Vor drei Wochen spielte Johannes Obermeier noch Johannes Obermeier – nämlich die Uraufführung seiner eigenen Biathlon-Oper „Five“ – nun spielt er, der Münchner Pianist, der auch Komponist ist, wieder mal, was andere vor ihm komponierten: Frederic Chopin zum Beispiel, dessen 1. Klavierkonzert e-moll, op. 11. Obermeier ist gerade mal 23 Jahre alt, Chopin war 19, als er eines seiner beliebtesten Werke zu Papier brachte. Es sei voller Trauer, Liebe und Vergebung. So die Ansagerin des 2. Abends des Programms „Chopin & Champagne“ im Münchner Künstlerhaus. Die Veranstaltung, die den Festsaal total füllte, ermöglichten Steinway & Sons, der Salon Luitpold Musique und die Münchner Hochschule für Musik und Theater (HMT).
Alexander Krampe, geborener Grazer, quasi mitschuldig an „Münchens kleinstem Opernhaus“ (1996), bearbeitete Janaceks „Schlaues Füchslein“ für das Opernhaus Zürich und schrieb, wie Johannes Obermeier, eine Oper („Der Fatzke“, 2005). An beide Klavierkonzerte Frederic Chopins wagte sich der Arrangeur nun ebenfalls – und so war es überhaupt erst möglich, sie auf der relativ kleinen Künstlerhaus-Bühne aufzuführen, wo kein großes Orchester unterzubringen wäre. Das Prinzregent Luitpold Ensemble der HMT bewältigte den Orchesterpart erstaunlich füllig, überaus klangschön und vornehm zurückhaltend. Das Lustige: Es gehorchte, satzweise, drei verschiedenen Dirigenten, nacheinander, versteht sich. War denn keine Dirigentin aufzutreiben?
Während Johannes Obermeier nur so strotzte vor virilem Tastenzugriff und sich erfolgreich alle Mühe gab, das Erste Chopin nur ja nicht triefend rüberzubringen, ihm vielmehr seine Bodenständigkeit zu belassen, ließ es sich die virtuose, hochkonzentrierte junge Südkoreanerin Shinyoung Lee nicht nehmen, dem an sich rauerem Zweiten Chopin f-moll, op. 21 Wärme und Geschmeidigkeit einzubinden.
Und der Champagner? Wurde zwischen beiden Konzerten serviert. An den Sitzplatz. Des Champagners wegen die Tischchen. Das Mobiliar war locker aufgestellt, so dass ein nicht ganz störungsfreies Sich-Umsetzen nicht auszuschließen war. Das Publikum mochte`s so. Den Musizierenden gab es, was diese sich verdient hatten: starken Applaus. Man war, auf Stichpunkt-Nachfrage, von dieser Art Konzert angetan. Die erst kürzlich verstorbene Ehrenpräsidentin Maia Grassinger hätte gestrahlt. Sie war es, die junge Talente nicht nur entdeckte, sondern auch förderte.