Die Natur – nach Schönheit sortiert – im Akademiezentrum Raitenhaslach

- Bläulich-schwarzweißer Schimmer liegt auf den 10 Motiven der fantastischen Fotografie-Prints des Künstlers Markus Heinsdorff, Foto: Hans Gärtner

Bayerische Heimat mit großer kultureller Tradition sei Raitenhaslach, sagte der heute emeritierte Präsident der TU München Wolfgang A. Herrmann. Und „die weltoffene, industrie- und wissenchaftsorientierte Stadt Burghausen“ darf sich glücklich schätzen, das ehemalige Zisterzienserkloster Raitenhaslach als Teil von ihr zu sehen. Das der TUM zugehörige Akademie-Zentrum gibt dem Installationskünstler Markus Heinsdorff Gelegenheit, seine erstaunliche Naturfundstücke-Sammlung, aus aller Herren Länder zusammengetragen und fürs Ästheten-Auge aufbereitet und ausgebreitet, zu präsentieren. Die Schau bezieht sich auf den Schwerpunkt „Klima-Umwelt-Soziales“ in ganz besonderer künstlerischer Weise.

Der renovierte Werkstattraum, in dem Markus Heinsdorffs Objekte gezeigt werden, befindet sich in der „Ökonomie Raitenhaslach“ und soll in naher Zukunft die historischen Räume der ehemaligen Klosterbrauerei einbeziehen. Gedacht ist – nicht zufällig, sondern zielführend – an Themen, die sich mit den Folgen des Klimawandels befassen.

Ein konkreter Beitrag hierzu ist jetzt die Ausstellung „Arten und Rote Listen“. Möge diese Formulierung niemanden davon abhalten, diese Ausstellung zu besuchen. Sie eignet sich durchaus auch schon für Kinder und Jugendliche. Die „Roten Listen“ – bekanntlich ein allgemein zugängliches Verzeichnis ausgestorbener, verschollener, aber auch gefährdeter Arten aus dem Tier-, Pflanzen- und Pilz-Bereich – sind ein Spiegel des Einflusses der Menschen auf den Zustand der biologischen Vielfalt und der Biodiversität. Die Wände sind mit diesen gedruckten Listen beklebt. Das Auge wird sich aber von vorneherein auf die im Raum aufgestellten Schaukästen und Objekt-Konsolen richten. Da wie dort ist Platz für eine Vielzahl staunenswerter Fundstücke, die unter dem Gesichtspunkt der Schönheit, nicht etwa der wissenschaftlichen Ambition im wahren Sinne „komponiert“ wurden: Musik für die Augen, die seltsam geformte und bewusst nach ästhetischen Aspekten ausgelegte Samen und Hölzer, Pflanzenteile und Blattwerk, Insekten „und oft nur schwer identifizierbare Arten-Exponate aus verschiedensten Ländern und Kontinenten“, so der Flyer-Text, bieten.

Markus Heinsdorffs Interesse am Themen-Trio Natur, Umwelt und Soziales bestimmt seine Projekte. Sie kommen aus Asien und reichen über Süd- und Nordamerika bis in europäische Länder. Vor sieben Jahren gründete Heinsdorff ein experimentelles Raumlabor an der Münchner Technischen Universität. Er hat eigens für die Raitenhaslacher Ausstellung zehn Fotografie-Prints nach dem Eisenblaudruck- oder Cyanotypie-Verfahren gefertigt, die man als Andenken an die einmalige Ausstellung oder / und als extravaganten Wandschmuck erwerben kann. Das Verfahren reduziert Heinsdorffs Fundstücke und verfremdet sie artifiziell auf das Wesentliche. Die Idee dahinter: das Augenmerk des Betrachters bewusst auf die Struktur der Natur-Objekte zu legen. Der Sammler Markus Heinsdorff als Künstler, der Künstler als Sammler. Er hat für eine persönliche Führung am 22. September um 15 Uhr in der „Werkstatt der Kunst + Architektur Akademie für Klima, Umwelt, Soziales“ im Kloster Raitenhaslach bereits fest zu gesagt. Weitere Termine unter http://kunst.burghausen.de/heinsdorff4. Die wunderbare Ausstellung ist Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

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Über Hans Gärtner 501 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.