Fast wie Magie: die Zahl 25 für Helme Heine. Seit 25 Jahren lebt er, der gebürtige Berliner, in Neuseeland. 25 Millionen Bücher hat er bisher verkauft. In 25 + 10 Sprachen sind sie übersetzt. Und zweimal 25 Kinder- und Jugendbücher hat er veröffentlicht. Ein Weltstar, der in zwei Jahren 85 Lenze zählt, macht Station am Chiemsee, wo er seit langem einen zweiten Wohnsitz hat, immer wieder gerne zukehrt und jetzt in der Galerie im Alten Rathaus zu Prien gastiert. Mit ironischen, satirischen, aber auch mit gewohnt lyrischen Bildern und Objekten. Wie man Helme Heine eben kennt, ihn, den Maler und Illustrator, den Philosophen und künstlerisch vielfach Experimentellen, die deutsche Sprache inklusive – denn er liebt es und kann es, das Dichten.
Da gibt es einen Begleittext zu dem seltsam und fast ein wenig schauderhaft formulierten Ausstellungs-Thema „Requiem für die Neuzeit“. Dieser Text lässt aufhorchen. Nachdenken. Helme Heine als Zeitkritiker erkennen. Er beginnt so: „Die Welt befindet sich in einem ungeheuren Wandel. Das Gestern, das Vertraute, das Liebgewordene schwindet. