Grundlegende Entwicklungslinien des Osmanischen Reiches

1 Einleitung

Im Frühmittelalter die fortdauernde Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen islamischen Teil sowie des christlichen Teils in einen lateinischen und einen orthodoxen, der den Kulturkreis von Byzanz umfasste. Durch die arabisch-islamischen Ausbreitung zerbrach das in spätrömisch-frühbyzantinistischen Formen wiederhergestellte Reich endgültig. Seine Stelle nahm der das Mittelmeer umgreifende Islam ein, der aus griechisch-byzantinischen, syrischen und sassanidischen Traditionen eine neue Weltkultur formte.
Die historische Bedeutung der Abbasiden-Kalifen lag in seiner Überzeugung, dass die Herrschaft über ein so umfangreiches, von derart unterschiedlichen Stämmen und von so zahlreichen einander zuwiderlaufenden politischen, geistigen und sozialen Kräften bestimmtes Reich nur dann dauerhaft zusammengehalten werden könnte, wenn das Herrscheramt und der Kalif entsprechend verankert und respektiert werden würden. Das Großreich der Omajjaden war geschaffen worden dank ausgezeichneter Staatsmänner, die die Vielfalt von Kulturen, Stämmen und Sprachen der unterworfenen Gebiete zu einen Einheit zusammenfügen konnten.[1] Da es an arabischen Vorbildern fehlte, waren byzantinische und persische Institutionen als Vorbilder heranzuziehen für alle Bereiche der militärischen, administrativen, steuer- und finanztechnischen Organisation. Kopten, Perser und Griechen stellten die Beamtenschaft. Arabisch setzte sich erst allmählich als Amtssprache durch. Es war angesichts der kurzen Regierungszeiten der Omajjaden-Herrscher zudem unvermeidlich, dass die Einigungsbemühungen oft im Ansatz stecken bleiben mussten. Unter der Oberfläche gärten die Gegensätze und Widersprüche der Lebensformen, Gebräuche, Traditionen und Sitten. Trotz der ständigen Machtkämpfe und Aufstände erlebte das Reich der Abbasiden im späten 8. und frühen 9. Jahrhundert eine einzigartige wirtschaftliche Expansion, die zur Entwicklung einer blühenden Stadtkultur führte. Mit der Zeit gelang es den Kalifen der Dynastie jedoch nicht mehr das Großreich zusammenzuhalten und es zeichnete sich die Entwicklung zur Auflösung des Gesamtreiches in Reichsfürstentümer ab. Partikularinteressen waren allgegenwärtig und lösten das Reich von innen her auf. Das Reich konnte eine Vielfalt von Kulturen, Stämmen und Sprachen der unterworfenen Gebiete zu einen Einheit zusammenfügen und eine kulturelle Blütezeit einläuten. Bis zur Festigung der Macht durch die Osmanen hielt sich das Reich als Gegenspieler des byzantinischen Reiches.
Das Osmanische Reich war mehrere Jahrhunderte lang die entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim.[2] Hauptstadt war seit der Eroberung von Byzanz 1453 Konstantinopel, das heutige Istanbul. Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat. Die Sultane waren sunnitische Muslime und folgten der hanefitischen Rechtsschule. Seit 1517 stellten sie auch die Kalifen. Im Reich waren dazu das Christentum (Orthodoxe, Armenier und Katholiken), das Judentum, das Alevitentum und der schiitische Islam, das Jesidentum, Drusen sowie weitere Konfessionen und Religionsgemeinschaften vertreten.
Das Osmanische Reich verhalf dem Islam als Religionsgemeinschaft zu Weltgeltung. Das Wirken des Propheten Mohammed und seine Lehren wurden institutionalisiert und weiter ausgebaut. Im Islam ist die „Gemeinschaft der Muslime“ ist im göttlichen Heilsplan als die beste Gemeinschaft (hair umma) vorgesehen. Ihr irdisches Abbild, die reale politische Gemeinde, muss sich als gottgewollte Idealgemeinde bewähren, indem sie gegenüber den göttlichen Geboten und Verboten gehorsam ist.[3] In den verschiedenen Teilen des Osmanischen Reiches vermischten sich islamische Vorstellungen mit althergebrachten volkstümlichen Formen der Religion und Kultur, wie sie teilweise heute noch in manchen Ländern existieren.[4]
Die Geschichte ist ganz sicher nicht nur in der Dimension einer Abfolge kriegerische Betrachtung zu verstehen, sondern kulturelle und wirtschaftliche sowie soziale Fragestellungen ergänzen gleichberechtigt die politische Geschichte. Suraija Faroqi bemerkte zu Recht:„Denn der osmanische Staat und die osmanische Gesellschaft sind viel zu oft lediglich als kriegerische verstanden worden. Seit wir wissen, dass auch europäische Staaten der frühen Neuzeit hauptsächlich durch und für den Krieg existierten, ist es kaum gerechtfertigt, die Kriegsführung und die auf den Krieg ausgerichtete politische Organisation als osmanische Besonderheit zu betrachten.“[5]
Dieser Einschätzung folgend wird versucht, die Geschichte des Osmanischen Reiches in grober Form nachzuzeichnen, Entwicklungen zu skizzieren und grundlegende Thesen herauszuarbeiten.

2 Entstehung

Während in Spanien der islamische Machtbereich mehr und mehr durch die christlichen Königreiche eingeschnürt wurde, vollzog sich in Anatolien der Aufstieg der türkischen Osmanen, denen es gelang, den muslimischen Glauben tief nach Europa hineinzutragen und den bereits während der arabisch-islamischen Expansion des 7. und 8. Jahrhunderts unternommenen Versuch der Eroberung des Byzantinischen Reiches mit seiner Hauptstadt Konstantinopel erfolgreich zu vollziehen.
Nach der Zerschlagung des Sultanats der Rum-Seldschuken in Kleinasien waren viele Fürstentümer entstanden.[6] Der Namensgeber Osman I. war zu Anfang des 14.Jahrhunderts der Herrscher über einen nomadischen Stamm oder eine Gruppe von Ghāzīs.[7] Der Beginn der osmanischen Dynastie ist in der Forschung nicht eindeutig geklärt. Ab 1299 machte Osman sein Fürstentum zunehmend unabhängig vom Reich der Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. Am 27.Juli 1302 führten die Osmanen ihre erste Schlacht gegen eine byzantinische Armee (Schlacht von Bapheus/Schlacht von Koyunhisar), die für die Osmanen mit einem Sieg endete. Dies brachte Osman Ruhm in weiten Teilen Anatoliens ein, so dass der 27.Juli 1302 als Tag der Dynastiegründung angesehen wird.[8]
Aus Kleinasien her erfolgte die Gründung und Ausweitung des osmanischen Staates unter Osman I (1299-1326) und seinem Sohn Orchan (1326-1369).[9] Osman gewann nach und nach die Oberhand über die benachbarten türkischen Stämme und erweiterte seinen Herrschaftsbereich auf Kosten des Byzantinischen Reiches. Die ersten Eroberungen an der Grenze zum Byzantinischen Reich (Uc) geschahen und setzten sich Richtung Rumelien fortsetzten. Schließlich belagerte er Bursa und Nicaea (Iznik), die beiden größten byzantinischen Städte in Anatolien. Bursa fiel kurz vor Osmans Tod im Jahre 1326.
Sein Sohn Orchan übernahm die Regierung seines Vaters und vergrößerte das Reich. Iznik wurde 1331 von ihm erobert, nachdem er 1329 bei Maltepe in der Schlacht von Pelekanon eine byzantinische Armee besiegt hatte. Er machte Bursa zur Hauptstadt, und bis zur Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 blieb es die Grablege der osmanischen Sultane.
Außerdem baute er die Janitscharen auf, die in den nächsten Jahrhunderten die Elitetruppe der osmanischen Armee darstellen sollte. Sie bestanden ursprünglich aus nichttürkischen Kriegsgefangenen, die unter geistlicher Anleitung des sufitschen Bektaschi-Ordens zu fanatischen und dem Sultan ergebenen Kriegern ausgebildet wurden. Neben ihnen spielte die Reiterei eine wichtige Rolle, vor allem die Sipahi, die schwere Reiterei, die aus (turkstämmigen) Inhabern von Tımar genannten nicht vererbbaren Militärlehen bestand. Weitere Truppeneinheiten stellten die ebenfalls meist türkischen Akıncı, dar, Sturmreiter, deren Lebensunterhalt überwiegend aus der Beute bestritten wurde, und die sich auch im Sklavenhandel betätigten. Gleichzeitig unterhielt die Zentrale eigene Truppen des Sultans, zu ihnen gehörte auch die Leibwache des Sultans, die Kapikuli, während die Provinzgouverneure, die Walis, regionale Einheiten unterhielten, darunter die Serratkuli.
Die Osmanen verdrängten das Byzantinische Reich weitgehend aus Kleinasien. Bei Orhans Tod 1359 war das Reich bereits mehr als dreimal so groß wie beim Tode seines Vaters. Doch hatte er seinen Machtbereich nicht nur auf Kosten von Byzanz ausgedehnt, das 1333 erstmals Tribut zahlte, sondern auch auf Kosten seiner turkmenischen Nachbarn. So brach er 1345 die regionale Macht der benachbarten Karesi. Durch geschicktes Agieren während der byzantinischen Thronstreitigkeiten, die Johannes Kantakuzenos an die Macht brachten, konnte er den Beylik von Aydin an der Ägäis seinem Herrschaftsgebiet einverleiben.[10]
Der rasche Verfall der Herrschaft der Ilkhane in Anatolien begünstigte in den folgenden Jahrzehnten den Anstieg der osmanischen Macht, die nach einer Heeresreform weit in das Gebiet der Balkanhalbinsel vorstoßen konnten. Nach zahlreichen militärischen Unternehmungen (1385 Eroberung von Sofia, 1386 von Nisch, 1389 Sieg auf dem Amselfeld. 1396 folgte die Vernichtung einer Kreuzzugsheeres unter dem ungarischen König Sigismund bei Nikopolis. Entweder aus persönlicher Wut über den mit hohen Verlusten erkauften Sieg oder aber um seinen Soldaten ein Ventil für ihre Rachegelüste zu verschaffen, ließ Bayezid viele der gefangenen Kreuzfahrer, für die kein Lösegeld zu erwarten war, töten. Die Quellen sprechen hier von 300 bis 3.000 Männern.[11] Die Gefangenen von hohem Stand, wie beispielsweise Johann Ohnefurcht und Jean II. Le Maingre, wurden von den Türken bewusst von diesem Massaker ausgespart, weil man hier auf ein stattliches Lösegeld hoffen konnte, das von deren Angehörigen in den meisten Fällen auch bezahlt wurde. Die zahlreichen Flüchtlinge der Schlacht versuchten vielfach, auf eigene Faust wieder ihre Heimat zu erreichen, doch kamen viele von ihnen auf dem Heimweg ums Leben. Sigismund und der Großmeister der Johanniter konnten mit Hilfe von Hermann II. von Cilli ebenfalls über die Donau fliehen.
Die schwere Niederlage der Kreuzfahrer hinterließ im westlichen Abendland einen nachhaltigen Eindruck, nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, sondern auch bei jenen, die nur indirekt oder kaum mit dem Geschehen zu tun hatten. Zu einem erneuten Kreuzzug, den manche forderten, um die Scharte von Nikopolis auszuwetzen, kam es zunächst aber nicht.[12] Gründe dafür waren vor allem das Wiederaufflammen des Hundertjährigen Krieges in Westeuropa sowie die Konflikte Sigismunds mit der Republik Venedig und den Hussiten. Da durch diese kriegerischen Ereignisse nahezu alle wesentlichen Mächte Europas anderweitig militärisch gebunden waren, blieb der Kampf gegen die Muslime daher zunächst vor allem auf Spanien und auf das Mittelmeer beschränkt und die Balkanländer in ihren Bestrebungen, die osmanische Expansion abzuwehren, auf sich allein gestellt.
Nun war das auf Konstantinopel und seine nähere Umgebung zusammengeschrumpfte Byzantinische Reich von den Osmanen umklammert.[13] Jedoch wurde die Eroberung von Byzanz durch den nach Anatolien zielenden Vorstoß Timurs hinausgeschoben. Am 20.7.1402 wurden die osmanischen Truppen beim heutigen Ankara vernichtend von den mongolischen Truppen geschlagen, wodurch das Osmanische Reich in eine gefährliche innere Krise und in eine Phase heftiger Machtkämpfe gestürzt wurde, die erst mit dem 1421 zur Herrschaft gelangenden Sultan Murad II überwunden werden konnten.[14]
Unter Murad II begann auch wieder die osmanische Ausbreitung auf dem Balkan, die nach Anfangserfolgen (Einnahme Salonikis 1430) schwere Rückschläge brachte (Niederlage gegen ein Heer der Kreuzritter bei Jalowatz 1443).[15] Nach dem erneuten Sieg auf dem Amselfeld 1448 waren die Grundlagen zur Eroberung Konstantinopels gelegt, die unter Sultan Mehmed II. in Angriff genommen wurde und schließlich 1453 realisiert wurde.[16]
Das Osmanische Reich konnte mit der Eroberung Konstantinopels seine Herrschaft an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien konsolidieren und legte den Grundstein für seine weitere Expansion.[17] Nur wenige Tage nach der Eroberung Konstantinopels, am 3. Juni, musste sich auch die genuesische Kolonie Pera Sultan Mehmed unterwerfen. Die byzantinischen Inseln Lemnos und Imbros wurden noch im selben Jahr erobert. Das Despotat von Morea, als letztes direktes Überbleibsel des ehemals mächtigen Byzantinischen Reiches, fiel schließlich 1460. Für die italienischen Städte war der Verlust der Kontrolle über den Bosporus ein schwerer Schlag, der ihren Schwarzmeer- und Levante-Handel fortan stark beeinträchtigte.
Auch wenn das Byzantinische Reich bereits seit einiger Zeit keine nennenswerte Rolle unter den europäischen Mächten spielte, hatte Konstantinopel doch einen nach wie vor hohen symbolischen Stellenwert im christlichen Selbstverständnis. Der Sieg des jungen, dynamischen und islamischen Osmanischen Reichs löste eine vielstimmige Diskussion in Europa aus, die nicht zuletzt auch das eigene, christliche Selbstverständnis berührte. So verfasste der Humanist Nikolaus von Kues unmittelbar unter dem Eindruck des Falls der Stadt sein Werk De Pace Fidei („Über den Glaubensfrieden“), in dem er sich für eine Verständigung zwischen den Religionen generell, insbesondere aber zwischen Christentum und Islam, starkmachte. Zugleich mehrten sich in Europa Stimmen, die „die Türken“ als Strafe Gottes für die eigenen Sünden betrachteten.[18]
Eine weitere Folge der Eroberung Konstantinopels war die Auswanderung vieler griechischer Gelehrter in den lateinischen Westen, insbesondere nach Italien.[19] In Verbindung mit dem parallel aufkommenden Buchdruck fanden deren Lehren und die von ihnen mitgebrachten antiken Schriften schnell Verbreitung. Wenngleich dieser Prozess bereits in den vorangegangenen Jahrzehnten eingesetzt hatte, erfuhr er durch den endgültigen Untergang des byzantinischen Reiches eine Intensivierung. In der Geschichtswissenschaft gilt dieser Zufluss antiker Gelehrsamkeit und griechischen Denkens als eines der auslösenden Momente für die beginnende Renaissance und den Humanismus im katholischen Europa.

