Nicht auf seinem „Mist“, sondern auf dem des Musikchefs Marco Comin sei der Gedanke gewachsen, Georg Friedrich Händels Frühwerk „La resurrezione“ in München mal endlich zur Aufführung zu bringen. So war vom Gärtnerplatz-Intendanten Josef E. Köpplinger persönlich zu erfahren, der es sich nicht nehmen ließ, der Realisierung dieser „feinen Idee“ in Münchens Allerheiligenhofkirche beizuwohnen. Das zweiteilige Oratorium mit dem langen Titel „La Resurrezione di Nostro Signor Gesù Cristo“ war bereits das zweite dieser musikalischen Gattung, das (nach „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, 1707) dem 23-jährigen Hallenser auf seiner Italien-Studienreise aus der Feder geflossen war. Uraufgeführt wurde „Die Auferstehung“ am Ostersonntag 1708 im römischen Palazzo Bonelli des Händel-Mäzens Francesco Maria Ruspoli.
Dass es für die vermutete Münchner Erstaufführung bis Ostermontag des Jahres 2015 brauchte, ist weniger von Belang als die Tatsache, dass es sich ausgerechnet das derzeit seines Hauses verwaiste Gärtnerplatztheater angedeihen ließ, das Opus des großen Barockmeisters fein und frisch den Münchnern zu präsentieren – und nicht etwa Ensembles wie die hiesige Hofkapelle. „Hof“ stimmt dennoch ein bisserl: Aufführungsort war die Allerheiligenhofkirche. Ihre kühl profanisierte Sakralarchitektur erwies sich als ideal für das überschwänglich fromme Geschehen, das der spürsichere Marco Comin mit seinem um einige alte Instrumente wie Theorbe, Viola da Gamba und Laute erweiterte zartfühlende Orchester zum Klingen brachte.
Fünf Personen tragen die Auferstehungs-Geschichte im stark verbrämten Barock-Stil vor: ein Engel (hell und klar: der Sopran der Czilla Csövári), der sich gegen Luzifer (mit aufgeplusterter Bassgewalt: Pavel Kudinov) furchtlos behauptet, dazu drei Zeugen der neutestamentarischen Auferstehungs-Wahrheit – Maria Magdalena (zusehends überzeugender: der Mezzo der Mary Ellen Nesi), deren Freundin Kleophas (inbrünstig verhalten: die Altistin Patrizia Scivoletto) und Johannes (beharrlich leuchtend: der Tenor von Adrian Strooper). Selbst Italiener hätten wohl Probleme gehabt, die durchweg brillant gesungenen, aber verschwirbelten Texte zu verstehen: Carlo Sigismondo Capeces Libretto hat seine Tücken und wirkt für heutige Ohren stellenweise lachhaft. Das von der Aufführung höchst angetane Publikum konnte aus dem ihm (gratis) in die Hand gegebenen Programmheft alles für das Verständnis Wichtige unmittelbar entnehmen.
FOTO
Sangen unter Marco Comins Leitung mit Inbrunst die Partien der Magdalena und Kleophas: Mary Ellen Nesi (links) und Patrizia Scivoletto.
Foto: Hans Gärtner
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.