Die Pressekonferenz am 22. Juli 2011 dürfte wohl in die Analen der Geschichte der Bundesrepublik eingehen. Nach 18 Monaten Chaos ist die Kanzlerin aller Deutschen zu der weisen Erkenntnis gekommen, dass offensichtlich der Euro den Deutschen Wohlstand und Frieden gebracht hat. Darüber hinaus erklärte Sie, dass Sie nunmehr zu der Auffassung gelangt sei, dass es sich bei Europa und dem Euro um eine Schicksalsgemeinschaft handeln würde und alles was heute investiert wird, wir um ein Vielfaches zurück bekommen. Außerdem habe sie eine Obsession für Europa entwickelt. Welchen Personenkreis Frau Dr. im Blick hatte, als sie davon sprach, dass wir ein Vielfaches davon zurück bekommen würden, was heute investiert wird, bleibt dahingestellt. Niemand verlangt von der Kanzlerin aller Deutschen, dass sie eine Obsession für Europa entwickelt. Jeder intelligente Mensch dürfte wissen, dass sich eine Leidenschaft für etwas sehr schnell ins Gegenteil verwandeln kann. Was die Bürger verlangen, dürfte wohl die rechtzeitige und vollständige Lösung von Krisen sein, welche die wirtschaftliche Existenz der Bürger in Europa gefährden. Es kann wohl nicht sein, dass Frau Dr. Merkel fast 18 Monate benötigt, zum Kernproblem der Euro-Krise vorzudringen, und erst jetzt erkannt hat, was Europa und somit auch der Euro für die Bürger zum Ziel hat. Die Erwähnung, dass die EU u. a. dem Frieden diene, beinhaltet, dass offensichtlich die deutschen Bürger offenbar unbedarft sind. Ein derberer Ausdruck wird aus stilistischen Gründen in diesem Zusammenhang vermieden.
Was sich in den Monaten seit Beginn der Bankenkrise abgespielt hat, spottet jeder Beschreibung. Erinnert sei u. a. an Herrn Josef Schlamann (CDU), welcher den Vorschlag äußerte, dass die Griechen ihre Inseln veräußern sollten zwecks Schuldenabbau. Erinnert sei an den sinnlosen Herrn Sinn mit seinen abstrusen Vorstellungen hinsichtlich eines Ein- und Austritts aus der EU bzw. der Euro-Zone. Die absurden Spar-Ideen von selbsternannten Wirtschaftswissenschaftlern, welche Griechenland in die Steinzeit katapultiert hätten. Ganz besonders ist dem Verfasser im Gedächtnis haften geblieben, dass selbsternannte Experten einen Schuldenstaat mittels finanzieller Strafzahlungen zur Disziplin zwingen wollten. An die üblen Kampagnen der Medienkraken wird aus bewussten Gründen nicht erinnert.
Viele Wirtschaftswissenschaftler haben in dieser Hinsicht ihrer Zunft keinen guten Dienst erwiesen, indem sie sich mal wieder bis auf die Knochen blamiert haben. Es gab nur wenige dieser Experten, welche bereit waren, gewisse Zusammenhänge zu verstehen und Maßnahmen einforderten, welche die Notwendigkeit beinhalteten, die Wirtschaft in Griechenland zu aktivieren, um nicht weiterhin von Importen wie bisher abhängig zu sein. Hierzu gehört auch das Bankenwesen, welches sich bei der Kreditvergabe in der Vergangenheit keineswegs mit Ruhm bekleckert hat. Es ist nur von wenigen Experten anerkannt worden, dass die erheblichen Ungleichgewichte im Außenhandel gravierende Probleme zum Inhalt haben. Das Verständnis, dass man ein derartiges Defizit wie im Fall Griechenlands nur über Investition zwecks Belebung der Konjunktur und durch Schaffung einer Infrastruktur herunterfahren kann, dürfte vielen selbsternannten Experten, zu der offensichtlich lange Zeit Frau Dr. Merkel gehörte, abgegangen sein. Mit Strafmaßnahmen sind derartige Probleme keineswegs zu lösen.
