Große Schlacht auf Nimmerland – Zum 120. Geburtstag von Peter Pan präsentiert das Gärtnerplatztheater das Ballettmärchen von Emanuele Soavi

Foto (Programmheft), Luca Seixas, den brasilianischen Premieren-Peter Pan 2016, löste bei der aktuellen Wiederaufnahme des Ballettmärchens Alexander Paul Quetell ab.

Absicht oder nicht: Zum 120. Geburtstag von Peter Pan nimmt das Münchner Gärtnerplatztheater seine vor sechs Jahren mit großem Erfolg gestartete Uraufführung des Ballettmärchens von Emanuele Soavi mit der Musik von Han Otten rund um die Kinderbuchfigur von Matthew Barrie wieder auf. 1902 wurde der Junge, der nie erwachsen werden wollte, als „Kleiner weißer Vogel“ in die Welt gesetzt. Eine Kinderbuchfigur wurde er erst einige Jahre später. Gut 100 Jahre nach Peter Pans „Geburt“ entdeckte man sie fürs Ballett.

Ob sie sich choreographisch durchsetzen wird, ist fraglich. Der Niederländer Han Otten hatte bei seiner Peter Pan-Arbeit ein junges Publikum im Auge, das Soavis Text in „schöne Musik“ übersetzen wollte. Den Geschmack des sehr jungen Publikums der Nachmittagsvorstellung von „Peter Pan“ im Gärtnertheater schien Otten getroffen zu haben: laut und viel Tamtam, grimmes Wummen und langes Krachen dominierten jedenfalls den 2. Teil nach der Pause.

Die große Schlacht auf Nimmerland – warum sie überhaupt zu schlagen war, bleibt dahingestellt – gab jedenfalls Gelegenheit für das Orchester unter Michael Brandstätter voll aufzudrehen. Zudem waren die Ausstatter Karl Fehringer und Judith Leikauf in ihrem Element, möglichst viel an Fratzen und Firlefanz für Piraterie mit Schießerei und Totenerweckung auf die Bühne zu bringen, sie mit Kämpfen zwischen Gut (Peter Pan and friends) und Böse (Kapitän Hook and crew) bei überladener Requisite zu füllen, bis alles im unerklärlichen Theaternebel untergeht.

Die magere, konstruierte Story, deren langatmige Introduktion – Londoner Ehepaar Darling mit Diensthündchen und Overprotection – erst mal Rätsel aufgibt, bevor sie endlich Fahrt aufnehmen kann, hätte eine plausiblere Bearbeitung in Richtung Verständnis des Peter-Pan-Syndroms verdient. Der perfekte Titelheld-Darsteller Alexander Paul Quetell erschien zu erwachsen, als dass man ihm das „ewige“ Kind abnahm, das Peter Pan doch sein, nein bleiben möchte. Bewunderung für die sehr junge Tanz-Compagnie mit Ariane Roustan (Wendy), John (Pier-Loup Lacour) und Michael (Janne Boere), vor allem für die kleine Fee Tinkerbell (Sara De Greef) und Alexander Hille in der Doppelrolle des faden Mr. Darling und schön-häßlichen Hook.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.