3 Internationale Machtpolitik und innere Entwicklung (1453-1700)

Es erschien eine vorderasiatische islamische Macht am europäischen Horizont, die innerhalb der nächsten Jahrhunderte tief in das europäische Geschehen eingreifen wird.[20] Konstantinopel wurde zur Hauptstadt des neuen Osmanischen Reiches, das in Istanbul umbenannt wurde. Mehmed II. setzte seine Expansion in Europa und Asien fort. Von 1454 bis 1563 drang er weiter auf den Balkan vor und annektierte Serbien und besetzte den Peloponnes. Die osmanischen Aktivitäten führten zum zweiten osmanischen-venezianischen Krieg (1463-1479). Mehmed II. setzte auch in anderen Gebieten seine Eroberungspolitik fort: er annektierte alle genuesischen Handelskolonien am Schwarzen Meer, Bosnien und Quraman und dehnte damit die osmanische Herrschaft bis zum Euphrat aus. Als Uzun Hasan von der turkmenischen Dynastie der „Weißen Schafe“ in Anatolien einfiel, wobei ein koordinierter Angriff verabredet worden war, konnte Mehmed II. nur unter Schwierigkeiten die Situation in den Griff kriegen. 1473 konnte er schließlich Uzun Hasan bei Baskent in die Flucht schlagen.[21]
Durch die Eroberung Anatoliens 1474 unter Besatzung der Gebiete von Kleinarmenien und Kilikien kam es zu Kontakten mit dem Mamelukenreich in Ägypten und Syrien.[22] Nach der Bereinigung der Lage im Osten konnte sich Mehmed wieder Europa zuwenden. 1479 musste schließlich Venedig, die stärkste Seemacht im Mittelmeer in einen Frieden einwilligen. Weitere Vorstöße im Westen (Angriff auf Rhodos, der jedoch von den Rittern der Johanniter abgewehrt werden konnte, Eroberung Otrantos in Süditalien) wurden durch den Tod Mehmeds II. Anfang 1481 beendet. Mehmed II. war es jedoch gelungen, ein gewaltiges Reich zu errichten, das zu einem bedeutenden Machtfaktor für die nächsten Jahrhunderte werden und immer wieder in die europäischen Geschicke eingreifen sollte. Unter Mehmed II. und seinen Nachfolgern wurde das Prinzip der Unteilbarkeit der Herrschaft im Osmanenreich eingeführt, wodurch alle Mitglieder der herrschenden Klasse dem Willen des Sultans unterworfen wurden. Ein eindeutiges Thronfolgerecht sicherte die konstante Entwicklung der Herrschaft des Sultans ab.[23]
Unter Bayezid II. (1481-1512) wurden die Eroberungen Mehmeds II. abgesichert, und das Osmanische Reich wurde auch von innen stabilisiert. Zunächst musste Bayezid II. die bis 1495 dauernde Revolte seines Bruders bekämpfen, die dieser 1483-1495 ziemlich erfolglos vom Exil aus durchführen musste. Gleichzeitig ging Bayezid II. systematisch an die Konsolidierung des Osmanischen Reiches, nach außen hin betrieb er eine gemäßigte Eroberungspolitik, Er besetzte die Herzegowina 1483 und eroberte die Häfen Kilia und Akkerman 1484.[24] 1485 verbot er den Druck mit arabischen Lettern bei Todesstrafe, so dass sich der Buchdruck im Osmanischen Reich nur sehr beschränkt entwickelte. 1484 führte er erfolgreich Krieg gegen das Fürstentum Moldau. Ein neuer osmanisch-venezianischer Krieg von 1499-1503, in dem sich eine europäische Koalition abzuzeichnen begann, verlief unentschieden, jedoch konnte sich das Osmanenreich als Seemacht im östlichen Mittelmeer etablieren und Venedig völlig ausschalten.[25]
1499 führte er einen Krieg auf der Morea (Peloponnes) mit der Dogen-Republik, der 1502 mit der Eroberung von Lepanto, Modon, Coron und Navarino endete. Bayezid leitete persönlich die Belagerung Modons im Jahr 1500. Ausschlaggebend für diesen Sieg war auch die neuaufgerüstete Kriegsflotte, geführt von dem ehemaligen Korsarenkapitän Kemal Re’is.
In der europäischen Diplomatie stellte das Osmanische Reich von nun an als Großmacht im Mittelmeer einen nicht mehr auszuschließenden Machtfaktor dar. Im Osten erwuchs derweil dem Osmanenreich durch die politisch-religiöse Gemeinschaft der Safaviden, die der Scheich Safi-ud-Dib von Ardabil (1252-1334) gegründet hatte und die sich mit turkmenischen Stämmen verbündeten, eine neue Gefahr. Nach der Sicherung des Friedens in Europa 1502/03 konnte Bayezid II. gegen den Safaviden Ismail I. (1502-1524) vorgehen und ihn nach Aserbaidschan abdrängen, von wo aus dieser seine Herrschaft über den gesamten Iran ausdehnen konnte. Die letzten Jahre von Bayezids Regierungszeit wurden durch die Verbreitung der Schiiten-Lehre in Kurdistan und Kleinasien unter dem Einfluss der neuen persischen Macht gestört. Auch militärisch suchte Persien die Konfrontation mit dem Osmanischen Reich. Bayezids jüngster Sohn Selim wollte dies zu seinen Gunsten nützen.[26]
Bayezid hatte Ahmed, den älteren Sohn, als seinen Nachfolger designiert. Unter den Prinzen Ahmed, Korkud und Selim, die Prinzenprovinzen in Anatolien beherrschten, begannen jedoch sofort Machtkämpfe. Zwar war Korkud schon als Zehnjähriger nach Mehmed II. Tod für seinen Vater Reichsverweser in Istanbul gewesen, bis dieser dort eintraf. Doch der tatkräftigere Selim griff mit einem Tatarenheer die Truppen seines Vaters an. Er verlor zwar die Schlacht, konnte trotzdem das Vertrauen der Janitscharen gewinnen, die sich für ihn und gegen seine Brüder entschieden. Selim schlug Korkud und Ahmed und zwang Bayezid, ihn zum Oberbefehlshaber des Heeres zu ernennen. Am 24.April 1512 trat Bayezid II. zurück und sein Sohn übernahm als Selim I. den Thron.[27]
Sultan Selim I. (1512-1520) gelang es, durch die Vernichtung seiner Gegner seine Macht zu stärken und dann seine imperialen Ziele uneingeschränkt zu verfolgen. Zunächst wandte er sich gegen die Safaviden, die den schiitischen Islam zur Staatsreligion erhoben hatten und damit die Vormachtsstellung der Osmanen in der islamischen Welt gefährdeten. In einem Feldzug 1514 drang Selim weit in den Iran vor, geriet jedoch in große Versorgungsschwierigkeiten, was wiederum zu einer Janitscharen-Revolte führte, die Selim jedoch niederschlagen konnte. In einer offenen Feldschlacht bei Tschaldiran am 23.8.1514 konnten die osmanischen Truppen schließlich die Safaviden bezwingen, was jedoch nicht zum Zusammenbruch des Safaridenreiches führte. Selim konnte ganz Ostanatolien unterwerfen und sich nun dem Mamelukenreich zuwenden. In der Schlacht von Marsch Dabiq konnte das Heer der Mameluken vernichtend geschlagen werden. Syrien und Ägypten fielen dem Osmanischen Reich zu, das sich in seiner Ausbreitung verdoppelte. Mit der Eroberung islamischer Kernländer fiel den Osmanen das geistige, administrative und künstlerische Erbe der islamischen Kultur anheim, das ihnen bisher nur durch die Seldschuken zugekommen war. Mit dem Niedergang des Mamelukenreiches wurde das politische Vakuum, das seit dem Verfall des Reiches der Abbasiden im Vorderen Orient bestanden hatte, durch eine stabile Ordnung ausgefüllt. Mit der Verschiebung des Zentrums des Islam nach Westen vertiefte sich jedoch auch die Spaltung der islamischen Welt, da der Iran einen anderen, vom Osmanenreich unabhängigen Weg ging.[28]
Nachdem nun ein Großteil der islamischen Welt unter osmanischer Oberhoheit stand, begann Selim, eine Expedition gegen Rhodos vorzubereiten. Er erkrankte aber und starb im neunten Jahr seiner Regentschaft mit 46 Jahren, unweit des Ortes, an dem er die Truppen seines Vaters angegriffen hatte.
Selim schaffte es, das Osmanische Reich entscheidend auszudehnen: Als Selim Sultan geworden war, umfasste das Osmanische Reich eine Fläche von 2.375.000 Quadratkilometern. Acht Jahre später hatte das Osmanische Reich mit 6.557.000 Quadratkilometern die 2,8-fache Fläche. Selims militärische Erfolge beruhten auf einer Reform des osmanischen Heeres. So ließ er die Artillerie (Topçu) modernisieren, dämmte die Macht der Janitscharen ein und begann mit dem Aufbau einer Flotte. Mit seinen Eroberungen in Asien und Afrika schuf er seinem Sohn Süleyman Rückenfreiheit und legte so den Grundstein für die osmanischen Erfolge gegen die europäischen Mächte in den folgenden Feldzügen und Eroberungen.[29]
Nachfolger Selims wurde sein Sohn Süleyman II. (1520-1566), für den sein Vater alle Grundlagen einer stabilen Herrschaft gelegt hatte, so dass dieser die Eroberungspolitik Selims ungebrochen fortsetzen konnte. Er sah sich dabei im Westen dem Reich der Habsburger, im Osten dem der Safaviden gegenüber. Die osmanischen Angriffe zielten von 1520 an zunächst auf das unabhängige ungarische Königreich unter Ludwig II. (1516-1526), dessen Schicksal in der Schlacht von Móhacs 1526 besiegelt wurde. Teile Ungarn, das aufgrund von Aufständen in Anatolien von den Osmanen nicht vollständig besetzt werden konnte, wurde unter osmanische Herrschaft gestellt, blieben aber in einem halbautonomen Zustand unter dem habsburgfeindlichen Siebenbürger König Johann Zápolya. 1528 konnte Erzherzog Ferdinand, der zum König von Ungarn gewählt worden war, Teile Mittelungarns besetzen, doch der Vorstoß Süleymans führte ihn bis vor Wien, das von den Habsburgern jedoch gehalten werden konnte.
Die Belagerung Wiens sicherte Süleyman die Beherrschung Ungarns, die Angst vor dem türkischen Vormarsch bewirkte in Europa zumindest vorübergehend den Nürnberger Religionsfrieden von 1532 zwischen Protestanten und Katholiken.[30] Ein weiterer osmanischer Feldzug 1532 gegen Österreich führte zu einem den erreichten osmanischen Herrschaftszustand in Europa bestätigenden Frieden. Ferdinand gab seine Ansprüche in Ungarn auf und erkannte Zápolya als osmanischen Vasallen an, dafür wurde Ferdinands Herrschaft in Nordungarn durch Süleyman bestätigt. Der Tod Zápolyas 1541 löste neue Streitigkeiten aus, Ungarn wurde zu einem Teil des osmanischen Reiches, was die Habsburger 1547 in einem Vertrag bestätigten. Nunmehr grenzten die beiden Großmächte unmittelbar aneinander, was zu fortwährenden Grenzkonflikten führte. Die osmanische Expansion nach Mitteleuropa kam jedoch vorläufig zu einem Stillstand.[31]
Während der Auseinandersetzungen mit Habsburg begann Süleyman zugleich auch seine Stellung zur See im Mittelmeer auszubauen, wo Karl V. nach dem Niedergang der venezianischen Seemacht im Zusammengehen mit Genua eine starke Flotte unter dem Kommando von Andrea Doria aufgebaut hatte.[32] Nach der Eroberung von Rhodos durch Süleyman verlegte Karl V. den Johanniterorden auf Malta 1530 und mit der Eroberung von Tunis gewann er eine neue Flottenbasis im Westen. Aktivitäten Andrea Dorias auf dem Peloponnes zwangen Süleyman dazu, den eine Piratenflotte befehlenden und Algier beherrschenden türkischen Kapitän Chayreddin Barbarossa als Großadmiral in seine Dienste zu stellen. Algier wurde dem Osmanischen Reich angegliedert und Chayreddin baute eine mächtige Flotte auf, die in der Seeschlacht von Prevesa vor der albanischen Küste über die Flotte Andreas Dorias 1540 einen Sieg davontragen konnte. Venedig musste daraufhin in einen Frieden mit dem Osmanischen Reich einwilligen, durch den er seine letzten Besitzungen auf dem Peloponnes, in Dalmatien und auf den Ägäischen Inseln aufgeben musste und endgültig seine einstige Machtstellung im Mittelmeer einbüsste. Süleyman aber hatte mit dem Seesieg von Prevesa seine Herrschaft im östlichen Mittelmeer gesichert und konnte nun auch zur See expansiv vorgehen; 1543 wurde zusammen mit der französischen Flotte Nizza erobert. Auch unter dem Nachfolger Chayreddins, Turgud Re’is (1485-1565) blieb die osmanische Seeherrschaft unangefochten.[33]
Im Osten konnte Süleyman Wirren im Iran unter dem minderjährigen Sohn Ismails, Tahmasp (1524-1576) ausnutzen, in drei Feldzügen versuchte er das Safavidenreich zu schwächen. Die Safaviden wichen jedoch einer offenen Feldschlacht aus und Nachschubprobleme ließen Süleyman immer wieder die Herrschaft über gewonnene Gebiete verlieren. Im Frieden von Amasya 1555 gewann Süleyman schließlich den Irak und die turkmenischen Fürstentümer Ostanatoliens, gab aber Ansprüche auf Aserbaidschan und den südöstlichen Kaukasus auf. In Arabien konnten Aden 1530, Suakin 1542 und Massaua 1557 hinzugewonnen werden. Süleyman baute Flottenbasen am Roten Meer und am Persischen Golf aus, wodurch die Portugiesen zurückgedrängt werden konnten. Dies alles führte zur Belebung der alten Handelsstraßen, was dem Osmanischen Reich wichtige Einkünfte sicherte, obwohl die lange zuvor erfolgte Entdeckung des Seewegs um Afrika herum das ursprüngliche Handelsvolumen nie mehr erreichen ließe.[34]
Süleyman starb 1566 nach 46-jähriger Regierungszeit, der längsten in der osmanischen Geschichte. Er beschließt die Blütezeit der osmanischen Herrschaft.[35] Er gilt als der bedeutendste Sultan der Osmanen. In der osmanischen Überlieferung gilt er einerseits als Feldherr und Krieger, andererseits aber auch als weiser Gesetzgeber und Staatsmann. In Konstantinopel ließ er zahlreiche prächtige Bauwerke errichten. Insbesondere ließ er 1549–1557 die nach ihm benannte Süleymaniye errichten, eine der kunsthistorisch bedeutendsten Moscheen Konstantinopels. Des Weiteren entstanden in seiner Herrschaftsperiode unter anderem die Prinzenmoschee (1548), die Mihrimah-Moschee (1566) und die Rüstem-Pascha-Moschee (1561). Verantwortlich für die Bauten zeichnete jeweils Süleymans Hofarchitekt Mimar Sinan. Daneben setzte der Sultan ein großangelegtes Kanalbauprojekt ins Werk, das die Wasserversorgung der Hauptstadt gewährleisten sollte. Darüber hinaus verfasste Süleyman unter dem Pseudonym „Muhibbi“ („geliebter Freund“) auch selbst Gedichte in persischer und osmanischer Sprache.[36]
Nach Süleyman geriet das Osmanische Reich in eine Phase des Niedergangs, die auf die wachsende Machtlosigkeit der Sultane zurückzuführen war. Bereits unter Süleyman wurde zur Entlastung des Sultans das Amt des Großwesirs geschaffen. Korruption und Nepotismus breiteten sich zunehmend aus und zerstörten die Institutionen des Reiches. Unter Selim II. (1566-1574) begann sich der Niedergang der osmanischen Macht abzuzeichnen; um stärkeren Einfluss zu gewinnen, versuchten Selim II. und sein Nachfolger, das Amt des Großwesirs zu schwächen, indem ein häufiger Wechsel der Inhaber vollzogen wurde, Trotz der bereits unter Süleyman eingeleiteten inneren Schwächen des Reiches war es nach außen noch stark genug, um auch während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die erreichte Machtstellung zu halten, obwohl das osmanische Militär erste Niederlagen hinnehmen musste.
1571 wurde die osmanische Flotte in der Seeschlacht bei Lepanto von der Liga vernichtend geschlagen. Die osmanische Flotte hatte schon binnen Jahresfrist ihre Verluste ausgeglichen, baute über 150 Kriegsgaleeren neu und verfügte insgesamt wieder über 250 Galeeren. Ebenso ließ der Oberbefehlshaber der Flotte über 20.000 Arkebusen anfertigen. Der Großwesir Sokollu Mehmed Pascha zeigte sich von der Niederlage unbeeindruckt. Bereits 1574 konnten die Osmanen die wichtige Hafenstadt Tunis erobern. Dennoch war der osmanische Traum von einer Weltmacht zur See mit der Niederlage von Lepanto zerstört. Der Verlust vieler erfahrener Kommandeure, Kapitäne und Seeleute auf osmanischer Seite konnte für viele Jahre nicht kompensiert werden.
Venedig schloss bereits im März 1573 einen Separatfrieden mit dem Sultan.[37] Um die alten Privilegien im Levantehandel zu sichern, machten die Venezianer trotz des Sieges von Lepanto weitreichende Zugeständnisse. Die Republik ließ alle türkischen Gefangenen ohne Lösegeldzahlung frei und zahlte dem Sultan eine stattliche Kriegsentschädigung. Zypern blieb türkisch. Die Schlacht vor Lepanto führte zu einer Bereinigung der Einflusssphären im Mittelmeer. Die Osmanen beschränkten sich danach auf die Sicherung ihrer Vormachtstellung im östlichen Teil, während spanische, maltesische und italienische Flotten das westliche Mittelmeer unter sich aufteilten.[38]
Unter Murad III. (1574-1595) dauerten die inneren Zerfallserscheinungen im Osmanischen Reich an, nach der Ermordung des Großwesirs Mehmed Soqullu gewannen der Harem und dann die führenden Janitscharenoffiziere immer mehr an Einfluss. Administrative, soziale und wirtschaftliche Schwierigkeiten nahmen zu, dennoch betrieb auch Murad III. eine Eroberungspolitik, die vor allem der Expansion des Fürstentums Moskau unter Iwan IV. entgegenwirken sollte.[39] Die Wirren nach dem Tode von Schah Tahmasp 1576 im Iran ausnützend, konnte Murad III. den Kaukasus und Aserbaidschan 1578 erobern und so das Reich auf den Höhepunkt seiner territorialen Ausdehnung führen. Noch unter Murad III. kam es zu einem erneuten österreichisch-osmanischen Krieg 1593, der nach der Einnahme von Teilen Zentralungarns und Rumäniens durch die Österreicher in der Schlacht von Keresztes 1596 eine Wendung erfuhr, so dass die Habsburger in den Friedensvertrag von Zsitva Torok 1606 einwilligen mussten, der die osmanische Herrschaft über Ungarn und Rumänien wieder festigte.[40]
Es wurde durch eine Einmalzahlung von 200.000 Gulden an den osmanischen Sultan Ahmed I. die bis dato stattfindende jährliche Tributzahlung des Kaisersan die Hohe Pforte beendet. Durch diese Konzession erkannte der Sultan den Kaiser erstmals als gleichrangig an.[41] Der Frieden legte den Status quo von 1606 als gültig fest. Dies bedeutete, dass die Osmanen Eger und Nagykanizsa behielten, während die Festungen nördlich von Buda, die am Anfang des Krieges von den Habsburgern erobert worden waren, in deren Besitz blieben. Für die übrigen Grenzen galt der Status quo ante von 1593. Das Fürstentum Siebenbürgen war mit diesem Friedensschluss de facto unabhängig geworden, eine genaue Regelung seiner Stellung zur Hohen Pforte war jedoch im Vertrag absichtlich offengelassen worden, was sich für seine Zukunft noch als schwere Belastung herausstellen sollte.[42]
Durch mehrmalige Verlängerungen sollte dieser Friedensschluss bis zum Türkenkrieg 1663/1664 Bestand haben.[43] Beide Reiche hatten durch diesen Frieden den Rücken für den Kampf gegen andere Gegner frei bekommen. Das Habsburgerreich sollte schon bald seine gesamte Aufmerksamkeit und sämtliche Ressourcen für die Kämpfe des Dreißigjährigen Krieges benötigen, während sich das Osmanische Reich nun völlig der Bekämpfung von Aufständen in den Ostgebieten Kleinasiens und den Kriegen gegen Polen und das Perserreich der Safawiden widmen konnte.[44]
Auch im Osten wuchs mit dem Aufstieg von Schah Abbas I. (1587-1629) und dem Wiedererstarken des Safavidenreiches eine neue Gefahr heran. Osman II (1618-1622) und Murad IV. (1623-1640) versuchten dem durch Reformen, die das Osmanenreich wieder stabilisieren sollten, zu begegnen, und ihre Reformbemühungen wurden unter Mehmed IV. (1648-1687) durch die Dynastie der Köprülü-Großwesire fortgesetzt. 1603 konnte Schah Abbas I. den Kaukasus und Aserbaidschan einnehmen. 1624 erfolgte die Eroberung des mittleren Irak, doch ermöglichte es das Reformwerk Murads IV., der iranischen Bedrohung zu begegnen. 1638 konnte der Irak zurückgewonnen werden, und im Vertrag von Qasr-i-Schirin von 1639 wurde die moderne iranisch-türkische Grenze festgelegt. 1645 brach anlässlich des Versuchs der Osmanen, Kreta zu erobern, ein neuer Krieg mit Venedig aus, der bis 1669 dauerte und Anfangserfolge Venedigs brachte, bis Reformen Mehmed Köprülüs zum Erfolg führten. Nach 24jähriger Belagerung konnte Kreta 1669 erobert werden.
Die durchgeführten Reformen waren jedoch immer nur augenblicklicher Natur, sie beseitigten aktuelle Missstände, konnten aber die überlebten osmanischen Institutionen nicht erneuern, so dass das Osmanische Reich auf die Dauer nicht mit dem Fortschritt der aufsteigenden europäischen Nationalstaaten mithalten konnte. Dennoch marschierte der Großwesir Quara Mustafa Pascha 1681 wiederum in Mitteleuropa ein und belagerte Wien.[45] Dank dem Eingreifen des polnischen Königs Johan III. konnte Wien gehalten werden und es bildete sich eine europäische Koalition, die gegen das Osmanische Reich vorging. Der Krieg gegen die Armeen der katholischen Liga von 1683 bis 1699 endete im Frieden von Karlowitz, der für das Osmanische Reich eine Schwächung bedeutete.[46]
Nach dem Frieden von Karlowitz musste das Osmanische Reich ganz Ungarn einschließlich Siebenbürgens ohne das Banat von Temesvar, sowie den Großteil Kroatiens an Österreich abtreten. Der Republik Venedig wurde der seit 1686 bestehende Besitz der Halbinsel Morea bestätigt, während Polen das seit 1672 durch die Hohe Pforte okkupierte Podolien mit Kamieniec Podolski und weitere Teile der Ukraine zurückerhielt. Der Friedensschluss markiert einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte: Nie zuvor hatte ein Sultan von Konstantinopel vor einer nichtmuslimischen Macht die Waffen gestreckt. Der Friede zu Karlowitz legte den Grundstein für die neue Großmacht Österreich und war der Beginn der Epoche des militärischen Niedergangs des Osmanischen Reiches. Russland schloss auf zwei Jahre einen Waffenstillstand, der aber direkt in den Frieden von Konstantinopel (1700) mündete, in dem der russische Besitz von Azow bestätigt wurde.[47]

