Als eine der führenden internationalen Galerien für Werke der Klassischen Moderne und des Deutschen Expressionismus präsentiert Galerie Thomas auf der TEFAF New York Fall ausgewählte Highlights von Marc Chagall, Max Ernst, Chaim Soutine, Paul Klee und Marianne von Werefkin.
Max Ernst – Die Geschichte hinter dem Bild
1938
verließ Max Ernst die Gruppe der Surrealisten und floh mit seiner neuen
Liebe, der Künstlerin Leonora Carrington, von Paris nach Saint-Martin
d’Ardèche, einem kleinen Dorf in Südfrankreich, bei Avignon. Die
Auseinandersetzungen mit den Surrealisten und mit seiner Frau
Marie-Berthe Aurenche veranlaßten Ernst, sich ein Refugium zu suchen. In
dem alten Bauernhaus, das sie dort kauften, entstand ein mit Skulpturen
und Malereien geschmücktes Gesamtkunstwerk, in dem das Paar gemeinsam
arbeitete und ihre Künstlerfreunde empfing.
In diesem von Extremen
geprägten Jahr 1939 schuf Max Ernst das Gemälde „Les peupliers“. Nur auf
den ersten Blick stellt sich die unmittelbare Assoziation zweier
Pappeln vor dem blauen Hintergrund des Himmels, die der Bildtitel
evoziert, beim Blick auf das Werk ein. Schon bald wird diese Wahrnehmung
durch die skurrilen, seltsamen und verwirrenden Formen, in denen sich
die Farbe windet, kräuselt und zu Zeichen und Symbolen formt,
verunsichert und aufgelöst. Nirgendwo gelingt es dem Auge, sich an einer
bekannten Form festzuhalten: Profile und Gesichter, zoomorphe Figuren
und wolkenartige Gebilde scheinen auf und verschwinden wieder. Diesen
Effekt der Oberfläche erzielt Max Ernst durch die Decalcomanie, ein
Abklatschverfahren, bei dem die aufgetragene Farbe so manipuliert wird,
daß Schlieren, Bläschen und Windungen auf der Oberfläche entstehen, die
für Ernsts Gemälde dieser Zeit charakteristisch sind.
Das
Künstleridyll währte wegen des Kriegsausbruches 1939 nicht lange. Max
Ernst wurde im berüchtigten Lager Les Milles interniert, entlassen, dann
wieder festgesetzt, entkam zweimal und floh schließlich 1941 und 1942
über Marseille, Madrid und Lissabon in die USA.
Im Werk von Max
Ernst reiht sich „Les Peupliers“ in eine ganze Gruppe von Gemälden ein,
die ganz ähnliche, mittels der Decalcomanie entstandene stelenartige
Gebilde und Formen zeigen und zu regelrechten Landschaften verbinden.
Es steht für die kurze Atempause, vielleicht sogar das Glück, die Ernst
in Südfrankreich fand.