Wer in Bayern mit ambitionierten Themen Impulse setzen will, dem kann nicht nur ein lauer Föhnwind die Sinne trüben, sondern der mag sich bisweilen vor verschlossenen Türen, Absperrungen und Umleitungen den Kopf so lange verdrehen bis das Gefühl der Ohnmacht künstlerische Höhenflüge entfacht. Und genau in diesem Spektrum werden Episteme freigesetzt, „die Tote glücklich machen, weil man mit dem Material arbeitet, was sie gebaut haben“, so Zita Cobb, CEO der Shorefast Foundation, Fogo Island Arts. Ihr Festvortrag, gehalten in freier Rede am vergangenen Sonntagvormittag im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg, entfachte wahre Begeisterungsstürme im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft, mit nicht enden wollendem Applaus.
Ihre Gedanken trafen so manchen ins Herz, machten Mut und lassen einem jeden Fehltritt vergessen. „Kunst diene der besseren Kommunikation und lässt uns teilhaben an einer Community, deren Schicksal wir alle teilen“.
Zita Cobb berichtet von der Krise Fogo Islands, wie die Fischer ihre Lebensgrundlage verloren und nun die Krise der Bedeutungslosigkeit und Armut in neue Aufgaben in ihrer alten Heimat umgewandelt haben.
Die Gastfreundschaft stellt Zita Cobb in einer so herzlichen und bewegenden Art heraus, daß wahre Lebensweisheiten und deren Wert wieder ganz selbstverständlich werden. Einrichtungen, die nach ihrem Modell mit der Shorefast Foundation zusammenarbeiten wollen, werden sich nach ihren wortgewaltigen Ausführungen hoffentlich bald generieren. Und jetzt hat der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft das Wort: Kunst hat eine pekunäre Seite, die sich in allen Facetten der verschiedenen Veranstaltungen spiegelt und die das kreative Zusammenspiel von effizienten Partnerschaften offenbart.
Dr. Thomas Girst von BMW definiert die Förderung von Kunst als die Möglichkeit eines Erkenntnisgewinns und einer Verinnerlichung, die von der Neugierde zu Transaktionen und Interaktionen führt. Im Kernbereichs der Autoindustrie sieht sich BMW als kultivierte Marke, die sich in dieser Rolle nicht nur in der Flugmotorenhalle im Norden Münchens neuen Aufgaben stellt. Dazu gehört der absolut kongruente Standort für die Verleihung des Architekturpreises, der München und seine Besonderheiten im modernen Wohnungsbau prämiert.
Dr. Ernst Böhm, einer der 20 Sponsoren der Jahrestagung, weiß von effizienter Bauweise von Neubauten am Dantebad zu berichten: Modellbauten, vorhandene Raumkapazitäten neu zu nutzen, bei BMW ausgestellt, lassen die Probleme der Wohnungsnot in Großstädten aus solch neuen Perspektiven kristallklar erkennen, aber auch, daß gesellschaftsrelevante Vorstellungen und Entwürfe der Architektur Preisträger wie Jana Thalmann und Carla Kern (1.Preis), Marianne Wissmann und Tobias Puhlmann (2.Preis) mit Hilfe des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft nicht nur als optionale Skizzen existieren, sondern, prämiert und zur konkreten Umsetzung, beste Beispiele liefern. Der Hilferuf wird gehört, und wenn es überbaute Tankstellen sein sollen.
Ideenreichtum ist gefragt und das Grün als Markenzeichen der Hoffnung sollte mehr denn je eingebaut werden.
Freilich verleiht das Konzert im Prinzregententheater, mit dem Musikpreis an Friedrich Thiele (1.Preis) und Valentino Worlitz (2.Preis) empathische Gefühle, die den mitreissenden Gedichten der Literaturpreisträgerin Ulrike Almut Sandig ganz entsprechen. Es ist der steile Abgrund, der sich bei philosophischen Fragen auftut und der sich hinter einer Wolkendecke verbirgt. Wenn erst einmal zwei Fußballtore zusammengeschweißt werden, wie bei der Preisträgerin Anna-Sophie Berger / Ars Viva Preis und Gebrauchsgegenstände wie bei den Preisträgern Oscar Enberg und Zac Langdon -Pole eine neue Sehweise evozieren, dann offenbaren sich die schroffen Gegensätze der Gesellschaft und wecken immer wieder die Sehnsucht nach Nähe, Verständnis, Dialog. Fast unsichtbar und doch voller Wirkung ist der kleine Teddybär, der um das graue Gitter baumelt, den die Künstlerin Anna-Sophie Berger an einem für einige Wochen entliehenen Fussball Tor aus Salzburg installiert hat. Wenn Ulrike Almut Sandig mit ihrer Tochter dieses Kunstwerk entdecken sollte, dann wird es dazu sicher ein weiteres poetisches Werk aus Ihrer Feder geben und Herr Dr. Hubert Burda könnte mit seinem wissensdurstigem Team einen noch ungehobenen Schatz aus der Tiefe heben – wie er einst Andy Warhol, dessen Portraits der Famile er vor vielen Jahren noch für ein Taschengeld erwerben konnte, in time, also zur rechten Zeit, erkannte. Kunst hat eben auch eine Seite, die voller Risiken steckt, die die Aktivitäten des engagierten Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. und seiner Geschäftsführerin Dr. Franziska Nentwig in einer so präkären Tafelrunde umso bedeutender erscheinen lässt. Wenn Unternehmerpersönlichkeiten wie Wilhelm von Boddien, Nina Hugendubel oder Dr. Clemens Börsig diese immensen Aufgaben erkennen und fördern, dann könnte mit den digitalen Parametern eine neue Ära der Kommunikation via Kunst und Kultur entstehen, in der sich positive Ideale mit neuer Schöpferkraft innerhalb von dynamischen Wirtschaftsstrukturen zeitgerecht und zeitnah entwickeln. Dieser geistigen Herausforderung kann sich auch die Politik stellen, wenn ein Empfang des Freistaats Bayern in der Residenz nicht nur die Gläser und Teller klirren lässt.
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