4 Schleichender Verfall (1700-1923)

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich die Lage des Osmanischen Reiches grundlegend verändert. In den Kampf gegen die Osmanen war neben Habsburg und Venedig noch Russland getreten, das während der Regierungszeit Mustafas II. (1695-1703) Asow eroberte.[48] Russland ging es bei seinem Kriegseintritt darum, durch das Schwarze Meer und die Dardanellen ins Mittelmeer vorzustoßen. Die Niederlage bei Zenta im Jahre 1697 führte schließlich zum Frieden mit den Habsburgern in Karlowitz 1699 und 1700 zum Frieden von Konstantinopel mit Russland, dem das Gebiet bis an den Dnjestr und die Festung Asow zugesprochen wurde, mit der es einen ersten Stützpunkt am Schwarzen Meer erhielt. Die Friedensschlüsse um die Wende zum 18. Jahrhundert zeigten deutlich den Machtverfall des Osmanischen Reiches auf: Im Südosten Europas hat es seine hegemoniale Stellung eingebüßt, der Druck nach Mitteleuropa ließ nach, Österreich konnte sich auf Kosten des Osmanenreiches erheblich nach Südosten ausdehnen. In den 109 Jahren zwischen der zweiten Belagerung von Wien und dem Frieden von Jassy im Jahre 1792, in denen das Osmanische Reich 41 Jahre lang in Kriege verwickelt war, ging es für nun darum, den Bestand des Reiches zu wahren und die Verfallsperiode zu überdauern. Als Verbündeter Habsburgs in dem Kampf gegen die Türken fungierte jetzt das an die Stelle Polens getretene Russland, das ans Mittelmeer vorzustoßen versuchte.
Das Osmanische Reich wurde dadurch während des 18. Jahrhunderts in die europäische Machtpolitik verstrickt. Die Gegner Habsburgs und Russland, insbesondere Schweden und Frankreich unterstützten die Osmanen, die Niederlande und England, denen es um die Absicherung ihrer vom Sultan gewährten Handelsprivilegien in der Levante ging, verhielten sich neutral. Sie waren nur darum bemüht, eine Kontrolle des Osmanischen Reiches durch irgendeinen europäischen Staat zu verhindern, da dies ihm ein deutliches Übergewicht in der europäischen Machtkonstellation bedeutete.[49]
Den Auftakt zu den kriegerischen Verwicklungen der Türken im 18. Jahrhundert bildete die erneute Auseinandersetzung mit Russland unter der Regierung Achmeds III (1703-1730). Karl XII. von Schweden war 1709 nach seiner Niederlage bei Poltawa gegen die Russen auf osmanisches Gebiet geflüchtet, wo ihm Achmed III. Asyl gewährte. Von 1709 bis 1714 hielt sich Karl XII. in Demotika in dem Bestreben auf, den Sultan zu einem Krieg gegen Russland zu bewegen. Durch den Hospodar der Moldau, Demetrios Kantemir, ließ sich Peter der Große dazu verleiten, in die Türkei vorzustoßen. Er musste aber nach seiner Kapitulation im Jahre 1711 in den Frieden am Pruth einwilligen, durch den es dem Sultan gelang, verloren gegangene Gebiete wieder zurück zu gewinnen. Als Folge des Verrates des Hospodars Demetrios erlangten die schon im 17. Jahrhunderts aufsteigenden griechischen Fanarioten stärkeren Einfluss. Nach Beendigung des Krieges mit Russland kam es schon wenige Jahre später zu erneuten Auseinandersetzungen mit Venedig und Österreich (1714.1718). 1716 konnte Prinz Eugen von Savoyen die Türken bei Peterwardein besiegen und 1717 Belgrad erobern. Unter dem Eindruck dieser Erfolge gab es den Frieden von Passarowitz 1718, in dem Venedig endgültig auf den Peloponnes verzichtete, der habsburgische Kaiser jedoch den Banat von Temesvár, die Kleine Walachei und einen Teil von Serbien erringen konnte.[50]
In den folgenden Jahren versuchte Achmed III., dem geistigen Leben mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Er ließ fünf Bibliotheken bauen, eine Wasserleitung vom Nordende des Goldenen Horns nach Istanbul anlegen und eine Porzellanfabrik errichten. Infolge der allgemeinen Kriegsmüdigkeit des Landes wandte sich die osmanische Öffentlichkeit eine Zeit lang von der Politik ab und mehr geistigen Dingen zu. Es setzte eine Welle der Europäisierung ein, die ihre Kulmination in der von 1717 bis 1730 währenden „Tulpenzeit“ erfuhr. Ihren Namen erhielt diese Periode von der sich im Osmanischen Reich entwickelnden Tulpenzucht. Europäische Einflüsse machten sich jetzt auch in der Baukunst bemerkbar, neben der Übernahme technischer Errungenschaften Europas wirkte sich die Europäisierung auch in der Ausbildung einer Diplomatie und in der Anpassung der türkischen Politik an die europäischen Kabinette aus.[51]
Die friedliche Regierungsperiode Achmeds III. endete schließlich mit dessen Ermordung. Die mit dem Untergang der Safaviden einhergehenden Wirren in Persien, die Peter dem Großen eine Ausweitung Russlands bis Gilan erlaubten, warfen bereits ihre Schatten auf das Osmanische Reich, das 1723 bis 1733 militärische Unternehmungen in Persien durchführte.[52] 1730 wurde Achmed durch einen Volksaufstand gestürzt und sein Neffe Machmud I (1730-1754) wurde sein Nachfolger.[53] Unter seiner Regierung, während der die Janitscharen jahrelang eine Willkürherrschaft ausübten, kam es wieder zu Konflikten an der europäischen und persischen Front. Die Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern wurden allmählich durch Kämpfe mit Russland abgelöst. In dem von 1736 bis 1739 dauernden österreichisch-russischen Koalitionskrieg erwiesen sich die Türken den militärisch geschwächten Österreichern gegenüber als ebenbürtig. Im Frieden von Belgrad 1739 verlor Habsburg die Gewinne von 1718 mit Ausnahme des Banats von Temesvár, während die Russen Asow erneut erhielten. Im Osten des Osmanischen Reiches hatte in der Zwischenzeit der turkmenische Heerführer Schah Nadir die iranische Macht wiederhergestellt und Mesopotamien und Gebiete östlich von Anatolien zurück gewonnen. Die lang andauernden Kämpfe zwischen den Osmanen und Nadir fanden schließlich mit der Niederlage bei Eriwan 1746 und der Ermordung Nadirs ihr Ende. In den nach seinem Tode ausbrechenden Wirren konnte das Osmanische reich die Grenze von Qasr-i-Schirin behaupten.[54]
In den Regierungsperioden Osmans III. (1754-1757) und Mustafas III. (1757-1773) fiel der machtpolitische Umschwung, der an die Stelle Habsburgs Russland als Vorkämpfer gegen die Osmanen treten ließ. Die Russen verstärkten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre Anstrengungen. Das Osmanische Reich, dessen Militär in der Friedenszeit mehr und mehr verfiel, wurde jetzt zum Spielball der europäischen Mächte. Im Jahre 1768 erklärte Mustafa III. auf Drängen Frankreichs Russland den Krieg. 1769 besetzten die russischen Heere Bessarabien, die Moldau und die Walachei und stießen 1770 nach Bulgarien vor. Im gleichen Jahr vernichtete die russische Flotte die türkische in der Bucht von Tscherschme. Unter Einwirkung von Österreich und Preußen, die die russischen Erfolge beunruhigten, kam es schließlich zum Friedensschluß von Kütschük Qaynardschy bei Silistria im Jahre 1774. Unter Katharina II. gewann Russland den Nordrand des Schwarzen Meeres und die Schirmherrschaft über die Krim. 1775 konnte der deutsche Kaiser aufgrund der Schwäche des türkischen Reiches durch geschickte Verhandlungen die Bukowina erlangen.[55]
Unter der Herrschaft Abd ül-Hamids I. (1773-1789) gelang Russland dann endgültig der Durchbruch als Vormacht am Schwarzen Meer. Russland, das immer mehr als Schutzmacht der orthodoxen Länder auf dem Balkan auftrat, verstärkte seine Expansionspolitik gegenüber dem Osmanischen Reich.[56] Es gelang aber dem Osmanischen Reich, durch Bündnispolitik mit europäischen Mächten seine Stellung zu verbessern. Freundschaftliche Beziehungen bestanden zu England und die Niederlande, Frankreich konnte seinen über Jahrhunderte gepflegten Kontakt mit den Türken noch vertiefen. Hinzu kamen Verträge mit Schweden 1733, 1756 mit Dänemark und 1761 mit Preußen. Ein Bündnis mit Friedrich war angesichts von dessen bedrohlicher Lage im Lager von Bunkelwitz geschlossen worden. Trotz dieser internationalen Verflechtung vermochte das Osmanische Reich die Bedrohung durch Russland nicht abzuwenden.[57]
1781 ging Katherina ein Bündnis mit Österreich ein, das gegen Preußen und die Türkei gerichtet war, deren Aufteilung Josef II. von seiten Russlands vorgeschlagen wird. 1783 wurde die Krim von Russland annektiert, 1784 erwarb die Zarin das Schutzrecht über Georgien. Zum letzten Male verbanden sich Österreich und Russland in dem Krieg von 1787 bis 1792 gegen die Türkei. Angestachelt von Preußen und England und in einem Bündnis mit Schweden stehend, das auf den Wiedererwerb Finnlands hinzielte, erklärte das Osmanische Reich den Russen 1787 den Krieg. 1789 besetzte ein österreichisches Heer Belgrad, Bukarest wurde in Verbindung mit der russischen Armee eingenommen. 1791 sah sich Österreich infolge von Aufständen in Belgien und Ungarn jedoch gezwungen, den Frieden von Swischtow einzugehen, der den Verlust der Moldau und der Walachei mit sich brachte.
Das den Krieg siegreich fortführende Russland musste schließlich aufgrund der internationalen Lage in den Frieden von Jassy im Jahre 1792 einwilligen, der ihm den Gewinn des Gebietes zwischen Bug und Dnjestr sicherte. Katharina II konnte damit die Nordküste des Schwarzen Meeres endgültig für Russland erwerben. Das osmanische Reich erkannte in diesem Vertrag die Annexion des Krim-Khanats im Jahr 1783 unter der Zarin Katharina II. und die durch den Potjomkin erfolgte Gründung der Stadt und Schiffsbasis Sewastopol an. Russland erhielt die Festung von Otschakow am rechten Ufer der Dnjepr-Bug-Mündung und alles Land östlich des Dnjestr, der zum Grenzfluss wurde. Die nördliche Küste des Schwarzen Meeres wurde somit russisches Staatsgebiet. Die kaukasische Grenze zwischen beiden Imperien blieb der Fluss Kuban. Die von französischen Ingenieuren im Jahr 1781 als türkische Grenzfestung erbaute Wehranlage in der Stadt Anapa war von den Russen eingenommen worden, wurde aber nach dem Frieden von Jassy 1792 wieder zurückgegeben.
Der Friede von Jassy bedeutete einen Einschnitt in die Geschichte des Osmanischen Reiches. Mit der Herrschaft Selims III. (1789-1807) endete die Verfallsperiode der Türkei und es setzte eine erste Phase von Reformen ein, die dem Osmanischen Reich eine neue Basis sozialer und politischer Art gab.[58]
Im Inneren des Osmanischen Reiches dauerte die bereits im 16. Jahrhundert einsetzende Zersplitterung in autonome lokale Herrschaften aufgrund der Schwäche der Zentralregierung das gesamte 18. Jahrhunderts hindurch an.[59] Regionale Machthaber konnten sich insbesondere in den asiatischen Teilen der Türkei, aber auch in Anatolien und Kurdistan durchsetzen. Gefördert wurde ihre Autonomie vor allem durch nationale Strömungen, die eine weitere Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich ablehnten. Diese Strömungen verstanden die lokalen Machthaber für sich auszunutzen. In Ägypten konnten die Truppen des Sultans nur mühsam den in Verbindung mit Russland stehenden Mameluken Ali Bey in den Jahren 1768 bis 1772 niederwerfen, und auch Unruhen in Syrien in den Jahren 1770 und 1783-1785 bereiteten große Schwierigkeiten. Erwies sich so die osmanische Herrschaft als vielfach gefährdet, so stellte sie sich noch wesentlich lockerer im Maghreb dar. In Tripolitanien regierte seit 1711 die Pascha-Dynastie der Qaramanly, die zunächst für eine politische Stabilität der Provinz zu sorgen vermag, jedoch gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts in innere Zwistigkeiten verfiel. In Tunesien kam 1705 der Bey Husain an die Macht, dessen Nachfahren das Land bis 1957 beherrschten. In Algerien, das in erster Linie von der Seeräuberei lebte, bis der Machtanstieg Frankreichs und Englands die Überfälle einzuschränken vermag, regierten seit 1671 die Deys. Trotz einer gewissen Unabhängigkeit erkannten diese Provinzen die Oberhoheit des osmanischen Sultans an. Marokko konnte sich als unabhängiger Staat im Maghreb behaupten. Sultan Ismail (1672-1729) konnte ein Heer von 150.000 Mann aufbieten und die Berber im Süden des Landes zurückdrängen.[60]
Der Friede von Jassy, der in die Regierungsperiode Sultan Selims III. (1789-1807) fiel, bedeutete in der Geschichte des Osmanischen Reiches eine Wende: Mit ihm endete die lange Zeit des Niedergangs, und das Osmanische Reich, das trotz der vielfachen von seinen europäischen Gegnern zugefügten Niederlagen noch ganz Anatolien, die arabische Welt vom Irak bis Nordafrika und den gesamten südlich der Donau gelegenen Balkanraum umfasste, trat in eine neue Phase seiner geschichtlichen Entwicklung ein, in der sich durch grundlegende, über ein Jahrhunderts währender Reformen auf sozialem und politischem Gebiet eine tiefgehende Erneuerung vollzog.[61] Dieses das 19. Jahrhundert umspannende Reformwerk wurde von Sultan Selim III. eingeleitet und von Machmud II. fortgesetzt. Beide Reformer standen dabei noch in der Tradition alter osmanischer Reformvorstellungen bei ihrem Bestreben, durch die Beseitigung von Korruption und Nepotismus den alten Institutionen wieder neue Funktionen zu verleihen. Die militärische Überlegenheit der Europäer zwang Selim III. zu umfangreichen Militärreformen, die auch von Machmud II. durchgeführt wurden. Selim III. schaffte neue Streitkräfte, die in ihrer Bewaffnung, taktischen Schulung, Organisation und Disziplin die Armeen Europas zum Vorbild hatten. Neben diesen leistungsfähigen Truppen, die allerdings nicht mehr als 10.000 Personen umfassten, bestanden jedoch auch die älteren Militäreinheiten in über zehnfacher Stärke weiter; diese standen der Aufstellung der neuen Truppenverbände von Anfang an feindselig gegenüber. Schließlich provozierten die neuen Truppen 1807 eine Janitscharenrevolte gegen Selim III., die zu ihrer vorübergehenden Auflösung führte.[62]
