Mit einer grandiosen, an den Glanz mancher Einzelschauen der Vergangenheit erinnernden Ausstellung wird im Haus der Kunst ein Großer der deutschen Kunstszene gefeiert: Georg Baselitz. Das zu Zwecken der Repräsentation in dunkler Zeit entstandene Bauwerk ist in der Tat die ideale Kulisse für die geglückte Kombination aus imposanten großformatigen Gemälde und den monumentalen schwarzen, zunächst aus Holz geschnitzten und dann in Bronze gegossenen Skulpturen, die den Reiz der Schau ausmacht.
Auf Tafeln werden die Phasen im Leben und Schaffen des – wie der andere illustre Kollege Gerhard Richter – aus der ehemaligen DDR stammenden Künstlers rekonstruiert, Inhalte werden erläutert, auf Neuentwicklungen hingewiesen. Man erfährt, dass sein Name – ursprünglich Hans-Georg Kern – an die Ortschaft Deutschbaselitz nahe Dresden angelehnt ist, in der er 1938 hinein geboren wurde. Oder dass er wegen „gesellschaftlicher Unreife“ von der Kunstakademie in Ost-Berlin suspendiert, 1957 an die West-Berliner Kunstakademie überwechselte und von dort aus sich auf einen dritten Weg zwischen ideologisch gefärbten sozialistischen Realismus und Abstraktion westlicher Ausrichtung begab. Nach Versuchen im Zeichen des italienischen Manierismus, die in seinen anti-heldenhaften Helden- Bildern aus der Mitte der Sechziger Jahre Ausdruck finden, setzt sich bei ihm – als Alternative dazu – die Tendenz durch, sich zwischen Figürlichen und Abstraktem zu definieren. Als Modell nimmt er meistens sich selbst und seine Frau Elke, einzeln oder als Paar. Das im ersten Raum hängende Portrait Elke I von 1969 ist eines der ersten, in denen Baselitz beginnt, Bilder auf dem Kopf stehend zu malen, was für ihn die „Voraussetzung“ schafft, dem „Persönlichen, Neutralität“ zu verleihen. Diese Art der Darstellung wird weltweit zum Markenzeichen seiner Kunst werden.
Im Laufe von fünfzig Jahren entstandene Werke zeigt die in 12 Sälen von Ulrich Wilmes unter dem Titel „Damals, dazwischen, heute“ kuratierte Schau, in der sich der Drang zur reinen Abstraktion, die Abwendung von der Farbe zunehmend vollzieht, bis sie in die Werkreihe der Negativ-Bilder wie Zero oder Hembel von 2004 und noch entschiedener in die Serie der Schwarzen Bilder der letzten Jahre gipfelt. Darin taucht – kopfüber herabstürzend und mit dem schwarzen Hintergrund beinah verschmelzt – auch das bei Baselitz in unterschiedlichen Variationen stets wiederkehrende Adler-Thema auf, das sich – wie ein mitreißendes Leitmotiv – durch die meisterhaft bespielten Räume zieht.
Bis zum 1. Februar 2015
www.hausderkunst.de
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