Zum 100-jährigen Bestehen des "Futuristischen Manifests" in diesem Jahr ist im Berliner Martin-Gropius-Bau im Oktober eine große Futuristen-Ausstellung geplant.
Unter dem Titel „Die Sprachen des Futurismus“ soll sie der Frühzeit des „Gesamtkunstwerks Futurismus“ gewidmet sein und an die starken Einflüsse auf Kunst und Film, Fotografie und Design, Tanz und Literatur, Architektur und Musik erinnern, wie die Veranstalter am Wochenende ankündigten.
Es werden mehr als 300 Arbeiten zu sehen sein, darunter einige der bereits 1912 und 1914 in Berlin gezeigten Werke. Das „Museo d“Arte Moderna e Contemporanea di Trento e Rovereto“ im oberitalienischen Rovereto, ein Bau des Architekten Mario Botta, besitzt das größte und bedeutendste Archiv der Futuristen. Die Direktorin des Museums, Gabriela Belli, kuratiert für Berlin die Ausstellung.
Vor 100 Jahren, am 20. Februar 1909, hatte der Bürgersohn Filippo Tommaso Marinetti in der Pariser Tageszeitung „Le Figaro“ sein „Futuristisches Manifest“ mit ungeahnten Folgen für die internationale Kunstwelt veröffentlicht. „Wir wollen die Liebe zur Gefahr besingen, die gewohnheitsmäßige Energie und die Tollkühnheit“, lautete die erste der 11 Thesen des radikalen und antibürgerlichen Manifests, das zuvor schon in Italien publiziert worden war.
Maschinen, Flugzeuge, Automobile waren es, welche die Futuristen bewunderten. Geschwindigkeit und Veränderung beschworen sie. Dadaismus, Surrealismus, Konstruktivismus und Expressionismus wurden von den Futuristen beeinflusst. Die erste große Futuristen-Ausstellung wurde in Berlin bereits im April 1912 eröffnet – in der berühmten Galerie „Der Sturm“ von Herwarth Walden in der Tiergartenstraße 34a.
Damals waren 35 Werke zu sehen – von Boccioni, Carra, Severini, Russolo. Bis zu 1000 Besucher wurden in der spektakulären Ausstellung gezählt. Walden, Boccioni und Marinetti fuhren mit einem schnittigen und offenen Wagen durch die Straßen Berlins und verteilten Flugblätter „Eviva Futurista“, wie die Veranstalter der Berliner Ausstellung erinnern. „Es war das Kunstereignis des Jahres 1912.“ Bereits im Jahr 1914 folgte die zweite Futuristen-Ausstellung in der Sturm-Galerie – zum ersten Mal zeigte damals der große Maler Giacomo Balla in Berlin seine Werke. Viele jener Werke hängen heute in den Schausammlungen der großen Museen der Welt.
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