Das Reformwerk Selims III. wurde allerdings nicht nur durch den Konservatismus und die Opposition im Osmanischen Reich behindert, sondern vor allem durch äußere Gefahren, die das Reich in seiner Existenz ernsthaft bedrohten. Napoleons Vorstoß nach Ägypten im Jahre 1798 rief einen Bruch zwischen der Türkei und dem bisher befreundeten Frankreich hervor und führte zu einer zeitweiligen politischen Annäherung an England.[63] Als Folge der napoleonischen Expedition nach Ägypten und Syrien, die bereits 1798 durch den Sieg der englischen Flotte unter Admiral Nelson bei Abukir über die französische in Frage gestellt wurde, kam es zu einem russisch-türkischen Bündnis. Als die Franzosen 1802 durch die Engländer aus Ägypten vertrieben wurden, trat wieder eine Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Osmanischen Reich und Frankreich ein. Als Folge griff die Türkei während der napoleonischen Feldzüge nicht ein. In den Jahren von 1806 bis 1812 wurde das Osmanische reich erneut in einen Krieg mit Russland verwickelt, in dessen Verlauf das Zarenreich die Fürstentümer Moldau und Walachei sowie Bessarabien besetzte. Im Frieden von Bukarest vom 28.5.1812 gewann Russland schließlich Bessarabien wieder zurück.[64]
Im April 1807 brach eine Janitscharenrevolte gegen Selim III. aus, die zur Absetzung des Sultans führte.[65] Selim III. wurde ein Jahr später ermordet, sein Nachfolger wurde Machmud II.. Machmud II. konnte Schritt für Schritt seine Macht im Inneren festigen und konnte einige Gegenspieler ausschalten. Während so in einigen Gebieten des Osmanischen Reiches die Herrschaft des Sultans wieder gestärkt werden konnte, ging in anderen das Streben nach Autonomie weiter. Bagdad und Basra wurden bis 1831 von mamelukischen Paschas regiert. Unter dem seit 1806 als Statthalter über das Nilgebiet eingesetzten General Muhammad Ali (1769-1849) entwickelte Ägypten ein zunehmendes Maß an Autonomie und in anderen teilen des Osmanischen Reiches kam es infolge eines wachsenden Nationalgefühls zu Aufständen: 1815 erhoben sich die Serben, 1821 brach der griechische Befreiungskrieg aus.[66] 1821 kam es zu einem Aufstand unter Fürst Alexandros Ypsilanti dem Jüngeren in Jassy. Darauf erhob sich das restliche Griechenland und am 1.1.1822 wurden auf dem Nationalkongress zu Epidauros die Unabhängigkeit und ein Verfassungsgesetz verkündet. In ganz Europa rief der griechische Unabhängigkeitskampf spontane Begeisterung hervor. Im Zuge einer alle Länder Europas umfassenden philhellenischen Bewegung eilten viele Freiwillige nach Griechenland, unter ihnen auch der englische Dichter Lord Byron, um den Aufständischen beizustehen.[67]
Als die Janitscharen gegen die griechischen Rebellen den Kürzeren zogen, ging 1824 der Gouverneur von Ägypten, Muhammad Ali gegen sie vor und errang zahlreiche Siege, was die Janitscharenkorps im Osmanischen Reich in Misskredit brachte. Bereits 1815 hatte Machmud II. moderne Truppen unter dem Namen Sekban-i-dschedid wieder aufgestellt und sie dann nach Istanbul bringen lassen. Als die Janitscharen am 15.6.1826 zu revoltieren begannen, gingen Machmuds II. neue Truppen gegen sie vor und besiegten sie. Damit war der Weg frei für eine tief greifende Reform des türkischen Heeres.[68]
Die Vernichtung der alten türkischen Armee wirkte sich militärisch zunächst jedoch verheerend aus, der Kriegseintritt der europäischen Großmächte führte zu einer Wende im griechischen Freiheitskampf. 1827 wurde die türkische Flotte in der Seeschlacht bei Navarino von der englischen, französischen und russischen vernichtet. Der russisch-türkische Krieg von 1828 bis 1829 zwang den Sultan zum Einlenken. Im Frieden von Adrainopel 1829 erkannte das Osmanische Reich die Unabhängigkeit Griechenlands an; Samos, Chios, Epiros, Thessalien und Kreta blieben jedoch weiterhin unter türkischer Herrschaft. Die Unabhängigkeit Griechenlands wurde im Londoner Protokoll vom 3.2.1830 von den Schutzmächten Russland, England und Frankreich bestätigt. Auf der Londoner Konferenz wurde der Sultan von den Großmächten zugleich zur Anerkennung der Autonomie Serbiens, der Moldau und der Walachei gezwungen.
Auch im arabischen Raum des Osmanischen Reiches machten sich jetzt verstärkt Unabhängigkeitsströmungen bemerkbar.[69] Ägyptens Statthalter Mohammad Ali eroberte Syrien, Südarabien und Südostanatolien und trug in der Schlacht von Konya am 21.12.1832 den Sieg über die osmanische Armee davon. Im Frieden von Kütahya von 1833 erhielt Mohammad Ali Syrien zusammen mit der Verwaltung Kilikiens. Um Hilfe gegen den ägyptischen Statthalter zu bekommen, ging Machmud daraufhin einen Schutzvertrag mit Russland ein. Ende 1833 zwangen die europäischen Mächte, als sie sich über eine Aufteilung des Osmanenreiches nicht einigen konnten und einen Sieg des ägyptischen Statthalters über den Sultan befürchten mussten, Mohammad Ali zum Rückzug und retteten somit Machmud II..
Machmud II. setzte in den folgenden Jahren seine Bemühungen um den Aufbau einer modernen Armee nach europäischem Vorbild fort.[70] In neuen technischen Schulen wurden die Offiziere ausgebildet und von preußischen Militärexperten unter dem Kommando von Moltke geschult. Weiterhin ließ Machmud II. ein säkulares Grundschulsystem aufbauen, das die Schüler auf die technischen Schulen vorbereiten sollte. Die europäische Kleidung wurde eingeführt und musste von den Regierungs- und Armeemitgliedern getragen werden. Wichtige Reformen wurden auch für die Regierung und Finanzverwaltung in dem Bestreben durchgesetzt, die Zentralgewalt des Sultans zu stärken und die traditionellen Formen der Autonomie im Osmanischen Reich zu beseitigen. 1839 kam es dann erneut zu Auseinandersetzungen mit dem Pascha von Ägypten, bei denen Machmud II. seine noch nicht voll ausgebaute Armee einsetzte und eine verheerende Niederlage in der Schlacht von Nezib am 24.6.1839 einstecken musste.[71]
Nach dem Tode Machmud II. folgte ein Sohn Machmuds II. als Abd ül-Medschid I. (1839-1861), der sich gegen Vorstöße Muhammad Alis, zu dem die türkische Flotte nach seinem Sieg übergegangen war, wehren musste. Daraus entwickelte sich 1839 bis 1841 die orientalische Krise. In dem Krieg zwischen Muhammad Ali und dem Sultan wurde Ägypten von Frankreich unterstützt, während der türkische Sultan Hilfe von England und Russland erhielt. In der 1. Londoner Konvention vom 15.7.1840, in der es zu einer Verständigung zwischen England, Russland, Preußen und Österreich kam, wurde Frankreich ausgeschaltet. Abd ül-Medschid I konnte die 1833 verlorenen Gebiete wieder zurückgewinnen. In der 2. Londoner Konvention vom 13.7.1841, dem so genannten Meerengenvertrag, den der Sultan mit den fünf europäischen Großmächten einging, wurde die Durchfahrt durch die Dardanellen und den Bosporus für nichttürkische Kriegsschiffe in Friedenszeiten verboten.[72]
Nachdem für das Osmanische Reich außenpolitische wieder Ruhe eingetreten war, konnte sich der Sultan verstärkt den Reformen im Inneren zuwenden, die bereits von Selim III. und Machmud II. im Angriff genommen worden waren. Zwischen 1836 und 1876 wurden die Reformen in einem umfangreichen Gesetzgebungswerk verankert, dem Tanzimat, weshalb die folgende Phase in der Geschichte des türkischen Reiches als Tanzimat-Periode bezeichnet wurde. Im Tanzimat wurde die Abschaffung der Steuerpacht vom Sultan versprochen, ferner die allgemeine Rechtssicherheit und Steuerreformen. Nach europäischem Muster wurden jetzt Recht, Verwaltung und Schulwesen ausgebaut. Die osmanische Regierung, die Armee und das Schulwesen erfuhren so in der Tanzimat-Periode eine Modernisierung, die mit ausländischer Hilfe durchgesetzt werden konnte. Unter Sultan Abd ül-Medschid stieg der Minister Mustafa Mechmed Reschid Pascha, der zwischen 1839 und seinem Tode im Jahre 1856 sechsmal das Amt des Großwesirs innehatte, zum bedeutendsten Mann der Tanzimat-Periode empor.[73]
Die Tanzimat-Periode umfasste die Regierungszeit von Abd ül-Medschid I. und Sultan Abd ül-Asis (1861-1876) und erreichte ihren Höhepunkz unter Abd ül-Hamid II. (1876-1909).[74] Nach Beendigung des Krimkrieges wurden in dem auf Druck der europäischen Mächte hin am 18.2.1856 erlassenen Edikt hatt-i-hümayun eine Vielzahl von Reformen versprochen (Abschaffung der Folter, Verbesserung des Steuer- und Gerichtswesens, Gewährung der Religionsfreiheit). Trotz zahlreicher religiöser und nationaler Spannungen konnten die Reformen während der Tanzimat-Periode gegen den Widerstand breiter Kreise der türkischen Bevölkerung durchgesetzt werden. Im Bereich von Regierung und Verwaltung wurde ein übergreifendes bürokratisches System angestrebt, das von der Übertragung der Regierungsgewalt auf die Zentralverwaltung in Istanbul geprägt war. Diese Zentralisierung der Regierungsmacht und die Ausweitung ihrer Aufgaben bedingte die Schaffung neuer Institutionen im zentralen Verwaltungsapparat, was die gesamte Tanzimat-Periode hindurch durch die Bildung von Expertengremien mit legislativen, exekutiven und richterlichen Funktionen im Bereich des Erziehungswesens, des Militärs, der Wirtschaft und der Rechtspflege vollzogen wurde. Im Bereich des Erziehungswesens wurden während der Tanzimat-Periode die traditionellen osmanischen Schulen, die Medresen, Schritt für Schritt durch ein neues säkulares Schulsystem ersetzt, das der Ausbildung der Verwaltungsbeamten und der Offiziere diente.[75] Dennoch bestand das System der Medresen weiterhin fort, deren Schüler nach ihrer Ausbildung heftigen Widerstand gegen die Tanzimat-Reformen leisteten. In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts kamen zu dieser bereits bestehenden Opposition noch Widerstand aus der neuen, durch die Tanzimat gebildeten Klasse hinzu, der sich in der Organisation der „Jungen Osmanen“ zusammenschloss. Diese Bewegung arrangierte sich nach 1870 jedoch wieder mit der türkischen Regierung und gaben ihren Widerstand auf.[76]
Eine Verfassunggemäß den europäischen Entwicklungen wurde auch eingeführt: Kern des im Zuge des Konstitutionalismus des 19.Jahrhunderts entstandenen Grundgesetzes war die Einführung eines Zweikammernparlaments und damit der Weg in die konstitutionelle Monarchie. Der Sultan gab die alleinige Wahrnehmung gewisser Rechte auf („freiwillige Selbstbeschränkung“), bestimmte aber weiterhin über Gesetzgebung und besonders durch sein unbeschränktes Verbannungsrecht aus Art.113 Satz3 über das Schicksal seiner Untertanen. Durch die Schließung des Parlaments im Februar 1878 setzte Sultan Abdülhamid II. die Verfassung faktisch außer Kraft und herrschte – über dreißig Jahre lang – bis zur erzwungenen Einberufung des Parlaments im Juli 1908 als absoluter Monarch. Mit der Verfassungsänderung vom August 1908 entwickelte sich das System der Verfassung zu einer parlamentarischen Monarchie.[77]
Stand so die Tanzimat-Periode innenpolitisch mit der Abschaffung osmanischer Traditionen durch aus dem Westen übernommene stark unter dem Einfluss Europas, so wurde außenpolitisch die Entwicklung des Osmanischen Reiches weiterhin von den Einwirkungen der europäischen Großmächte geprägt. Von 1853 bis 1856 kam es zum Krimkrieg, der zwischen der Türkei und Russland ausbricht und im Zusammenhang des beständigen Ringens der europäischen Großmächte um beherrschende Machtpositionen zu sehen war. Das Osmanische Reich erhielt dabei Unterstützung von England und Frankreich und schließlich auch noch von Sardinien. Der Krimkrieg entzündete sich an den bisher noch ungelösten gegensätzlichen Interessen in der orientalischen Frage. Russland zielte schon lange auf den Besitz der Dardanellen und versuchte dies durch die Zerschlagung der Türkei zu erreichen. Als Russland dem Osmanischen Reich den Krieg erklärte, nutzte Napoleon III. diese Gelegenheit, um Frankreich außenpolitisch aus der seit dem Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft bestehenden Isolierung herauszuführen. In England forderte Lord Palmerston entgegen dem Premierminister Aberdeen den Krieg gegen Russland, der dann auch am 28.3.1854 ausbrach.
Der bis 1856 andauernde Krimkrieg endete mit der Niederlage Russlands. Im Frieden von Paris am 30.3.1856 wurde die Unabhängigkeit der Türkei von den europäischen Großmächten garantiert, ferner wurden die Dardanellen für russische Kriegsschiffe gesperrt. Der Krieg war der bedeutendste militärisch ausgetragene Konflikt in Europa zwischen den Napoleonischen Kriegen und dem Ersten Weltkrieg und störte das europäische Gleichgewicht der Pentarchie erheblich, obwohl er oberflächlich den Status quo bestätigte. Russland war weitgehend isoliert, während Frankreich sich wieder eindeutig als gleichrangige Großmacht neben den anderen sehen konnte. Österreich setzte sich mit seiner unklaren Politik zwischen die Stühle und schädigte nachhaltig seine guten Beziehungen zu Russland.[78]
Im Frieden von Paris wurde die territoriale Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit des Osmanischen Reichs garantiert. Im Friedensvertrag wurde formuliert, „jeden Akt und jedes Ereignis, das die Integrität des Osmanischen Reiches in Frage stellt, als Frage europäischen Interesses“ zu sehen.[79] Die gemachten Eroberungen wurden gegenseitig herausgegeben, doch musste Russland unter der Bezeichnung „Grenzberichtigung“ zugestehen, dass ein Teil Bessarabiens mit der Festung Ismail mit dem Fürstentum Moldau wiedervereinigt wurde. Den Donaufürstentümern Moldau und Walachei wurde die Aufrechterhaltung ihrer alten Privilegien und Immunitäten zugesichert und diese unter die Garantie der Vertragsmächte gestellt.