Ein ganz besonderer Unsinn wurde mehr als nur offenkundig. Dieses ist der Artikel im Lissabon-Vertrag, welche die finanzielle Hilfe von Mitgliedsländern in der EU für andere verbietet. Es ist offensichtlich auch den Politikern nach monatelangem Ringen klar geworden, dass ein Euro auf Dauer ohne weitreichende politische Einigungen nicht existenzfähig ist. Der Lissabon-Vertrag wird wohl künftig keine Rolle mehr spielen.
Was nun die beschlossenen Maßnahmen betrifft, so dürften diese zunächst als sinnvoll zu erachten sein. Aus kurzfristigen Schulden werden langfristige gemacht. Zinsen werden gesenkt, ein Eingriff in dem so genannten Sekundärmarkt zwecks Interventionen wird erlaubt. Allerdings lösen die vorgesehenen Maßnahmen nicht das Problem. Sie verlagern es in die Zukunft nach dem Motto: „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“. Die vorgesehene Beteiligung der privaten Anleger beschränkt sich wohl auf die Akzeptanz von niedrigeren Zinssätzen und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über Sonderabschreibungen diesen „schmackhaft“ gemacht werden. Was den geplanten „Marshall-Plan“ anbelangt, so liegen bisher keinerlei konkrete Informationen vor.
Was das „Griechische Monopoly“ für den Euro weiterhin gefährlich macht ist die Tatsache, dass die sogenannten Märkte darauf gekommen sind, dass in der gegenwärtigen Situation offensichtlich einen eigenen Euro unterhalten, welcher über den Euro-Kurs nach außen einen Wert erhält, der mit der jeweiligen Volkswirtschaft nichts zu tun hat. Die absurden Diskussionen, angeheizt von der Kanzlerin aller Deutschen, kann dazu geführt haben, dass man seitens der Anleger von der Sicherheit von Anlagen in Schuldverschreibungen nicht mehr überzeugt ist. Ein verändertes Anlageverhalten kann allerdings dazu führen, dass man seitens der verantwortlichen Politiker irgendwann gezwungen sein wird, die politische Vereinigung der EU voranzutreiben.
Ein ganz besonderes Kapitel stellt dar, dass Griechenland offensichtlich über erhebliche Erdölvorkommen verfügen soll. Das Deutsche Reich ließ während der Besatzungszeit in Griechenland geologische Forschungen anstellen, welche dieses bestätigte. In den letzten Jahren hat es offensichtlich Probleme hinsichtlich der Förderrechte u. a. mit der Türkei gegeben. Die vorhandenen Vorkommen beschränken sich nicht auf die Ägäis, sondern sind auch im Ionischen Meer und dem Festland festgestellt worden. So behauptet zum Beispiel TGF-Nor, angeblich aufgrund von Sattelitenaufnahmen, dass allein in der Nähe Kretas 6 Milliarden Barrels an Gasvorkommen vorhanden sind. Vor Beginn der Wirtschaftskrise soll die Handelsorganisation Scandic Org., bestehend aus sieben nordeuropäischen Ländern, Griechenland einen dreistelligen Milliardenkredit angeboten haben für Exklusivrechte der Förderung für die Dauer von 5 Jahren. Der Deal sollte eine Beteiligung zu Gunsten Griechenlands von 80 zu 20 vorgesehen haben. Neuesten Informationen zufolge hat der griechische Ministerpräsident nunmehr eine Ausschreibung für Rechte der Öl- und Gasförderung in Auftrag gegeben.
Hat sich Frau Dr. Merkel bereits vor dem G20-Gipfel für die europäische Tektonik statt für „geotektonische Politik“ interessiert? Dann dürfte die Fragestellung: „Was macht unser Öl unter Griechenland?“ bald nicht mehr der Utopie angehören.
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