang zu Jesus, ihrem göttlichen Sohn, fände.

Die festtäglich gewandete Theologin nahm in ihren kurz gehaltenen verbalen Intermezzi Bezug auf die dargebrachten volkstümlichen Lieder. Der rein weibliche Haselbeck Dreigesang und der gemischte Edinger Viergesang ließen sich hören – beide Gruppen angenehm in ihrer Zurückhaltung und (nicht ganz bis zum Ende durchgehaltenen) Textverständlichkeit. „An unserm letzten End`“, baten sie unter anderem, „verlass uns nit! Erhöre uns`re Bitt`!“ 

Beim ähnlich konzipierten „Passionssingen“ in der Frauenkirche vor sechs Wochen konnten die Besucherinnen und Besucher die Texte auf einem Blatt Papier mitverfolgen. Diesen Service sparte man sich, wohl um die volle Aufmerksamkeit auf die Ausdeutung der Liedtexte durch Maria Wimmer zu gewährleisten. Sie hat – worauf schon zu Beginn mit Augenzwinkern hingewiesen wurde – in der Tat einen guten Draht zu Maria, der „Identifikations-Figur für weibliche und mütterliche Belange“.

Das reiche und vielgestaltige Klanggeschehen überließ der selbst an der Zither alle Lieder begleitende Leiter der Veranstaltung in der Hauptsache der sechsfach besetzten Obertaufkirchner Volksmusik. Zither, Gitarre, Harfe,  Kontrabass, Quetsche und Blockflöte kamen gekonnt zum Einsatz. Zu erleben war ein Gratis-Konzert, das sich an das Gemüt der Zuhörerschaft richtete und das fromme Empfinden derer aufs Trefflichste förderte, die trotz des verlockenden Pracht-Mai-Wetters eine Stunde in die kühle Kirche gekommen waren.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.