Vertreter*innen deutscher Filmhochschulen haben zusammen mit Dr. Maria Furtwängler, Schauspielerin und Co-Gründerin der MaLisa Stiftung, ihre Aktivitäten zu Gender-Gerechtigkeit vorgestellt. / Die deutschen Filmhochschulen engagieren sich bereits seit 2018 auf Basis einer Selbstverpflichtung. / Eine Präsentation der Ergebnisse am 25. Februar 2020 im Rahmen des Empfangs der Filmhochschulen auf der Berlinale zeigt, dass die Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen greifen: Im Hochschulalltag und in den Curricula, in Veranstaltungen für Studierende, Lehrende und die interessierte Öffentlichkeit, in der Steigerung des Anteils weiblicher Lehrender, in paritätischen Gremienbesetzungen und im Schulterschluss mit der Branche. / Der Ausblick des Pressetermins: die Aktivitäten weiter und gemeinsam ausbauen!
Vertreter*innen der deutschen Filmhochschulen haben zusammen mit Dr. Maria Furtwängler ihre Aktivitäten für GENDER-GERECHTIGKEIT vorgestellt. Auf der Berlinale 2018 hatten die sechs staatlichen Filmhochschulen eine gemeinsame Selbstverpflichtung zur Geschlechtergerechtigkeit an den Hochschulen und in der Filmbranche abgegeben. Beim heutigen Pressetermin wurde deutlich, dass die Ergebnisse zahlreich und wirksam sind, auf unterschiedlichsten Ebenen ansetzen und wahrgenommen werden.
Übergreifende Zusammenarbeit in der Hochschullandschaft: Synergien mit Signalwirkung
Zwar
gab es an vielen Filmhochschulen bereits Ansätze – der Zusammenschluss
2018 führte jedoch zum Austausch von Ideen, Inhalten und Erfahrungen im
Sinne eines Bündelns von Best Practices. Gemeinsames Ziel war
und ist, ein Bewusstsein zu schaffen für Geschlechterdarstellungen im
Film, Frauen für das Filmbusiness stark zu machen und in den
Hochschulstrukturen zu signalisieren: Hier wird geschlechtergerecht
gedacht und gearbeitet! Ein gemeinsames Leuchtturmprojekt ist das Mentoring-Programm INTO THE WILD:
Alle sechs Hochschulen geben hiermit ihren Absolventinnen die
Möglichkeit, Teil eines Netzwerkes aus jungen und erfahreneren Frauen zu
werden und in einem zweiwöchigen Drehbuchcamp an ihren Ideen zu
arbeiten.
Neue Forschungsergebnisse & Verankerung in den Curricula
An
nahezu allen Filmhochschulen wurden Lehrveranstaltungen zur Vermittlung
von Genderkompetenz, zu den Themen Vielfalt und Inklusion initiiert und
in den Curricula verankert. Dazu gehören u.a. Empowerment-Workshops,
Coachingprogramme, Reflexionsgespräche zur Geschlechter-Repräsentation
und zu diversitätssensiblen Arbeitsprozessen in studentischen
Filmprojekten – an der Filmakademie Baden-Württemberg z.B. unter dem Titel GENDER IN PROGRESS. Die Filmuniversität Babelsberg unterstützt mit einem speziellen Fonds
studentische Filme, die sich aktiv und differenziert mit der
Geschlechter-Thematik auseinandersetzen. Die Kunsthochschule für Medien
Köln (KHM) erarbeitete Social Spots zu
Gewalt gegen Frauen für die Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale.
Auch in der Forschung wurden die o.g. Themen aufgegriffen. U.a. entstand
an der HFF München die Studie „Geschlechterrollen im Spiegel
der HFF-Abschlussfilme 2015-2018“.