Der Krimkrieg wertete jedoch das Frankreich von Napoleon III. erheblich auf. Es zeigte sich einer großen Auseinandersetzung gewachsen, kämpfte an der Seite Großbritanniens, und die Friedensverhandlungen fanden in Paris statt, unter Napoleons Leitung. Davon abgesehen blieb der Status quo bestehen, während Frankreich in der Vergangenheit versucht hatte, sich auf Konstantinopels Kosten zu profilieren.[80]
Nach dem Tode Sultan Abd ül-Medschids I. kam sein Bruder Abd ül-Asis auf den osmanischen Thron, unter dessen Regierung die inneren Schwierigkeiten im Osmanischen Reich andauerten. 1876 wurde Abd ül-Asis bei einer Revolte ermordet und Sultan Murad V. gelang zur Herrschaft, der sich jedoch als unfähig erwies und noch im selben Jahr bei einem Aufstand in der Herzegowina und in Bosnien von Abd ül-Hamid II abgelöst wurde, der bis 1909 die Geschicke des Osmanischen Reiches bestimmte. Der neue Sultan verkündete sogleich nach seiner Thronbesteigung eine von dem Großwesir Midhat Pascha und Hüseyin Avni Pascha ausgearbeitete Verfassung (Gleichheit vor dem Gesetz ohne Unterschied der Religion, Freiheit der Religionsausübung, Gewährung der Pressefreiheit, Sicherheit der Person und des Eigentums). Es wurde ein aus zwei Kammern bestehendes Parlament geschaffen, dessen Machtbefugnisse in der Legislative jedoch sehr eingeschränkt waren. Allerdings ersetzte Sultan Abd ül-Hamid die Verfassung von 1876 sehr rasch wieder, ohne sie ganz aufzuheben, durch eine autokratische Herrschaft.[81]
Aufstände von 1875/76 in der Herzegowina und in Ostrumelien führten zu Kriegen mit Serbien und Montenegro.[82] In den Geheimkonventionen von Reichsstadt und Budapest sagte Österreich-Ungarn seine Neutralität im Falle eines russisch-türkischen Krieges zu, der dann auch 1877 ausbrach. Der Frieden von San Stefano vom 3.3.1878, durch den Montenegro, Rumänien und Serbien selbständig wurden und der Russland bedeutende territoriale Gewinne brachte, wurde jedoch durch den Berliner Kongress vom 13.6.-13.7. 1878 wieder abgeändert, wobei Russland seine Gebietsgewinne teilweise aufgeben musste. Nach dem verlorenen Krieg konnte Abd ül-Hamid II. noch intensiver alle nationalen und liberalen Tendenzen durch die Verbreitung der Idee des Panislamismus, der eine Einheit aller Muslime unter Führung des türkischen Sultans forderte. Dieser Osmanismus besagte, dass alle Osmanen gleiche Bürger des türkischen Reiches unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit seien. Es wurde ebenfalls der Panturkismus vertreten, der nach der Vereinigung aller Turkstämme strebte. Eine Aufteilung der Türkei umging Abd ül-Hamid II vor allem durch eine Annäherung an das Deutsche Reich. Einen Krieg mit Griechenland im Jahre 1897 verlief für das Osmanische Reich siegreich.[83]
Für die Massaker an den Armeniern von 1894–1896 war Sultan Abdülhamid II. verantwortlich.[84] Die Massaker begannen in der Region Sason und wurden dann auf alle armenischen Siedlungsgebiete ausgeweitet. Die Zahl der Todesopfer lag zwischen 80.000 und über 300.000.Mit Hilfe der lokalen muslimischen Bevölkerung und den Hamidiye-Einheiten wurden zudem Deportationen und Plünderungen durchgeführt und auch versucht, christliche Teile der Bevölkerung zur Konversion zum Islam zu zwingen. Im Unterschied zu dem Genozid im 20. Jahrhundert handelte es sich noch nicht um einen Versuch, sämtliche Armenier des Osmanischen Reiches zu vertreiben oder zu ermorden, sondern die alte Ordnung der Dominanz der Moslems über die Christen sollte wiederhergestellt werden.
Die Gründe der Täter lagen in der Überzeugung, man könne die lang andauernde Schwächung des Osmanischen Reiches durch eine Verwandlung in eine rein türkisch-islamische Bastion aufhalten, Obwohl sich die Massaker hauptsächlich gegen die Armenier richteten, wandelten sie sich zu allgemein antichristlichen Pogromen, wie bei dem Massaker von Diyarbakır.
Bei dem Massaker vom 1. November 1895 wurden in der Stadt Diyarbakır schätzungsweise 1.100 bis über 2.500 Armenier getötet.[85] Die Zwangskonversionen in der gesamten Provinz werden auf 25.000 geschätzt. Zahlreiche Frauen und Kinder wurden von kurdischen Stammesmitgliedern verschleppt. Mehrere Tausend Wohnhäuser und Geschäfte wurden 1895 in der Provinz niedergebrannt. Die Osmanen unterdrückten auch Revolten anderer Minderheiten, die härtesten Maßnahmen richteten sich aber gegen die Armenier. Die Verantwortlichen des Osmanischen Reiches unterschieden dabei nicht zwischen nationalistischen Dissidenten und der armenischen Bevölkerung in ihrer Gesamtheit.
Seit 1890 wächst im Osmanischen Reich die Opposition gegen die bestehende Herrschaft.[86] Der aktive Widerstand gegen Abd ül-Hamid II bildete sich insbesondere in den Städten, die bedeutendste oppositionelle Gruppe war die „Gesellschaft für Fortschritt und Einheit“, die 1889 von Studenten der militärischen Medizin-Akademie in Istanbul gegründet worden war. Verfolgungen des Sultans aufgrund eines Mordversuches an ihn im Jahre 1892 zwangen zahlreiche Gegner zur Flucht ins europäische Ausland. Seit 1906 fing in der Türkei die jungtürkische Opposition an, eine rege Untergrundtätigkeit zu entfalten. 1907 schließen sich die verschiedenen Widerstandsgruppen zum „Komitee für Einheit und Fortschritt“ zusammen, das rasch Rückhalt in der gesamten Türkei fand. Als der Sultan das Komitee zerschlagen wollte, revoltierte die makedonische Armee und die jungtürkische Revolution erzwang die Wiederherstellung der Verfassung von 1876 und das Zusammentreten des Parlaments.[87]
Eine am 31.3.1909 von Abd ül-Hamid II. durchgeführte Gegenrevolution wurde von Einheiten der Armee wieder zerschlagen, der Sultan wurde abgesetzt und auf den osmanischen Thron gelangte sein Bruder Mechmed V. Reschad (1909-1918), der gegenüber den Jungtürken kaum mehr selbständigen Einfluss besaß. Das „Komitee für Einheit und Fortschritt“ vollzog jetzt eine Türkifizierung des Reiches in allen Bereichen und setzten eine Modernisierung durch. Aber auch die Jungtürken konnten die innere Schwäche des Reiches nicht beseitigen, die sich europäische Mächte zunutze machten. 1911/12 eroberten die Italiener Tripolis und die Cyrenaika. In der Türkei richtete das Komitee eine Diktatur ein, die die Modernisierung des Reiches im Zeichen des türkischen Nationalismus vorantrieb.
Die „Balkankriege“ fanden in den Jahren 1912 und 1913 im Vorfeld des Ersten Weltkriegs statt. Als Folge wurde das Osmanische Reich in Europa bis in die heutigen Grenzen der Türkei verdrängt und musste große Gebiete an die Nachbarländer abtreten.[88]
Russland begegnete seiner diplomatischen Niederlage nach der Annexion Bosniens im Jahr 1908 durch Österreich-Ungarn mit der Schaffung des Balkanbunds zwischen Serbien und Bulgarien unter russischer Patronage.[89] Das Bündnis der beiden Balkanstaaten weitete sich mit dem Anschluss Griechenlands und Montenegros aus, wodurch sich die sicherheitspolitischen Ziele des Bündnisses änderten. Nicht Österreich-Ungarn war nun das primäre Ziel, sondern das Osmanische Reich. Die Bündnispartner Serbien und Bulgarien einigten sich darauf, einen Schiedsspruch des russischen Zaren bezüglich der Angliederung neu gewonnener Territorien zu akzeptieren. Griechenland dagegen – mit der politischen Unterstützung Großbritanniens und Frankreichs – lehnte die russische Oberhoheit ab, und wollte die Angliederung möglicher neu gewonnener Territorien durch eine internationale Konferenz regeln.[90]
Aus Unsicherheit bezüglich der Unterstützung seiner Verbündeten Frankreich und Großbritanniens in der Balkanfrage, stimmte Russland einer im Namen aller Großmächte Anfang Oktober gestellten diplomatischen Note zu, die auf dem territorialen Status quo am Balkan beharrte.
Zu Beginn des Krieges waren die bulgarischen Streitkräfte etwa 233.000Mann stark, die serbischen rund 130.000, die montenegrinischen 31.000 und die griechischen etwa 80.000. Zusammen waren das bei Kriegsbeginn 474.000 Soldaten. Während der Kriege wurden noch zusätzliche Soldaten eingezogen: Serbien hielt letztlich 350.000 bis 400.000 Mann unter Waffen, Bulgarien 600.000 und Griechenland 300.000.Als einziger Balkanstaat unterhielt Griechenland auch eine nennenswerte Kriegsmarine. Die osmanischen Truppen auf der Balkanhalbinsel umfassten rund 290.000 Mann. Das Osmanische Reich entsandte Verstärkung aus Asien erst nach Ende der entscheidenden Kampfhandlungen. Die Gründe dafür waren, dass man sich vor einer russischen Invasion über den Kaukasus fürchtete und im Süden ein arabischer Aufstand drohte. Zudem waren die osmanischen Truppen schlechter ausgerüstet als die Soldaten des Balkanbundes und außerdem hatten sie eine völlig veralteteKommunikationsstruktur. Wichtig war auch die Behinderung des Nachschubes durch die griechische Marine.[91]
Montenegro erklärte dem Osmanischen Reich am 25.September und am 16.Oktober das Osmanische Reich Bulgarien den Krieg. Am Tag darauf erklärten Serbien, Bulgarien und Griechenland gemeinsam dem Osmanischen Reich den Krieg.
Die folgenden militärischen Niederlagen des Osmanischen Reiches, das durch den 1912 verlorenen Italienisch-Türkischen Krieg und verschiedene Aufstände in den Balkanprovinzen schon vorher geschwächt war, belegten, dass es seine europäische Herrschaft nicht länger aufrechterhalten konnte.[92]
Am 21.Oktober 1912 wurden die osmanischen Streitkräfte beim Sarantaporos-Fluss von der griechischen Armee geschlagen und am 24.Oktober marschierten die griechischen Streitkräfte in Kozani ein. Am 31.Oktober wurden die osmanischen Truppen bei Giannitsa erneut besiegt und am nächsten Tag wurde die Stadt von den griechischen Truppen eingenommen. Die griechischen Truppen erreichten am 6.März die Hafenstadt Valona am Adriatischen Meer. Die griechische Kriegsmarine zwang die osmanische Flotte, in den Dardanellen Schutz zu suchen, und schnitt dadurch die logistische Unterstützung des osmanischen Heeres aus Kleinasien ab.[93]
Die bulgarische Armee besiegte die osmanischen Truppen in der Schlacht von Kirk Kilisse (21./22.Oktober 1912) und erneut Ende Oktober in der Schlacht von Lüleburgaz. Auf beiden Seiten sind in der Schlacht jeweils über 20.000 Soldaten gefallen, verwundet oder gefangen worden. Die Erfolge der Bulgaren veranlassten Russland sogar zu der Erwägung, ob man nicht dem Osmanischen Reich zu Hilfe kommen sollte. Truppenlandungen am Bosporus sollten eine bulgarische Kontrolle der Meerengen verhindern. Zwischen dem 4.und 8.November versuchten die Bulgaren dann ohne Erfolg, Konstantinopel einzunehmen. Bulgarien schloss daraufhin einen separaten Waffenstillstand mit der osmanischen Regierung (Hohe Pforte) am 20.November 1912. Am 2.Februar 1913 begannen die bulgarischen Verbände jedoch erneut mit militärischen Operationen nach einem Staatsstreich der Jungtürken unter Ismail Enver in Konstantinopel. Adrianopel fiel nach einer Belagerung am 26.März 1913 den bulgarischen Verbänden in die Hände, nachdem ihnen zwei serbische Divisionen zu Hilfe gekommen waren. Insgesamt gingen etwa 65.000 osmanische Soldaten in bulgarische Kriegsgefangenschaft. Am 1.Mai 1913 erreichten die Osmanen einen erneuten Waffenstillstand.
Unter Vermittlung der europäischen Großmächte wurde am 30.Mai 1913 der Londoner Vertrag geschlossen, der den Krieg beendete. Die Osmanen verzichteten auf alle europäischen Gebiete westlich der Linie zwischen Midia am Schwarzen Meer und Enez an der Ägäisküste, der Kretische Staat vereinigte sich offiziell mit Griechenland.[94]
Der Balkanbund war ein kurzlebiges Zweckbündnis gegen die Osmanen.[95] Am Ende des Ersten Balkankrieges flüchteten hunderttausende Muslime von der Balkanhalbinsel Richtung Osten. MuslimischeKleidung wurde verboten, Moscheen wurden dem Verfall preisgegeben oder in Kirchen umfunktioniert bzw. in Kirchen zurückgewandelt. Binnen weniger Monate endete die jahrhundertelange Osmanenherrschaft auf der Balkanhalbinsel.
Als weiteres Kriegsergebnis erklärte am 28.November 1912 Albanien seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Die Proklamation wurde in Windeseile abgehalten, da die in Albanien einrückenden Montenegriner, Serben und Griechen große Gebiete eroberten. Zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung besaß Albanien nur zwischen den Städten Korça, Tepelena und Vlora eine nennenswerte Staatsmacht. Laut Londoner Vertrag wurde Albanien jedoch ein größeres Gebiet zugesprochen, das knapp die Hälfte des albanischen Siedlungsraumes umfasste.[96]
Serbien und Griechenland hatten sich schon auf die Aufteilung der albanischen Gebiete geeinigt, aber mit italienischer und deutscher Unterstützung konnte Österreich-Ungarn das verhindern. Durch die Schaffung Albaniens erreichte die Wiener Diplomatie ihr Ziel, Serbien von der Adria fernzuhalten. In der Frage des serbischen Adriazugangs bei Skutari stießen die russische und die österreichische Balkanpolitik direkt aufeinander und es kam zu einer schweren internationalen Krise.[97]
