Am 8. August 1842 schickte die Redaktion des „Bayerischen Eilboten“ ihren Kultur-Reporter in die „gemüthliche Halbinselstadt“ Wasserburg am Inn. Ein großes Ereignis stand bevor: 51 Jahre nach seinem Tod sollte Wolfgang Amadé Mozart vor dem Rathaus in besonderer Weise gehuldigt werden. Ein für Salzburg bestimmtes Bronzedenkmal wurde durch die Stadt geführt, in der der damals 7-jährige Bub zwei Tage unfreiwillig verbrachte.
Wolferls Vater gab dafür in einem Brief an J. L. Hagenauer die Erklärung: „2 Stundt ausser Wasserburg brach uns ein hinteres Rad in Stücken“. Uns – das sind die vier Mozarts, Mama, Papa, Nannerl (12) und Wolferl – auf ihrer großen Reise durch Westeuropa Juni 1763 bis April 1764, zurück von London über Holland und die Schweiz Juli 1764 bis November 1766. Dreieinhalb Jahre waren die vier Mozarts unterwegs, meist in der eigenen Kutsche.
Um diese gerne so genannte „Wunderkindreise“, auf einer großen Karte mit roten Stopps dokumentiert, geht`s in der Sonderausstellung im Museum Wasserburg, geöffnet bis 28. Juli täglich außer Montag von 13 bis 16 Uhr. Die Kuratoren taten gut daran, die liebevoll bestückte Schau mit mehr Original-Exponaten, Karten-, Bild- und (leider nur lückenhaft funktionstüchtigem) Ton-Material als mit zu viel Lesetext zu füllen. Was gut gelang: aus Reise-Notizen zu zitieren. Mehrmals lassen sie Wolferl, der ja für seine Scherze zu Genüge bekannt ist, kommentieren. Etwa die oben genannte Briefnotiz Vater Leopolds, was gleich zu Beginn der großen Reise passierte: „Da mussten wir in Wasserburg übernachten. Papa war traurig, weil das alles so viel gekostet hat! Aber ich hatte Spaß. Ich durfte in der Jacobskirche die Orgel spielen.“
Nun, dieses Ereignis war nicht gerade weltbewegend. Auch manch anderes Reise-Erlebnis der Mozarts wurde legendenhaft tradiert, ohne dass es historisch haltbar wäre. Nicht in der Werkstatt der städitschen Handwerker namens Maikäfer am Kaspar-Aiblinger-Platz 22, sondern wohl eher ein paar Schritte weiter wurde der Schade behoben. Auch der Mythos, dass das Manual der Jakobskirche-Orgel, das W. A. Mozart zum „Erstaunen“ der Kirchenbesucher so trefflich bearbeitet hatte, bei ener späteren Erneuerung gerettet worden sei.
Dennoch: Wasserburg war eine Station auf der sagenumwobenen Mozart-Familienreise. Gesichert ist, dass Wolferl mehrmals durch Wasserburg kam – von Salzburg Richtung München. Wie oft er in Wasserburg anhielt, ist ungewiss.
Schön ist das Zitat aus einem Brief Wolferls aus Paris an seinen Vater in Salzburg am 11. September 1778 aus Paris (Achtung, da ist nicht jedes Wort korrekt geschrieben): „Ich versichere sie, ohne reisen (wenigstens leute von künsten und wissenschaften) ist man wohl ein armseeliges geschöpf!“ Dazu Wolflerls erdachte Bemerkung: „Ich habe ein Drittel meines Lebens auf Reisen verbracht. Auf meiner ersten großen Reise habe ich viele wichtige Leute getroffen und ganz viel über Musik, das Leben bei Hof, Kunst und Sprachen gelernt.“ – Wie wahr, Wolferl! Das sollten sich alle hinter die Ohren schreiben.
Übrigens: das reizvollste Exponat, gleich nach Eintritt rechts in der Vitrine: das Teilnehmerandenken für den 4. Wasserburger Inntal-Wandertag 1972: ein Mozart-Bildnis mit der Gedenktafel am früheren Gasthaus „Zum Goldenen Stern“, wo der Porträtierte am 23. September 1777 und mehrmals später noch einkehrte.