Ab mit Blumenstrauß! – Zur Mozart-Matinée des Vereins „Münchner Kammerphilharmonie dacapo“

Der renommierte Toskaner Antonio di Cristofano gastierte als Solist bei Mozarts Klavierkonzert d-Moll KV 466 im Münchner Herkulessaal. Foto: Hans Gärtner

„Da dürfen S` net rein!“ Der Türsteher vor dem Eingang zum Künstlerbereich des Münchner Herkulessaals musste laut werden, um die Autogramm-Aspiranten abzuwimmeln. Die hatten es auf Antonio di Cristofano abgesehen, der sich jedoch rar machte nach seinem Auftritt als bejubelter Solist des 20. Klavierkonzerts W. A. Mozarts mit einer gelungenen schönen „Romance“. Ab mit Blumenstrauß und nicht mehr wiederkommen? Das geht eigentlich gar nicht. Schließlich blieb der renommierte, verdienstvolle Toskaner Pianist seinem Publikum etwas schuldig: ihm zu verraten, was er sich nach dem Pflichtteil, den er wenig emotional, dafür aber mit ungekünstelter Coolness hingelegt hatte, als Zugabe in die Tasten schlug. Mozart war das nicht. Nee. „Also, ich tippe auf Krachmannino, exaltierte sich ein lustiger, etwas aufgewühlter Herr, der, zumindest phonetisch, mit der richtigen Antwort (Rachmaninow) sehr nahe lag.

Die wollte sich Kammerphilharmonie-Gründer Franz Schottky aufsparen, wie er, der nach guter alter Celibidache-Manier unaufgeregt (das „Ouvertürchen“ zur Oper „Lucio Silla“), beflissen (das Klavierkonzert d-Moll KV 466), aber viel  zu bedächtig (die Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504) dirigierte, seinem ihm schon seit 2015/16 treuen Matinée-Publikum mitteilte. Aufsparen? Das geht nun wieder (siehe oben!) gar nicht! Da hatte nun Schottky keine gute Idee. „In vier Wochen sehen wir uns wieder“, war er sich vertröstend sicher. Und meinte – Eigen-Werbung in allen Ehren – die in vier Wochen anstehende März-“Matinée der Virtuosen“ mit Werken von Warlock, Paganini und dem von Gustav Mahler orchestrierten Schubert-Lied „Der Tod und das Mädchen“.

Mit Werbung satt war das (bravo!) gratis überreichte Programmheft bestückt – für ein Immobilien-Unternehmen aus Marquartstein, einen Unterhachinger Bepflanzungsservice und einen Münchner Autohändler. Für erklärend Erhellendes zu den ausgewählten Mozart-Werken wäre da genug  Platz gewesen. Aber der sich als Musikphilosoph einschätzende Schottky zieht es vor, den Part des Interpreten ad hoc mündlich zu übernehmen. Und hat es dabei gern, wenn sich seine jungen ersten Geigerinnen in auffällig bunte Glitzer-Kleider werfen. Um sich schon mal für eine Gala als Solistinnen auszuprobieren? Das dezente Schwarze ist, für Orchestermusikerinnen, scheinbar out.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.