Nach der vereinbarten Waffenruhe mit den Osmanen kam es wenig später zum Streit über die Verteilung der Territorien. Die bulgarische Führung war nicht zufrieden mit den eigenen erzielten Landgewinnen und verlangte von Serbien die Abtretung von weiten Teilen des eroberten Makedoniens. Darüber hinaus überschätzte die bulgarische Regierung die Stärke der eigenen Armee und verkannte auch die strategische Lage auf dem Balkan, die sich mit dem Verteidigungsbündnis vom 19.Mai 1913 zwischen Belgrad und Athen manifestierte. Die Serben waren damit unzufrieden, dass Albanien ihren angestrebten Zugang zur Adria versperrte. Rumänien, das im Ersten Balkankrieg neutral geblieben war, agierte im Zweiten Balkankrieg selbstständig gegen Bulgarien. Das Osmanische Reich ergriff schließlich ebenfalls die Gelegenheit, während der Kriegshandlungen zwischen den serbischen, griechischen und bulgarischen Truppen verlorene Territorien zurückzugewinnen.In der Nacht vom 29. Juni 1913 griffen bulgarische Truppen gleichzeitig die griechischen und serbischen Armeen an, ohne dass Bulgarien den beiden Staaten offiziell den Krieg erklärt hatte. Die Kämpfe zwischen Serres und Saloniki endeten mit einem Sieg der vorbereiteten Verteidiger. Serbien und Griechenland erklärten Bulgarien am 8. Juli 1913 den Krieg. Am 10. Juli erklärte auch Rumänien seinem südlichen Nachbarn den Krieg und am 11. Juli folgte auch das Osmanische Reich.Die Masse der bulgarischen Streitkräfte war zu dem Zeitpunkt in heftige Kämpfe mit griechischen Verbänden verwickelt. Sie mussten sich in diesem Zweiten Balkankrieg innerhalb weniger Wochen geschlagen geben. [98]
Nach dem Waffenstillstand musste Bulgarien im Friedensvertrag von Bukarest vom 10. August 1913 fast alle im Ersten Balkankrieg erzielten Eroberungen wieder abtreten.[99]
Der größte Teil der Region Makedonien fiel an Griechenlandund Serbien, der Süden der Dobrudscha ging an Rumänien und Ostthrakien mit Adrianopel zurück an das Osmanische Reich. Der Eintritt Rumäniens im Krieg gegen Bulgarien „vergiftete“ das Verhältnis zwischen den beiden Ländern für Jahre. Noch heute spürt man eine Animosität im Verhalten beider Länder zueinander. Solche Feindschaften gibt es jedoch zwischen vielen Balkanvölkern, ausgelöst vor allem durch die vielen Kriegsverbrechen.Bulgarien behielt vorerst nur einen kleinen Teil der östlichen Region Makedoniens. Mit dem Eingreifen Russlands in die Verhandlungen erhielt Bulgarien letztendlich mit dem Vertrag von Konstantinopel am 29. September 1913 mit Westthrakien doch noch einen Zugang zur Ägäis.Dies verursachte einen neuen Konflikt mit Griechenland, das die Region für sich beanspruchte. Die Osmanen hatten am Ende des Zweiten Balkankriegs mit Hilfe der Freischärler von „Teşkilât-ı Mahsusa“ – einer osmanischen, meist von der Hohen Pforte unabhängig agierenden, jedoch vom Militär unterstützten Geheimorganisation – Ostthrakien mit Adrianopel zurückerobert und wie später beim Völkermord an den Armeniern die komplette bulgarische Bevölkerung dort vertrieben oder ermordet.[100]
Die Hohe Pforte forcierte aufgrund politischer Ängste die Unabhängigkeitsbewegung in der Region Westthrakiens nicht, denn in West-, Nord-, und Ostthrakien lebten ebenfalls hunderttausende Muslime und Christlich-Orthodoxe. Der Vertrag von Konstantinopel bildete neben dem Vertrag von Bukarest den zweiten wichtigen Vertrag am Ende des Zweiten Balkankriegs. Damit wurde Westthrakien mit Einverständnis des Osmanischen Reichs Bulgarien überlassen.
Die Kriege forderten an toten und verwundeten Soldaten: Serbien 71.000, Montenegro 11.200, Bulgarien 156.000, Griechenland 48.000 und Osmanisches Reich rund 100.000.[101] Nicht einberechnet sind dabei Opfer unter den Zivilisten.Die Balkankriege waren Wegbereiter für den Eintritt der südosteuropäischen Staaten in den Ersten Weltkrieg. Das Osmanische Reich trat ebenso wie das auf dem Balkan isolierte Bulgarien an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. Beide Mächte waren mit den Ergebnissen nicht zufrieden und strebten eine Revision der neu gezogenen Grenzen an.[102]
Während des 1. Weltkrieges kämpfte das osmanische Reich auf der Seite der Mittelmächte, was auf die engen Verbindungen zwischen der Türkei und dem Deutschen Reich während der vorangegangenen Jahre zurückzuführen war.[103] Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbständigen Staat in Ostanatolien versprochen hatten, befürchtete die osmanische Regierung unter den Jungtürken eine Schwächung ihrer territorialen Integrität. Unter dem Vorwand einer Umsiedlungsaktion wurde ein großer Teil der im Reichsgebiet lebenden Armenier ermordet oder starb während der Vertreibung in die syrische Wüste. Insgesamt wurden 1915 bis 1917 ca. 300.000 bis 1,5 Millionen Armenier getötet, was international als Völkermord angesehen wird.[104] Auch an den Aramäern und Assyrern wurde ein Genozid begangen.[105] Der Unterausschuss für die Verhütung von Diskriminierung und den Schutz von Minderheiten der UN-Menschenrechtskommission erkannte die Maßnahmen der osmanischen Regierung 1985 als Genozid an. Türkische Regierungen bestritten und bestreiten jedoch bis heute, dass diese Tötungen von der osmanischen Regierung gewollt waren oder gar begangen wurden – und damit die Völkermordthese.
Im Jahre 1997 hat die Internationale Vereinigung von Völkermordforschern einstimmig eine Resolution verabschiedet und die Massaker an über 1 Million Armeniern 1915 im Osmanischen Reich als Genozid klassifiziert sowie die Leugnung seitens der türkischen Republik verurteilt. Im Jahre 2005 verfasste die Organisation einen Offenen Brief an den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und bekräftigte erneut, dass der Völkermord an den Armeniern von hunderten unabhängigen Völkermordforschern anerkannt wurde. Dort findet sich ein Hinweis auf die fehlende Unparteilichkeit von Forschern, die die türkische Regierung und das türkische Parlament beraten haben.[106]
Im Jahre 2001 wurde eine Türkisch-Armenische Versöhnungskommission gegründet, die eine Förderung des Dialogs und der Verständigung zwischen Armenien und der Türkei zum Ziel hatte. Die Kommission beauftragte das „International Center for Transitional Justice“ (ICTJ) die Ereignisse von 1915 zu untersuchen. 2003 kam das ICTJ zu dem Ergebnis, dass die Ereignisse von 1915 alle Straftatbestände der UN-Genozidkonvention erfüllen.[107]
Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Griechenland wurden die Stadt Smyrna und Teile von Westanatolien zugesprochen, die Region um Adana sollte an die Italiener gehen, und der französische Besitz sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt.
Mustafa Kemal Pascha organisierte ab dem 19. Mai 1919 den politischen und militärischen Widerstand gegen diese Pläne. Besonders heftig waren ab 1920 die Kämpfe mit Griechenland. Der Krieg endete am 9. September 1922 mit der Rückeroberung Izmirs. Nach der Einstellung der Kampfhandlungen kam es zu ethnischen Säuberungen in Griechenland und der Türkei, dabei wurden „Türken“ von griechischem Territorium und „Griechen“ von türkischem Territorium vertrieben, wobei die Griechen in Istanbul und die Muslime in Westthrakien davon ausgenommen waren.
Nach dem Sieg der Türkei wurden am 24. Juli 1923 mit dem Vertrag von Lausanne die Bestimmungen des Vertrages von Sèvres revidiert.
Der Vertrag von Sevres vom 10. August 1920, der zwischen der Entente und dem Osmanischen Reich abgeschlossen wurde, gehört zu den Pariser Vorortverträgen, die den Ersten Weltkrieg beendeten. Es handelte sich dabei um einen sogenannten Diktatfrieden. Eine Ratifizierung des Vertrags erfolgte durch den Untergang des Osmanischen Reiches und den Sturz des letzten Sultans Mehmed VI nicht mehr.[108]
Durch den Vertrag von Sèvres hätte das Osmanische Reich einen Großteil seines Territoriums verloren. Hedschas, Armenien und Mesopotamien sollten unabhängig werden.
Kurdistan sollte gemäß Artikel 62 Autonomie erhalten, durch Artikel 64 wurde darüber hinaus eine mögliche staatliche Unabhängigkeit in Aussicht gestellt. Dafür mussten die Kurden innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des Vertrags dem Völkerbund nachweisen, dass die Mehrheit der Kurden eine Unabhängigkeit von der Türkei möchte. Ferner würde der Völkerbund entscheiden, ob die kurdische Bevölkerung reif für eine Unabhängigkeit war. Im Falle der Unabhängigkeit sollten die Alliierten ihre Ansprüche auf Mosul aufgeben, und die kurdischen Einwohner Mosuls sollten sich freiwillig an den kurdischen Staat anschließen können.
Zudem wurde dem seit Jahrhunderten in diesem Gebiet ansässigen Volk der Assyrer ein expliziter Minderheitenschutz eingeräumt. Die Ansprüche der Kurden und der Armenier auf anatolischen Boden überschnitten sich mehrfach. Während Armenien gleichberechtigt mit europäischen Kleinstaaten wie Belgien oder Tschechoslowakei am Verhandlungstisch saß, war der vom osmanisch-kurdischen Diplomaten Mehmet Serif Pascha geführten kurdischen Delegation dort „nicht einmal ein Katzentisch eingeräumt“.[109] Da die Kurden keine mächtigen Fürsprecher wie die Armenier hatten, begnügte sich ihr Wortführer mit einem nur ein Drittel der osmanischen Kurdenbevölkerung erfassenden Autonomiegebiet. Diese namentliche Erwähnung entfiel später im Vertrag von Lausanne.
Ostthrakien (mit Ausnahme von Istanbul und seiner unmittelbaren Umgebung) sollte gemäß der „Großen Idee“, alle Griechen in einem Staat zu vereinen, an Griechenland abgetreten werden. Westthrakien hatte Bulgarien im Vertrag von Neuilly-sur-Seine abtreten müssen. Hierzu schloss Griechenland mit den anderen Alliierten zwei weitere Verträge, einen Vertrag hinsichtlich Westthrakien und einen zum Schutz von Minderheiten. Smyrna und das umliegende Gebiet wurde bei fortbestehender nomineller osmanischer Souveränität verwaltungsmäßig unter einem lokalen Parlament vom osmanischen Staat abgetrennt und griechischer Verwaltung und Besatzung unterstellt. Nach einer 5-jährigen Übergangszeit sollte das Lokalparlament nach fakultativer Volksabstimmung über einen Anschluss des Gebiets an Griechenland entscheiden.
Das osmanische Reich verzichtete auf seine Besitzungen in Syrien und Mesopotamien. In diesen Gebieten sollten Mandate des Völkerbundes errichtet werden. In Palästina sollte unter Verweis auf die Balfour-Deklaration eine Nationale Heimstätte für das jüdische Volk entstehen.
Das Königreich Hedschas wurde als neuer unabhängiger Staat konstituiert und die Rechte des osmanischen Reiches in diesem Teil Arabiens auf diesen übertragen. Das Zugangsrecht zu den heiligen Stätten Medina und Mekka wurde geregelt.
Die Annexion Zyperns durch Großbritannien 1914 wurde sanktioniert, ebenso wurde das 1914 ausgerufene britische Protektorat über Ägypten anerkannt und auf Hoheits- und Tributrechte des Osmanischen Reichs in seinem früheren Vasallenstaat verzichtet. Ebenfalls wurden die Abkommen zwischen Ägypten und Großbritannien über den Sudan durch das osmanische Reich anerkannt.
Die französischen Protektorate über Marokko und Tunesien wurden anerkannt, die im Vertrag von Ouchy 1912 vorbehaltenen Reservatrechte des Sultans in Libyen aufgehoben und die italienische Herrschaft über die bereits seit 1912 von Italien besetzten Inseln des Dodekanes, vergrößert um die Insel Kastelorizo, anerkannt und auf die Souveränitätsrechte zugunsten Italiens verzichtet.
In den Folgeartikeln enthielt der Vertrag Bestimmungen zur Regelung der Staatsangehörigkeit, zum Schutz von Minderheiten, zur Verfolgung von Kriegsverbrechen, über die nahezu vollständige Auflösung der osmanischen Streitkräfte bis auf eine Ehrengarde des Sultans und Polizeikräfte, Demilitarisierung der Meerengen, Kriegsgefangene und Kriegsgräber, wirtschaftliche und finanzielle Bestimmungen und insbesondere den Verzicht auf alle Rechte jeglicher Art außerhalb der neuen Grenzen des osmanischen Staates und außerhalb Europas.
Der Vertrag von Sèvres bildete die letzte Stufe mehrerer Verträge, Abkommen und Deklarationen seitens der Entente-Mächte, die den Weltkrieg gewonnen hatten.
Der Vertrag wurde durch Bevollmächtigte des osmanischen Sultans Mehmed VI. und der osmanischen Regierung unter Großwesir Damad Ferid Pascha unter heftigem Protest unterzeichnet. Die Ratifizierung des Vertrags durch das Osmanische Parlament erfolgte nie, weil der Sultan das Parlament auflöste. Der Vertrag wurde zudem von der Nationalbewegung unter Mustafa Kemal im Rest der Türkei abgelehnt.[110]
Die Artikel 226 bis 230 hatten die Errichtung internationaler Militärgerichte zur Verfolgung von Kriegsverbrechen der Osmanen vorgesehen. Auf Druck der Siegermächte des Ersten Weltkriegs (insbesondere der Briten) fanden im Osmanischen Reich bereits seit Anfang 1919 Prozesse nationaler Militärgerichte statt (Unionistenprozesse). Auf Druck der Siegermächte, insbesondere der Briten, fand die Forderung nach Militärgerichten Eingang in den Vertrag von Sèvres. Weil einerseits eine Rechtsprechung auf internationaler Ebene fehlte, nach der Einzelpersonen für ihre Mitschuld an Kollektivverbrechen verurteilt werden konnten, und es andererseits gegensätzliche Auffassungen und Interessen zwischen den Siegermächten gab, kam es zu keiner internationalen Verfolgung.
Es blieb bei den nationalen türkischen Militärgerichten 1919/1920 Diese wiederum verloren durch das im Land herrschende Chaos (Besetzung Smyrnas durch die Griechen 1919, die Türkische Befreiungsbewegung unter Mustafa Kemal, die Einmischung der Briten in die Prozesse durch Verhaftungen und Auslieferungen nach Malta) mit der Zeit immer mehr an Bedeutung und wurden schlussendlich als Teil des Plans der Alliierten zur Aufteilung des Osmanischen Reichs aufgefasst und einen Tag nach der Unterzeichnung des Vertrags von Sèvres am 11. August 1920 durch die Regierung in Ankara unter Mustafa Kemal verboten.
Nachdem alle ausländischen Militäreinheiten Anatolien verließen, rief Mustafa Kemal Pascha am 29. Oktober 1923 die Republik aus.[111]

