Der Kupferstecher und Kunstverleger Johann Andreas Pfeffel lieferte zu der im Jahr der Heiligsprechung des heiligen Johannes von Nepomuk 1729 erschienenen Vita des Jesuiten Bohuslav Balbin die Illustrationen. Es sind Kupferstiche, die meisten von ihnen entstanden schon 1724, die das Leben des Beichtvaters von König Wenzels Gattin in Erzählbildern darstellen – von der Kindheit des Heiligen bis zu seinem Martyrium: Folter und Sturz von der Prager Karlsbrücke in die Moldau.
Pfeffels schöne Titel-Illustration (s. Foto) stellt den Kleriker aus dem böhmischen Städtchen Pomuk in die Mitte auf eine dicke weiche Wolke. Fünf Sterne leuchten in seinem Heiligenschein auf, als Erinnerung an den Brückensturz, nach welchem der Legende nach fünf Sterne sein Haupt umgaben. Er trägt Kreuz und Priesterkleidung mit Rochett, Stola und Birett, seltsamerweise nicht auch, wie üblich, die Märtyrer-Palme. Vielleicht hat sie der schelmische kleine Engel zu seiner Rechten gerade mal versteckt. Oder sie ist Johannes von Nepomuk aus der linken Hand gefallen, und der Kollege unter ihm hat sie aufgefangen. Auch der ist ein Johannes, allerdings nicht aus Pomuk – wie alle übrigen neun, die diese Darstellung bevölkern.
Gehen wir die drei Reihen der „Hansln“ durch, so sehen wir in Reihe 1 links den Sommer-, rechts den Winterhansl, also den Täufer Jesu im Tierfell mit dem Lamm und dem Spruchband „Ecce Agnus Dei“ – Feiertag 24. Juni – und den Evangelisten und Jesu Lieblingsjünger, erkennbar an Lilie, Evangelium und Kelch – Feiertag 27. Dezember.
Von nun an sind es die weniger und gegen Ende zu immer unbekannteren heiligen Johannes. In der 2. Reihe sitzen links vom „Muckl“ Johannes Chrysostomus, Kirchenlehrer und Eremit neben Johannes dem Schweiger, der den Finger an den Mund hält und auch Einsiedler war. Rechts von der Mittelfigur haben Johannes der Almosengeber (mit Geldbeutel), Asket und Armenfürsorger sowie Johannes von Damaskus Platz genommen. Diesem armen Mann wurde, weil er sich für die Bilderverehrung einsetzte, die Hand abgeschlagen, die er durch die Fürbitte der Muttergottes wiedererlangte.
Doch nicht genug, es sind in der 3. Reihe drei weitere Johannes zu sehen, von links nach rechts: Johannes Gualbertus, gebürtiger Florentiner Benediktiner, mit einem Kreuzigungs-Bild in der Hand, Johannes Sarkander, ein Landsmann des Nepomuk-Heiligen, geboren in Teschen, gestorben in Olmütz, ebenfalls Opfer des Beichtsiegels, dazu Gegenreformator und Märtyrer mit brennender Fackel sowie Johannes von Choziba, ein Ägypter, der erst Abt und später Bischof von Cäsarea war und zuletzt – die Mitra hatte er, wie man sieht, abgegeben – als Einsiedler lebte.
Wer also Hans oder Johann oder Johannes heißt, kann ganz unterschiedliche Namenspatrone haben. Es dürfte allerdings kaum einen in unserem östlichen Nachbarland Geborenen geben, der etwa Johannes dem Schweiger oder Johannes Damascenus und nicht Johannes von Nepomuk zuzuordnen ist. Dieser „Muckl“ erfreut sich auch in Altbayern großer Beliebtheit.
Wäre noch interessant, ob der gute Johann Andreas Pfeffel, geboren 1674 in Bischoffingen, gestorben 1748 in Augsburg, ein Sommer- oder Winterhansl war. Als Sommerhansl hätte er „Johann Baptist“ (Täufer), abgekürzt „Bapt.“, als Winterhansl evtl. „Johann Ev.“ (Evangelist) vor den Zweitnamen gesetzt. Seine „Johannes“-Spezifität geht leider aus keiner Vita hervor.