Geprägte Großtaten

Roms Obeliske, von Papst Sixtus V. mit Kreuzen bekrönte, auf Schaumünzen des ausgehenden 16. Jahrhunderts

Wer kennt schon Abraham Langford. Die Londoner National Portrait Gallery besitzt einen Kupferstich dieses Herrn: Fein gekleidet, schaut er den Betrachter  an. Er zeigt ihm mit spitzen Fingern sein wichtigstes Instrument. Als Antiquar  organisierte er seit 1750 Auktionen. Was kam bei Langford unter den Hammer? Papstmedaillen. Englische Adelsleute brachten sie von ihren Italienreisen mit nach Hause.

Um sich zu verewigen, aber auch um ihre Macht zu demonstrieren, gaben die Päpste seit Beginn der Neuzeit auf Medaillen geprägte Porträts in Auftrag. So ließ Papst Sixtus V. sein Bildnis von Domenico Poggini auf eine Medaille prägen, deren Rückseiten-Mitte eine heilige Maria mit Kind aufweist, die Patronin der Basilika von Santa Maria Maggiore (Foto: Nr. 2) – eines der vielen Produkte aus der Spindelpresse der päpstlichen Münzstätte.

Nicht das von Münzen- und Medaillenkennern wohl in München willkommen geheißene seltene Gerät, sondern ausschließlich dessen Erzeugnisse sind derzeit Ausstellungsgut der Staatlichen Münzsammlung in der Münchner Residenz. Unter dem wenig trefflichen, aber verlockenden Titel „Die silberne Stadt“ versammeln sich, wohlgeordnet und relativ ausführlich (wenn auch in der Regel umständlich, kaum allgemein, höchstens für Insider verständlich) beschriftet, prachtvolle Sammlerstücke in den Vitrinen.

Die „Verbildlichung“ der Ewigen Stadt, Zentrum der päpstlichen Macht, begann zu Beginn der Neuzeit. Laufend wurden neue ehrgeizige Bildkonzepte erfunden. So markierte Sixtus V. seine besonders bevorzugten und der Welt-Stadt Rom zur Ehre gereichenden Plätze mit Obelisken. Sie waren einst von den Kaisern aus Ägypten nach Rom gebracht worden. Der Pontifex platzierte sie werbewirksam vor den Hauptkirchen Roms, nicht ohne sie mit einem Kreuz bekrönen zu lassen. Das Christentum, so wollte das Kirchenoberhaupt zeigen, obsiegt über die heidnische Antike.

Einige in päpstlichen Diensten stehende Medailleure sind namentlich bekannt. Einer von ihnen: Gaspare Morone. Er arbeitete für Papst Alexander II. Auf einer Medaille ist er zusammen mit dem zur Heiligsprechung des Franz von Sales 1665 versammeltem hohen Klerus abgebildet. Die Kulisse: das Innere von St. Peter. „Kein zweites Gebäude“, so betonen die Kuratoren, „wurde so lange und oft auf Medaillen dargestellt wie die päpstliche Basilika St. Peter. Diesem Bau widmeten die Päpste die größte Aufmerksamkeit“.

12 Jahre nach Franz von Sales` Heiligsprechung erschien das Buch, das der Ausstellungsbesucher gleich links beim Betreten des Saales in einem Schrank des 1. Obergeschosses findet. Von dem vierteiligen Druckwerk über die Päpste und Kardinäle aus der Feder von Alonso Chacon ist die Eingangs-Seite mit der in Kupfer gestochenen Darstellung des machtbewusst thronenden Papstes Sixtus V. aufgeschlagen, umgeben von 16 verschiedenen Medaillen. Man könnte sich auf die Suche begeben, welche davon in den Vitrinen (s. Foto) ausgestellt sind.  

Überraschung: Mitten in den vielen Rom-Plaketten taucht eine mit dem Rathaus von Augsburg auf, datiert 1618. Vermutet wird Matthäus Gabler als Medailleur. Unweit davon: eine viel prächtigere Medaille „auf die Befreiung Amsterdams“, datiert 1650. Fehlanzeige? Nein, Absicht: Dem päpstlichen Beispiel folgte manche europäische Stadt, die sich nicht weniger wichtig nahm als es die Päpste mit Rom taten. – Bis 3. Mai täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr.                                                                                                           

Foto: Hans Gärtner

Roms Obeliske, von Papst Sixtus V. mit Kreuzen bekrönte, auf Schaumünzen des ausgehenden 16. Jahrhunderts    

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.