Bravissimo, Torero! – Zum Festspiel-Konzert des Münchner Opernstudios

Der als Escamillo gefeierte Kavaliersbariton Vitor Bispo im Zentrum der Konzert-Schluss-Szene Foto: Hans Gärtner

Das Ereignis des diesjährigen Opernfestspiel-Konzerts des Münchner Opernstudios ließ auf sich warten: die überaus geglückte Schluss-Szene des 2. Bilds im III. Akt von George Bizets „Carmen“. Im Zentrum: der „Stierfechter“ Escamillo. Sticht dem armen Don José (sehr bemüht: Tenor Zachary Rioux) die Zigarettenfabrikarbeiterin Carmen (bemerkenswert: Mezzosopranistin Natalie Lewis) aus. Kämpft um sie. Buhlt um ihre Ergebenheit: „Si tu m`aimes, Carmen!“ Ein Kerl. Aus Samt und Seide. Blendendes Aussehen. Bombenstimme. Steckt alle Mitstreitenden in die Tasche. Name: Vitor Bispo. Brasilianer. Schon in seiner Heimat Opernstudio-Mitglied. Seit vergangener Spielzeit im Ensemble des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper an. War bereits in kleinen Partien im großen Haus dabei. Im Cuvilliés-Theater darf er die ihm auf den Leib geschriebene Torero-Rolle in der weltweit am meisten gespielten Oper singen. Kräftiger Beifall.

Den konnte, man muss es gestehen, allerdings schon Seeonwo Lee einstreichen. Zu Recht. Für ihre außerordentliche Gestaltung der schwierigen Wahnsinns-Szene der Ophelia „A vos jeux“ aus Ambroise Thomas` Oper „Hamlet“. Reif für die Übernahme der Rolle im Nationaltheater. Wenigstens als Cover. Seeonwo Lee könnte es in die vorderste Reihe der für diese Rolle Prädestinierten schaffen.

Außer Bizet und Thomas waren Joseph Haydn („Armida“) und Vincenzo Bellini („I puritani“) die Komponisten, in deren Klangteppiche sich Joseph Beesley und, um einiges Energie-Potential mehr, Tackyoung Chung am Klavier teilten. Sparmaßnahme? Orchesterbegleitung kann nur Wunsch bleiben. Gespart wird auch am Programmzettel. Die Biografien der Mitwirkenden sind durch Scannen des QR-Codes zu erfahren. Die Nennung der Namen derer, die das BSO-Opernstudio (bestehend seit 2006/2007) fördern – in allen Ehren. Aber die der Lehrenden sind wichtiger. Hierfür wäre auf dem 4-seitigen Flyer Platz genug.

Zu den „hochtalentierten jungen Sänger:innen“, die „praxisbezogen auf eine internationale Karriere“ vorbereitet werden, sind außer den schon Genannten Eirin Rognerud (bravourös: ihre Puritani-Elvira), Louise Foor (hätte sie, als Michaela, ihr Goldgewand gegen ein Dirndl getauscht!), Liam Bonthrone (vielbeschäftigt als beachtlicher Gestalter von Ronaldo und Arturo Talbo) und die im „Hamlet“ tragenden tiefen Stimmen von Thomas Mole und Pawel Horodyski. Nikita Volkov verspricht einiges als künftiger Opern-Bass, er hatte wohl für seine Girogio-Arie den falschen Tag erwischt.

Wen man nicht vergessen dasrf: den für die „szenische Einrichtung“ vor den wirkungsvoll gemalten schweren Bühnenvorhängen zuständigen John Norris. Er trug zum Erfolg des Abends nicht unwesentlich bei.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.