Gegen die Banalisierung des Denkens, ARTE-Präsident für bewussten Umgang mitKulturen, Kulturgütern und Medien

(9. Dezember 2009) Für einen bewussten Umgang mit europäischen Kulturgütern und Medien sprach sich Dr. Gottfried Langenstein, Präsident der Sender ARTE, 3sat und Direktor der Europäischen Satellitenprogramme des ZDF, bei seinem gestrigen Vortrag in der Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) in Jena aus.
Damit einhergehen müsse jedoch eine gezielte Vermarktung in den Herkunftsländern. In nur vier Jahren sei es Google gelungen, jährlich mehr als 1 Mrd. deutscher Werbeinkünfte, die bislang im kulturellen Kreislauf für Deutschland zur Verfügung standen, nach Seattle umzuleiten. Bereits heute lägen digitale Bildrechte für kulturelle Orte und Akteure Europas in erheblichem Umfang in amerikanischen Händen. „Zug um Zug“, so der Medienmanager, „wurden die Verteilsysteme für mediale Produkte, also Kabel und Telekom, an internationale Investoren veräußert.“
Chancen für den Erhalt von Europas Kultur- und Medienvielfalt sieht Gottfried Langenstein vor allem bei der Änderung des kaufmännischen Verhaltens in Bezug auf Kultur, Kulturgüter und Medien. Hier sei die angelsächsische Welt einfach weiter, witziger und schneller: „Es wartet niemand auf uns“, so Langenstein. Vehement sprach er sich für eine Öffnung Europas für andere Kulturen und gegen eine Banalisierung des Denkens aus. Hier komme den Medien eine große Verantwortung zu.
Dr. Langensteins Vortrag „Europas Kultur und Medien in der globalisierten digitalen Welt“ war eine Gemeinschaftsveranstaltung der Fachhochschule Jena und der ThULB. Im Anschluss an den Vortrag stellte ThULB-Direktorin Dr. Sabine Wefers das Konzept ihrer Einrichtung vor, welches die Bewahrung der Originale und eine von der Überlieferungstradition unabhängige digitale Aufbereitung historischer Kontexte gleichermaßen umfasst. Die Besichtigung der historischen Bibliotheca Electoralis, der Bibliothek Kurfürst Friedrichs des Weisen von Sachsen, beschloss den Nachmittag.

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