Im Hochschulalltag für Studierende, Lehrende & Mitarbeiter*innen
An
allen Hochschulen wurde an der Weiterentwicklung von Frauenförderplänen
bzw. Gleichstellungskonzepten gearbeitet. Zentrale Punkte darin sind
die Erhöhung der Zahl der Professorinnen, die geschlechterparitätische
Besetzung von Gremien, die Entwicklung von Richtlinien zur Verhinderung
von Machtmissbrauch, Diskriminierung, sexueller Belästigung und Gewalt
oder die Etablierung von Ombudsstellen für eine externe und neutrale
Beratung in solchen Fällen. Die Filmakademie Baden-Württemberg
beispielsweise lud hochschulintern zur Klausurtagung zum Thema „Gender
& Diversity“ für alle Lehrenden und Mitarbeiter*innen ein. Die KHM
Köln wiederum thematisierte den Genderaspekt in Berufungsverfahren in
zwei Workshops für alle Lehrenden und Mitarbeiter*innen mit
Lehranbindung.
Aktionen mit Strahlkraft in die breite Öffentlichkeit
An
allen Hochschulen wurden Veranstaltungen mit nationaler und
internationaler Vernetzung und Sichtbarkeit durchgeführt. So
veranstalteten die drei Münchner Kunsthochschulen gemeinsam den Aktionstag „Respekt!“ mit
einer Mischung aus Workshops, Vorträgen sowie auch der künstlerischen
Umsetzung der Thematik. An der Filmuniversität Babelsberg fand das Symposium „Raus aus dem Malestream“ statt,
in dem es u.a. um Filmemacherinnen mit Vorbildfunktion, den Bias in der
Filmgeschichtsschreibung und die Sensibilisierung von Studierenden für
Genderthemen ging. Die ifs internationale filmschule köln brachte das
Thema „Embracing Diversity in European Film Schools“
in einer Twin-Conference mit dem europäischen Hochschulverband GEECT
und der NFA Amsterdam in den europaweiten Diskurs und erörterte in Amsterdam sowie Köln Best and Worst Practices, bot Workshops an und leitete aus den Ergebnissen einen Vielheitsplan ab. In einer weiteren Konferenz der ifs unter dem Titel „Science Meets Fiction – AI in Fiction and Reality“
in Kooperation mit MEVIS (Fraunhofer Institute for Digital Medicine)
und MINTEE (Stiftung für MINT-Entertainment-Education-Excellence) stand
u.a. die Repräsentation von Wissenschaftlerinnen in Filmen und Serien im
Fokus.
Im Schulterschluss mit der Branche
Mit
der MaLisa Stiftung, die Dr. Maria Furtwängler gemeinsam mit ihrer
Tochter Elisabeth gegründet hat, wird die Initiative der deutschen
Filmhochschulen von einer wichtigen Partnerin mit Brückenschlag zur
Branche unterstützt. Die MaLisa Stiftung engagiert sich für
gesellschaftliche Vielfalt und die Überwindung einschränkender
Rollenbilder in den Medien und damit immer mit Blick auf das aktuelle
Branchengeschehen. Auch weitere Partner*innen arbeiten mit den
Filmhochschulen zusammen: So wird auch die mittlerweile zweite Runde von
INTO THE WILD von namhaften Förderinstitutionen und Firmen unterstützt.
Die Filmuniversität Babelsberg bietet mit BEYOND STEREOTYPES – GENDERBEWUSSTES ERZÄHLEN
zusammen mit ihrem Erich Pommer Institut und in Kooperation mit der
MaLisa Stiftung eine Weiterbildung für Sender und Produktionsfirmen an,
die sich über alle Phasen von Stoffentwicklung über Casting und
Produktion mit der Frage beschäftigt, wie ein der Vielfalt der
Gesellschaft entsprechendes, differenziertes Erzählen jenseits
vorherrschender Geschlechterstereotypen in der Praxis aussehen kann.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass an Filmhochschulen ein nachhaltiger Änderungsprozess im Hinblick auf Gender-Gerechtigkeit, Diversität und Inklusion eingeleitet wurde, der auch in die Branche strahlt. Dieses positive Fazit bestärkt die Hochschulpartnerinnen, weiter gemeinsam zu arbeiten.
Auf dem heutigen Podium (in alphabetischer Reihenfolge): Sandra Braun (DFFB), Dr. Maria Furtwängler (MaLisa Stiftung), Prof. Bettina Reitz (HFF München), Prof. Thomas Schadt (Filmakademie Baden-Württemberg), Simone Stewens (ifs Köln), Prof. Dr. Susanne Stürmer (Filmuniversität Babelsberg).