
Hans-Jürgen Pandel: Geschichtsdenken. Grundzüge einer fachspezifischen Methodik, Wochenschau Verlag, Frankfurt/Main 2024, ISBN: 978-3-7344-1087-1, 44,90 EURO (D)
Dieser Band umreißt eine Methodik des Geschichtsunterrichts, die sich an den Denkweisen der Geschichtswissenschaft orientiert und bei Schülerinnen und Schüler Geschichtsbewusstsein und historische Diskursfähigkeit fördert. Er stellt 20 fachspezifische Erkenntnisoperationen vor und zeigt, wie aus ihnen Unterrichtsmethoden werden können, die Geschichtsunterricht wieder näher an seine Bezugsdisziplin, die Geschichtswissenschaft, rücken. „In dem Band wird noch keine ‚Methodik‘ geliefert, sondern nur Grundzüge aufgeführt, an denen sich eine solche fachspezifische Methodik orientieren sollte. Es sind nur Grundzüge, die den kategorialen Umkreis aufzeigen, in dem sich eine geschichtsdidaktische Methodik entfalten könnte, die den Anspruch von Fachspezifik erhebt.“ (S. 9)
Das Buch besteht aus zwei großen Bereichen. Im ersten Teil geht es um grundlegende Methoden in Schulpädagogik und Geschichtsdidaktik. Dort werden verschiedene Unterrichtsmethoden und Erkenntnismethoden referiert.
Danach folgt der Hauptteil mit 20 fachspezifischen Erkenntnisperationen. Zuerst wird das Interpretieren vorgestellt, gefolgt von dem Recherchieren, wo Daten in Archiv, Bibliothek und Internet gesammelt werden. Das Befragen anderer Menschen nach ihren Erinnerungen, das Erkunden historischer Ereignisse an Ort und Stelle, das Hantieren und Aussagen über Mengen oder Häufigkeiten werden danach präsentiert. Weiter geht es mit dem Hinterfragen von Geltungsansprüchen von Aussagen, der Analyse von Quellen und der Suche nach Ähnlichkeiten oder Unterschieden.
Das Durchdenken von Unterscheidungsalternativen und das Fällen von Möglichkeitsurteilen folgt danach, bevor das Narrativieren, die Suche nach Ursachen und Motiven für Handlungen sowie die Analyse von Urteilen behandelt werden.
Das Widerlegen von nicht wahrheits- und konsensfähigen Behauptungen, das Belegen eines Vorganges mit Dokumenten und das Ansehen von authentischen Objekten deutend im Raum und Diskutieren und seine Elemente kommen dann zur Sprache. Das Füllen semantischer Leerstellen mit Fiktionen, die Verwandlung von Narrationen in Dialoge und Gedenkpraktiken beschließen die Kapitel.
Nach einem ausführlichen Nachwort gibt es noch ein Stichwortverzeichnis zum Nachschlagen.
Diese Methoden bilden also ein Grundgerüst, in der sich eine unterrichtspraktische Methodik des historischen Lernens entwickeln kann. Der Band enthält aber auch erste Impulse für die unterrichtspraktische Umsetzung. Leider fehlt ein Glossar für Fachausdrücke, weiterführende Literaturhinweise gibt es dagegen hinter jedem Kapitel. Erhellend ist im Nachwort die Kritik Pandels von problematischen Positionen, die es wert sind, durchgelesen und reflektiert zu werden.