5 Fazit

Ab 1299 machte Osman I. sein Fürstentum zunehmend unabhängig vom Reich der Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. Aus Kleinasien her erfolgte die Gründung und Ausweitung des osmanischen Staates unter Osman I (1299-1326) und seinem Sohn Orchan (1326-1369). Osman gewann nach und nach die Oberhand über die benachbarten türkischen Stämme und erweiterte seinen Herrschaftsbereich auf Kosten des Byzantinischen Reiches. Die Schwäche des Byzantinischen Reiches begünstigte in den folgenden Jahrzehnten den Anstieg der osmanischen Macht, die nach einer Heeresreform weit in das Gebiet der Balkanhalbinsel vorstoßen konnten. Nach dem erneuten Sieg auf dem Amselfeld 1448 und die Vernichtung einer Kreuzzugsheeres unter dem ungarischen König Sigismund bei Nikopolis 1396 waren die Grundlagen zur Eroberung Konstantinopels gelegt, die unter Sultan Mehmed II. in Angriff genommen wurde und schließlich 1453 realisiert wurde. Das Osmanische Reich konnte mit der Eroberung Konstantinopels seine Herrschaft an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien konsolidieren und legte den Grundstein für seine weitere Expansion. Der Sieg des jungen, dynamischen und islamischen Osmanischen Reichs löste eine vielstimmige Diskussion in Europa aus, die nicht zuletzt auch das eigene, christliche Selbstverständnis berührte. Konstantinopel wurde zur Hauptstadt des neuen Osmanischen Reiches, das in Istanbul umbenannt wurde. In der europäischen Diplomatie stellte das Osmanische Reich von nun an als Großmacht im Mittelmeer einen nicht mehr auszuschließenden Machtfaktor dar.
Unter Mehmed II. und seinen Nachfolgern wurde das Prinzip der Unteilbarkeit der Herrschaft im Osmanenreich eingeführt, wodurch alle Mitglieder der herrschenden Klasse dem Willen des Sultans unterworfen wurden. Selim I. schaffte es, das Osmanische Reich entscheidend auszudehnen: Syrien und Ägypten fielen dem Osmanischen Reich zu, das sich in seiner Ausbreitung verdoppelte. Mit der Eroberung islamischer Kernländer fiel den Osmanen das geistige, administrative und künstlerische Erbe der islamischen Kultur anheim, das ihnen bisher nur durch die Seldschuken zugekommen war.
Die Belagerung Wiens sicherte seinem Sohn Süleyman die Beherrschung Ungarns. Ungarn wurde zu einem Teil des osmanischen Reiches, was die Habsburger 1547 in einem Vertrag bestätigten. Nunmehr grenzten die beiden Großmächte unmittelbar aneinander, was zu fortwährenden Grenzkonflikten führte. Die osmanische Expansion nach Mitteleuropa kam jedoch vorläufig zu einem Stillstand. Süleyman beschließt die Blütezeit der osmanischen Herrschaft. In der osmanischen Überlieferung gilt er einerseits als Feldherr und Krieger, andererseits aber auch als weiser Gesetzgeber und Staatsmann. Nach Süleyman geriet das Osmanische Reich in eine Phase des Niedergangs, die auf die wachsende Machtlosigkeit der Sultane zurückzuführen war. Bereits unter Süleyman wurde zur Entlastung des Sultans das Amt des Großwesirs geschaffen. Korruption und Nepotismus breiteten sich zunehmend aus und zerstörten die Institutionen des Reiches. Der Krieg gegen die Armeen der katholischen Liga von 1683 bis 1699 endete im Frieden von Karlowitz, der für das Osmanische Reich eine Schwächung bedeutete. Nach dem Frieden von Karlowitz musste das Osmanische Reich ganz Ungarn einschließlich Siebenbürgens ohne das Banat von Temesvar, sowie den Großteil Kroatiens an Österreich abtreten.
In den 109 Jahren zwischen der zweiten Belagerung von Wien und dem Frieden von Jassy im Jahre 1792, in denen das Osmanische Reich 41 Jahre lang in Kriege verwickelt war, ging es für nun darum, den Bestand des Reiches zu wahren und die Verfallsperiode zu überdauern. Als Verbündeter Habsburgs in dem Kampf gegen die Türken fungierte jetzt das an die Stelle Polens getretene Russland, das ans Mittelmeer vorzustoßen versuchte. Unter Achmed III. setzte eine Welle der Europäisierung ein, die ihre Kulmination in der von 1717 bis 1730 währenden „Tulpenzeit“ erfuhr. Ihren Namen erhielt diese Periode von der sich im Osmanischen Reich entwickelnden Tulpenzucht. Unter der Herrschaft Abd ül-Hamids I. (1773-1789) gelang Russland dann endgültig der Durchbruch als Vormacht am Schwarzen Meer. Russland, das immer mehr als Schutzmacht der orthodoxen Länder auf dem Balkan auftrat, verstärkte seine Expansionspolitik gegenüber dem Osmanischen Reich. Im Krieg gegen das Osmanische Reich musste Russland schließlich aufgrund der internationalen Lage in den Frieden von Jassy im Jahre 1792 einwilligen, der ihm den Gewinn des Gebietes zwischen Bug und Dnjestr sicherte.
Mit der Herrschaft Selims III. (1789-1807) endete die Verfallsperiode der Türkei und es setzte eine erste Phase von Reformen ein, die dem Osmanischen Reich eine neue Basis sozialer und politischer Art gab. Dieses das 19. Jahrhundert umspannende Reformwerk wurde von Sultan Selim III. eingeleitet und von Machmud II. fortgesetzt. Beide Reformer standen dabei noch in der Tradition alter osmanischer Reformvorstellungen bei ihrem Bestreben, durch die Beseitigung von Korruption und Nepotismus den alten Institutionen wieder neue Funktionen zu verleihen. Die militärische Überlegenheit der Europäer zwang Selim III. zu umfangreichen Militärreformen, die auch von Machmud II. durchgeführt wurden. Nach dem Tode Machmud II. folgte ein Sohn Machmuds II. als Abd ül-Medschid I. (1839-1861), der sich gegen Vorstöße Muhammad Alis, zu dem die türkische Flotte nach seinem Sieg übergegangen war, wehren musste. Daraus entwickelte sich 1839 bis 1841 die orientalische Krise. In dem Krieg zwischen Muhammad Ali und dem Sultan wurde Ägypten von Frankreich unterstützt, während der türkische Sultan Hilfe von England und Russland erhielt.
Zwischen 1836 und 1876 wurden die Reformen in einem umfangreichen Gesetzgebungswerk verankert, dem Tanzimat, weshalb die folgende Phase in der Geschichte des türkischen Reiches als Tanzimat-Periode bezeichnet wurde. Im Tanzimat wurde die Abschaffung der Steuerpacht vom Sultan versprochen, ferner die allgemeine Rechtssicherheit und Steuerreformen. Nach europäischem Muster wurden jetzt Recht, Verwaltung und Schulwesen ausgebaut. Weiterhin ließ Machmud II. ein säkulares Grundschulsystem aufbauen, das die Schüler auf die technischen Schulen vorbereiten sollte. Die europäische Kleidung wurde eingeführt und musste von den Regierungs- und Armeemitgliedern getragen werden. Wichtige Reformen wurden auch für die Regierung und Finanzverwaltung in dem Bestreben durchgesetzt, die Zentralgewalt des Sultans zu stärken und die traditionellen Formen der Autonomie im Osmanischen Reich zu beseitigen. Der bis 1856 andauernde Krimkrieg endete mit der Niederlage Russlands. Im Frieden von Paris am 30.3.1856 wurde die Unabhängigkeit der Türkei von den europäischen Großmächten garantiert, ferner wurden die Dardanellen für russische Kriegsschiffe gesperrt.
Abd ül-Hamid II, der bis 1909 die Geschicke des Osmanischen Reiches bestimmte, verkündete sogleich nach seiner Thronbesteigung eine von dem Großwesir Midhat Pascha und Hüseyin Avni Pascha ausgearbeitete Verfassung (Gleichheit vor dem Gesetz ohne Unterschied der Religion, Freiheit der Religionsausübung, Gewährung der Pressefreiheit, Sicherheit der Person und des Eigentums). Es wurde ein aus zwei Kammern bestehendes Parlament geschaffen, dessen Machtbefugnisse in der Legislative jedoch sehr eingeschränkt waren. Für die Massaker an den Armeniern von 1894–1896 war Sultan Abdülhamid II. verantwortlich. Die Massaker begannen in der Region Sason und wurden dann auf alle armenischen Siedlungsgebiete ausgeweitet. Seit 1906 fing in der Türkei die jungtürkische Opposition an, eine rege Untergrundtätigkeit zu entfalten. 1907 schließen sich die verschiedenen Widerstandsgruppen zum „Komitee für Einheit und Fortschritt“ zusammen, das rasch Rückhalt in der gesamten Türkei fand. Die „Balkankriege“ fanden in den Jahren 1912 und 1913 im Vorfeld des Ersten Weltkriegs statt. Russland begegnete seiner diplomatischen Niederlage nach der Annexion Bosniens im Jahr 1908 durch Österreich-Ungarn mit der Schaffung des Balkanbunds zwischen Serbien und Bulgarien unter russischer Patronage.Als Folge wurde das Osmanische Reich in Europa bis in die heutigen Grenzen der Türkei verdrängt und musste große Gebiete an die Nachbarländer abtreten.
Während des 1. Weltkrieges kämpfte das osmanische Reich auf der Seite der Mittelmächte, was auf die engen Verbindungen zwischen der Türkei und dem Deutschen Reich während der vorangegangenen Jahre zurückzuführen war. Unter dem Vorwand einer Umsiedlungsaktion wurde ein großer Teil der im Reichsgebiet lebenden Armenier ermordet oder starb während der Vertreibung in die syrische Wüste. Insgesamt wurden 1915 bis 1917 ca. 300.000 bis 1,5 Millionen Armenier getötet, was international als Völkermord angesehen wird. Auch an den Aramäern und Assyrern wurde ein Genozid begangen. Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Nach der Einstellung des Kampfes gegen Griechenland kam es zu ethnischen Säuberungen in Griechenland und der Türkei, dabei wurden „Türken“ von griechischem Territorium und „Griechen“ von türkischem Territorium vertrieben, wobei die Griechen in Istanbul und die Muslime in Westthrakien davon ausgenommen waren. Der osmanische Sultan hatte nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg seine Autorität verloren hatte.
Esregte sich der „Nationale Widerstand“, an deren Spitze sich Mustafa Kemal setzte.[112] Der „Nationale Widerstand“ begann als Partisanenkrieg: Bewaffnete Widerstandsgruppen, die Kuvayı Milliye begannen im Mai 1919 dezentral organisiert die griechische Armee zu bekämpfen, die kurz zuvor Izmir besetzt hatte. Die Kuvayı Milliye bestanden aus desertierten Offizieren der osmanischen Armee, ehemaligen Anhängern der Jungtürken und anderen Freiwilligen. Nach der Gründung der Großen Nationalversammlung in Ankara wurden die Kuvayı Milliye dann mit der neu gegründeten türkischen Armee vereint. Seine Anhänger und andere nationale Kräfte hatten bereits bei der Parlamentswahl im Dezember 1919 die Mehrheit gewonnen und eine Reihe von Gesetzen beschlossen, die den Interessen der Alliierten entgegenstanden. Als Istanbul im März 1920 dann von Großbritannien besetzt wurde und führende Abgeordnete verhaftet wurden, löste der Sultan das Parlament auf.
Der Vertrag von Sevres vom 10. August 1920, der zwischen der Entente und dem Osmanischen Reich abgeschlossen wurde, gehört zu den Pariser Vorortverträgen, die den Ersten Weltkrieg beendeten. Es handelte sich dabei um einen sogenannten Diktatfrieden. Eine Ratifizierung des Vertrags erfolgte durch den Untergang des Osmanischen Reiches und den Sturz des letzten Sultans Mehmed VI nicht mehr. Durch den Vertrag von Sèvres hätte das Osmanische Reich einen Großteil seines Territoriums verloren. Hedschas, Armenien und Mesopotamien sollten unabhängig werden. Der Vertrag enthielt weiterhin Bestimmungen zur Regelung der Staatsangehörigkeit, zum Schutz von Minderheiten, zur Verfolgung von Kriegsverbrechen, über die nahezu vollständige Auflösung der osmanischen Streitkräfte bis auf eine Ehrengarde des Sultans und Polizeikräfte, Demilitarisierung der Meerengen, Kriegsgefangene und Kriegsgräber, wirtschaftliche und finanzielle Bestimmungen und insbesondere den Verzicht auf alle Rechte jeglicher Art außerhalb der neuen Grenzen des osmanischen Staates und außerhalb Europas.
Unter der Führung Mustafa Kemals trafen sich die Abgeordneten daraufhin im heutigen Ankara und gründeten am 23. April 1920 die Große Nationalversammlung der Türkei. Sie erklärte den Vertrag von Sèvres für ungültig und die Istanbuler Regierungsvertreter zu Hochverrätern. In Ankara und Istanbul standen sich fortan zwei Regierungen gegenüber. Im Januar 1921 verabschiedeten die Abgeordneten in Ankara dann eine neue Verfassung, in der sie das Volk zum Souverän erklärten. Damit emanzipierte sich die neue Regierung erstmals nicht nur von der alten osmanischen Regierung sondern auch vom Sultanat und der Monarchie als Staatsform. Die Nationalregierung unter Mustafa Kemal Pascha konnte sich letztlich durchsetzen, es wurde 1923 als Nachfolgestaat die Republik Türkei gegründet.[113]

