Neues Buch zu: Ostbayerische Frömmigkeit

Diese „St. Anna Selbdritt“ war das erste Stück, das Hans Herramhof 1952 für seine Sammlung religiöser Volkskunst erworben hat. Foto: Hans Gärtner

Das Buch: „Brücke zum Wunderbaren. Von Wallfahrten und Glaubensbildern. Ausdrucksformen der Frömmigkeit in Ostbayern“, 328 Seiten, durchgehend illustriert, 24,95 Euro, Verlag Schnell und Steiner Regensburg 2014, ISBN  9783795428778

Seit seiner Gründung legte das Historische Museum Regensburg großen Wert auf die „Volkskunst“. Es hatte 2012 besonders großes Glück: Seine schon bis dahin berühmte Sammlung wurde durch eine Schenkung der Erben des Regensburger Sammlers Hans Herramhof, vor 100 Jahren geboren, vor 11 Jahren gestorben – entschieden aufgestockt. Sohn Peter bedankt sich bei seiner Heimatstadt, die mit der Ausstellung „Brücke zum Wunderbaren“ vor 9 Jahren die Ideen seines Vaters konkret aufgriff. Sie breitete, kuratiert von Karin Geiger und Sabine Tausch, viele der erworbenen Schätze vor einer damals jedenfalls noch stark interessierten Öffentlichkeit aus, die sich schon immer oder von nun an mit Freude und Leidenschaft den „Protagonisten des religiösen Wunderglaubens“ widmen möchte.

Dieses gewichtige Buch hat weit über den Zeitraum der viel gelobten  Museums-Schau seine Bedeutung keineswegs verloren – im Gegenteil, noch gesteigert. Wo denn sonst täte sich – gegliedert in überschaubare, gut lesbare, bebilderte Kapitel, die sich vor allem auf den Raum Ostbayern beziehen – so eingehend, mit derart herrlichen mehrfarbigen Abbildungen kostbarer und köstlicher „Andachtsgegenstände zwischen Dogma und Aberglaube“ (W. Neiser) bereichert, die zauberhafte Welt der Alltags-Heiligung und -Heilung unserer Vorfahren auf. Der Band, an dem eine Reihe ausgewiesener Wissenschaftler mitgearbeitet hat, wird all denen, die sich die Liebe zu den Bereichen Wallfahrt, Häusliche Andacht und Heiligenverehrung mit ihren Objekten (Bildchen, Rosenkränze, Votivgaben, Gebetszettel) bewahrt haben oder sie an hunderten von Beispielen vertiefen und erweitern möchten, eine unerschöpfliche Quelle der Freude sein. Viele abgebildete der Objekte, die der Ausstellungsbesucher unmittelbar vor Augen hatte, wurde in einem Buch erstmalig publiziert.

Die Sammlung Herramhof Regensburg wurde am 24. September 2012 nach fünf Besichtigungstagen jeweils von 9 Uhr bis 18 Uhr im Kunstauktionshaus Hugo Ruef, München, versteigert. Unter der Nummer 1038 war eine 29 Zentimeter hohe Skulptur „St. Anna Selbdritt“ (Beschriftung: „Bayern. 19. Jh. Rep., best. Holz, Farbfassung“) auf 500 Euro taxiert. Das Stück dürfte, wie viele andere begehrte, ans Regensburger Historische Museum gegangen sein. Im Begleitbuch ist jedenfalls zu lesen, dass dies das erste Sammler-Stück war, das Hans Herramhof 1952 erworben hat.

Diese „St. Anna Selbdritt“ war das erste Stück, das Hans Herramhof 1952 für seine Sammlung religiöser Volkskunst erworben hat. Foto: Hans Gärtner
Über Hans Gärtner 498 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.