Sie kann auch Waltraute – Eine junge Altistin schlug als Walküre das Erler Wagner-Publikum in Bann

Zwei gottvolle Göttertöchter, zwei Walküren: Brünnhilde (Christiane Libor) und Waltraute (Katharina Magiera), im erregten Disput um den „Ring des Nibelungen“. Foto: Hans Gärtner.

Passionsspielhaus Erl, Sonntag 23. Juli, so gegen 16.30 Uhr, zweite Aufführung von insgesamt drei in diesem noch anhaltenden Tiroler Festspiel-Sommer: 1. Aufzug „Götterdämmerung“ von Richard Wagner, grandios neu inszeniert und damit den „Ring des Nibelungen“ bombig komplettiert von Brigitte Fassbaender. Wotans straffällig gewordene Lieblingstochter Brünnhilde, verkörpert von der wunderbaren Christiane Libor, sitzt grübelnd auf einem Klotz. Da kriegt sie geschwisterlichen Blitz-Besuch aus Walhall. Eine junge, schlanke, große, zarte Frau. Das Gegenstück einer Klischee-Walküre. Mit „ängstlicher Scheu“ in der Stimme von stupender Dichte, dunkler Strahlkraft und glasklarer Diktion redet sie auf die leidgeprüfte Schwester ein, doch bitte den Rheintöchtern den Ring, den ihr Siegfried (Anti-Held mit Kugelbäuchlein: Vincent Wolfsteiner) eroberte, zurückzugeben: „An deiner Hand der Ring – er ist`s: hör meinen Rat! Für Wotan wirf ihn von dir!“

Die berühmte Szene ließ Brigitte Fassbaender, die sie als Sängerin einst glänzend bestritt, in Erl zu einem zentralen Ereignis der fünfstündigen bemerkenswerten Deutung werden, nicht zuletzt dank einer Einspringerin: Katharina Magiera. Seit 2009/10 gehört sie zum Ensemble der Oper Frankfurt, somit dem Intendanten Bernd Loebe wohlbekannt, der gerade dabei ist, seinen Hut als „Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer“ der Tiroler Festspiele Erl zu nehmen, um ihn dem Startenor Jonas Kaufmann zu übergeben. (Anmerkung mit Richard Wagners „Ring“-Worten: „Weißt du wie dass wird?“) In Erl war die Altistin Katharina Magiera bisher – und blieb es auch in eben dieser „Götterdämmerung“-Vorstellung – als Rheintochter Flosshilde zu erleben. Weder als eine des herrlichen Trios noch als beherzte Alleingängerin Waltraute gelang es ihr, die „Götterdämmerung“ abzuwenden.

Die vom Publikum bejubelte, bereits früher schon mit Preisen geehrte Einspringerin ist in Kürze noch einmal in dieser Doppelrolle zu erleben: am kommenden Samstag, 29. Juli, ab 17 Uhr, im Passionsspielhaus Erl, Ende 22.10 Uhr. Dann erst vielleicht wieder im nächsten Sommer, wo der gesamte „Ring des Nibelungen“ in Erl aufgeführt wird.              

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.