6 Literatur

Ágoston, G. /Masters, B. (Hrsg.): Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York 2008 Bat Ye’or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam. 7.–20. Jahrhundert. Zwischen Dschihad und Dhimmitude. Resch, Gräfeling 2002Çiçek, K. (Hrsg.): The Great Ottoman-Turkish Civilisation. 4 Bände: 1. Politics, 2. Economy and Society, 3. Philosophy, Science and Institution, 4. Culture and Arts, Ankara 2000Dobberahn, F. E. /Faber, H.: Die Frühgeschichte des Islams – ein gigantisches Fälschungswerk? Kritische Überlegungen zu einer neueren Forschungsrichtung der Islamwissenschaft, in: HIKMA, Journal of Islamic Theology and Religious Education, Bd. III, 4, Freiburg i. Brsg., 2012, S. 30-58Faroqhi, S.: Geschichte des Osmanischen Reiches. 6. Auflage, München 2014Faroqhi, S.: Kultur und Alltag im Osmanischen Reich. Vom Mittelalter bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts. 2. Auflage,2003, Findley, C. V.: The Turks in World History. Oxford 2005 Finkel, C.: Osman’s Dream: the Story of the Ottoman Empire, 1300–1923,London 2005 İnalcik, H. (Hrsg.): An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. 2 Bände. Cambridge University Press, 1997Jorga, N.: Geschichte des Osmanischen Reiches, (5 Bände). Darmstadt 1997 Kreiser, K.: Der Osmanische Staat 1300–1922, München 2008 Kreiser, K./Neumann, C. K.: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2009 Pamuk, S.: A Monetary History of the Ottoman Empire, Cambridge 2000Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012 Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State, Berkeley 1996Lowry, H.W.: Early Ottoman Period, in: Heper, M./Sayarı, S. (Hrsg.): The Routledge Handbook of Modern Turkey, London 2012, S. 5–14 Faroqhi, S./ Fleet, K. (Hrsg.): The Ottoman Empire as a world power, 1453–1603. The Cambridge History of Turkey. Bd. 2, Cambridge 2012 Faroqhi, S. (Hrsg.): The later Ottoman Empire, 1603–1839. The Cambridge History of Turkey. Bd. 3, Cambridge 2006İnalcik, H.: The Ottoman Empire. The Classical Age 1300–1600, London 2003Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in, Philadelphia PA 2007Kennedy, H.: The Byzantine and Early Islamic Near East, Aldershot u. a. 2006 Kornrumpf, H.J/Kornrumpf, J.: Fremde im osmanischen Reich 1826–1912/13, Stutensee 1998Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008Abrahamowicz, Z.: Die Türkenkriege in der historischen Forschung, Wien 1983,Barker, T. M.: Doppeladler und Halbmond. Entscheidungsjahr 1683, Graz u. a. 1982 Clewing, K./Schmitt, O. J. (Hrsg.): Geschichte Südosteuropas, vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2012 .Kaegi, W. E.: Confronting Islam: emperors versus caliphs (641–c. 850), in: Shepard, J. (Hrsg.): The Cambridge History of the Byzantine Empire. c. 500–1492, Cambridge u. a. 2008, S. 365ff.Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in, Philadelphia PA 2007 Matschke, K.-P.: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege, Düsseldorf u. a. 2004Schulze, W.: Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äusseren Bedrohung, München 1978Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische Herausforderung, Berlin 1999Vallmann, N.: Der Balkan im Mittelalter, Neuwied 2013Mitscherkeit, M.: Die Großmacht Byzanz, München 2006Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München 2005Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997Genc, Y.: Mohammed und die Geburt des Islam, Bonn 1992 Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997Gonsior, G.: Weltreligionen heute, Pforzheim 1993Rummel, R.J./Bauer, Y.: Demozid – der befohlene Tod. Massenmorde im 20. Jahrhundert, 2. Auflage, Lit, Münster 2006, Sakayan, D. (Hrsg.): Smyrna 1922. Das Tagebuch des Garabed Hatscherian, Klagenfurt / Wien 2006Schaefgen, A.: Schwieriges Erinnern – Der Völkermord an den Armeniern. Berlin 2006, (Zugleich Dissetation an der TU Berlin 2005; Reihe Dokumente, Texte, Materialien des Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, Band 60)Schaller, D.J./Zimmerer, J. (Hrsg.): Late Ottoman Genocides. The Dissolution of the Ottoman Empire and Young Turkish Population and Extermination Policies, London 2009Stoddard, P.H.: The Ottoman Government and the Arabs, 1911 to 1918: A Study of the Teskilat-i Mahsusa. Princeton University, 1963Ronald Grigor Suny, Fatma Müge Göçek, Norman M. Naimark (Hrsg.): A question of genocide: Armenians and Turks at the end of the Ottoman Empire. Oxford u.a. 2011; Thelen, S.: Die Armenierfrage in der Türkei. Berlin 2010Vierbücher, H.: Armenien 1915: Was die kaiserliche Regierung den deutschen Untertanen verschwiegen hat: Die Abschlachtung eines Kulturvolkes durch die Türken, 4. Auflage, Bremen 2010Walker, C.J.: Armenia: the Survival of a Nation. London 1980, Meier, A. (Hrsg.);: Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste. Ein Lichtbildervortrag. Augenzeugenbericht/ Dokumentation., Göttingen 201Fleischhauer, E.I.: Der deutsche Anteil am osmanischen Völkermord 1915–1916. Borsdorf 2015Küppers, R.: Politische Geschichte des 19. Jahrhunderts, Aachen 1995Meiser, R.: Der 1 Weltkrieg und dessen Folgen, Freiburg 1985Morony, M. G.: Iraq after the Muslim Conquest, Princeton NJ 1984Noth, A.: Früher Islam, in: Haarmann, U. (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. 3. erweiterte Auflage,München 1994, S. 11–100Cahen, C.: Der Islam I. Vom Ursprung bis zu den Anfängen des Osmanen, Frankfurt am Main 1968Hoyland, R. G.: Seeing Islam as Others Saw It. A Survey and Evaluation of Christian, Jewish and Zoroastrian Writings on Early Islam, Princeton NJ 1997Kaegi, W. E.: Byzantium and the Early Islamic Conquests, Cambridge 1992Gonsior, G.: Islamische Traditionen in der Vormoderne, Pforzheim 1978

[1] Dobberahn, F. E. /Faber, H.: Die Frühgeschichte des Islams – ein gigantisches Fälschungswerk? Kritische Überlegungen zu einer neueren Forschungsrichtung der Islamwissenschaft, in: HIKMA, Journal of Islamic Theology and Religious Education, Bd. III, 4, Freiburg i. Brsg., 2012, S. 30-58, hier S. 36
[2] Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 88
[3] Siehe Genc, Y.: Mohammed und die Geburt des Islam, Bonn 1992, S. 14ff oder Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 88
[4] Gonsior, G.: Weltreligionen heute, Pforzheim 1993, S. 93f
[5] Faroqi, S.Geschichte des Osmanischen Reiches. München 2000,S. 12

[6] Lowry, H.W.: Early Ottoman Period, in: Heper, M./Sayarı, S. (Hrsg.): The Routledge Handbook of Modern Turkey, London 2012, S. 5–14, hier S. 5
[7] Finkel, C.: Osman’s Dream: the Story of the Ottoman Empire, 1300–1923,London 2005, S. 18
[8] İnalcik, H.: The Ottoman Empire. The Classical Age 1300–1600, London 2003, S. 24
[9] Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State, Berkeley 1996, S. 24f
[10] İnalcik, H.: The Ottoman Empire. The Classical Age 1300–1600, London 2003, S. 102
[11] Finkel, C.: Osman’s Dream: the Story of the Ottoman Empire, 1300–1923,London 2005, S. 27f
[12] Lowry, H.W.: Early Ottoman Period, in: Heper, M./Sayarı, S. (Hrsg.): The Routledge Handbook of Modern Turkey, London 2012, S. 5–14, hier S. 6
[13] Mitscherkeit, M.: Die Großmacht Byzanz, München 2006, S. 176f
[14] Lowry, H.W.: Early Ottoman Period, in: Heper, M./Sayarı, S. (Hrsg.): The Routledge Handbook of Modern Turkey, London 2012, S. 5–14, hier S. 6
[15] Vallmann, N.: Der Balkan im Mittelalter, Neuwied 2013, S. 48
[16] Çiçek, K. (Hrsg.): The Great Ottoman-Turkish Civilisation. 4 Bände: 1. Politics, 2. Economy and Society, 3. Philosophy, Science and Institution, 4. Culture and Arts, Ankara 2000, hier Band 1, S. 135f
[17] Mitscherkeit, M.: Die Großmacht Byzanz, München 2006, S. 192
[18] Mitscherkeit, M.: Die Großmacht Byzanz, München 2006, S. 194f
[19]Lowry, H.W.: Early Ottoman Period, in: Heper, M./Sayarı, S. (Hrsg.): The Routledge Handbook of Modern Turkey, London 2012, S. 5–14, hier S. 7
[20] Faroqhi, S.: Kultur und Alltag im Osmanischen Reich. Vom Mittelalter bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts. 2. Auflage,2003, S. 89
[21] Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische Herausforderung, Berlin 1999, S. 57
[22] Cahen, C.: Der Islam I. Vom Ursprung bis zu den Anfängen des Osmanen, Frankfurt am Main 1968, S. 55
[23] Kreiser, K.: Der Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 46
[24] Vallmann, N.: Der Balkan im Mittelalter, Neuwied 2013, S. 72
[25] Faroqhi, S./ Fleet, K. (Hrsg.): The Ottoman Empire as a world power, 1453–1603. The Cambridge History of Turkey. Bd. 2, Cambridge 2012, S. 27
[26] İnalcik, H.: The Ottoman Empire. The Classical Age 1300–1600, London 2003, S. 135
[27]Finkel, C.: Osman’s Dream: the Story of the Ottoman Empire, 1300–1923,London 2005, S. 36
[28] Faroqhi, S./ Fleet, K. (Hrsg.): The Ottoman Empire as a world power, 1453–1603. The Cambridge History of Turkey. Bd. 2, Cambridge 2012, S. 25
[29] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S. 67f
[30] Abrahamowicz, Z.: Die Türkenkriege in der historischen Forschung, Wien 1983, S. 35f
[31] Faroqhi, S./ Fleet, K. (Hrsg.): The Ottoman Empire as a world power, 1453–1603. The Cambridge History of Turkey. Bd. 2, Cambridge 2012, S. 35f
[32] Vallmann, N.: Der Balkan im Mittelalter, Neuwied 2013, S. 95
[33] Faroqhi, S.: Geschichte des Osmanischen Reiches. 6. Auflage, München 2014, S. 56f
[34] Abrahamowicz, Z.: Die Türkenkriege in der historischen Forschung, Wien 1983, S. 83
[35] Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State, Berkeley 1996, S. 101
[36] İnalcik, H. (Hrsg.): An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. 2 Bände. Cambridge University Press, 1997, hier Band 1, S. 53
[37] Schulze, W.: Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äusseren Bedrohung, München 1978, S. 102
[38] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S. 89
[39] Kreiser, K.: Der Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 77
[40] Jorga, N.: Geschichte des Osmanischen Reiches, (5 Bände). Darmstadt 1997, hier Band 3, S. 97
[41] Matschke, K.-P.: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege, Düsseldorf u. a. 2004, S. 124
[42] Çiçek, K. (Hrsg.): The Great Ottoman-Turkish Civilisation. 4 Bände: 1. Politics, 2. Economy and Society, 3. Philosophy, Science and Institution, 4. Culture and Arts, Ankara 2000, hier Band 1, S. 162
[43] Faroqhi, S.: Geschichte des Osmanischen Reiches. 6. Auflage, München 2014, S. 80
[44] Findley, C. V.: The Turks in World History. Oxford 2005, S. 49
[45] Schulze, W.: Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äusseren Bedrohung, München 1978, S. 126
[46] Barker, T. M.: Doppeladler und Halbmond. Entscheidungsjahr 1683, Graz u. a. 1982, S. 72
[47] Faroqhi, S. (Hrsg.): The later Ottoman Empire, 1603–1839. The Cambridge History of Turkey. Bd. 3, Cambridge 2006, S. 79f
[48] Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in, Philadelphia PA 2007, S. 35
[49] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S. 107
[50] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 97
[51] Findley, C. V.: The Turks in World History. Oxford 2005, S. 55
[52] Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische Herausforderung, Berlin 1999, S. 78
[53] Pamuk, S.: A Monetary History of the Ottoman Empire, Cambridge 2000, S. 34
[54] Faroqhi, S. (Hrsg.): The later Ottoman Empire, 1603–1839. The Cambridge History of Turkey. Bd. 3, Cambridge 2006, S. 66
[55] Faroqhi, S.: Geschichte des Osmanischen Reiches. 6. Auflage, München 2014, S. 117
[56] Finkel, C.: Osman’s Dream: the Story of the Ottoman Empire, 1300–1923,London 2005, S. 73
[57] Kreiser, K.: Der Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 102
[58] Çiçek, K. (Hrsg.): The Great Ottoman-Turkish Civilisation. 4 Bände: 1. Politics, 2. Economy and Society, 3. Philosophy, Science and Institution, 4. Culture and Arts, Ankara 2000, hier Band 1, S. 187
[59] İnalcik, H. (Hrsg.): An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. 2 Bände. Cambridge University Press, 1997, hier Band 1, S. 83
[60] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S. 132
[61] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München 2005, S. 67
[62] Ágoston, G. /Masters, B. (Hrsg.): Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York 2008, S. 98
[63] Faroqhi, S. (Hrsg.): The later Ottoman Empire, 1603–1839. The Cambridge History of Turkey. Bd. 3, Cambridge 2006, S. 89
[64] Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State, Berkeley 1996, S. 123
[65] Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 48
[66] Matschke, K.-P.: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege, Düsseldorf u. a. 2004, S. 198
[67] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München 2005, S. 77
[68] Faroqhi, S.: Kultur und Alltag im Osmanischen Reich. Vom Mittelalter bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts. 2. Auflage,München 2003, S. 97
[69] Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 54
[70] Jorga, N.: Geschichte des Osmanischen Reiches, (5 Bände). Darmstadt 1997, hier Band 3, S. 152
[71] Pamuk, S.: A Monetary History of the Ottoman Empire, Cambridge 2000, S. 83
[72] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 120
[73] Ágoston, G. /Masters, B. (Hrsg.): Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York 2008, S. 126
[74] Kreiser, K.: Der Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 125
[75] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München 2005, S. 89
[76] Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in, Philadelphia PA 2007, S. 56
[77] Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische Herausforderung, Berlin 1999, S. 101
[78] Clewing, K./Schmitt, O. J. (Hrsg.): Geschichte Südosteuropas, vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2012, S. 34
[79] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 132
[80] Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State, Berkeley 1996, S. 162
[81] Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in, Philadelphia PA 2007, S. 76
[82] Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 72
[83] Kreiser, K.: Der Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 140
[84] Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State, Berkeley 1996, S. 176
[85] Kornrumpf, H.J/Kornrumpf, J.: Fremde im osmanischen Reich 1826–1912/13, Stutensee 1998, S. 46
[86] Findley, C. V.: The Turks in World History. Oxford 2005, S. 76
[87] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S. 152
[88] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 155
[89] Clewing, K./Schmitt, O. J. (Hrsg.): Geschichte Südosteuropas, vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2012, S. 38
[90] Kornrumpf, H.J/Kornrumpf, J.: Fremde im osmanischen Reich 1826–1912/13, Stutensee 1998, S. 53
[91] Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 152
[92] Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische Herausforderung, Berlin 1999, S. 135
[93] Kreiser, K.: Der Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 167
[94] Ágoston, G. /Masters, B. (Hrsg.): Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York 2008, S. 154
[95] Barker, T. M.: Doppeladler und Halbmond. Entscheidungsjahr 1683, Graz u. a. 1982, S. 145
[96] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München 2005, S. 135
[97] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 177
[98] Endreß, G.: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 187
[99] Kornrumpf, H.J/Kornrumpf, J.: Fremde im osmanischen Reich 1826–1912/13, Stutensee 1998, S. 73
[100] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München 2005, S. 153
[101] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 162
[102] Ágoston, G. /Masters, B. (Hrsg.): Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York 2008, S. 167f
[103]Hoyland, R. G.: Seeing Islam as Others Saw It. A Survey and Evaluation of Christian, Jewish and Zoroastrian Writings on Early Islam, Princeton NJ 1997, S. 15
[104] Die Diskussion kann hier nicht zu Ende geführt werden. Vgl. die verschiedenen Forschungsmeinungen Rummel, R.J./Bauer, Y.: Demozid – der befohlene Tod. Massenmorde im 20. Jahrhundert, 2. Auflage, Lit, Münster 2006, S.190, Sakayan, D. (Hrsg.): Smyrna 1922. Das Tagebuch des Garabed Hatscherian, Klagenfurt / Wien 2006, Schaefgen, A.: Schwieriges Erinnern – Der Völkermord an den Armeniern. Berlin 2006, (Zugleich Dissetation an der TU Berlin 2005; Reihe Dokumente, Texte, Materialien des Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, Band 60).;Schaller, D.J./Zimmerer, J. (Hrsg.): Late Ottoman Genocides. The Dissolution of the Ottoman Empire and Young Turkish Population and Extermination Policies, London 2009, Stoddard, P.H.: The Ottoman Government and the Arabs, 1911 to 1918: A Study of the Teskilat-i Mahsusa. Princeton University, 1963; Ronald Grigor Suny, Fatma Müge Göçek, Norman M. Naimark (Hrsg.): A question of genocide: Armenians and Turks at the end of the Ottoman Empire. Oxford u.a. 2011; Thelen, S.: Die Armenierfrage in der Türkei. Berlin 2010, Vierbücher, H.: Armenien 1915: Was die kaiserliche Regierung den deutschen Untertanen verschwiegen hat: Die Abschlachtung eines Kulturvolkes durch die Türken, 4. Auflage, Bremen 2010; Walker, C.J.: Armenia: the Survival of a Nation. London 1980. (2. Auflage. 1991, Meier, A. (Hrsg.);: Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste. Ein Lichtbildervortrag. Augenzeugenbericht/ Dokumentation., Göttingen 2011, Fleischhauer, E.I.: Der deutsche Anteil am osmanischen Völkermord 1915–1916. Borsdorf 2015
[105] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München 2005, S. 128
[106] Kreiser, K./Neumann, C. K.: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2009, S. 156
[107] Vgl. dazu Bat Ye’or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam. 7.–20. Jahrhundert. Zwischen Dschihad und Dhimmitude. Resch, Gräfeling 2002, Kapitel 6: Von der Emanzipation zum Nationalismus 1820–1876 (S. 183–201) und Kapitel 7: Die vom Nationalismus geprägten Bewegungen 1820–1918 (S. 203–238)
[108] Meiser, R.: Der 1 Weltkrieg und dessen Folgen, Freiburg 1985, S. 95f
[109] Ebd., S. 97
[110] Kreiser, K./Neumann, C. K.: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2009, S. 23f
[111] Kreiser, K./Neumann, C. K.: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2009, S. 160
[112]Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in, Philadelphia PA 2007, S. 178
[113] Faroqhi, S.: Geschichte des Osmanischen Reiches. 6. Auflage, München 2014, S. 179

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Über Michael Lausberg 571 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.

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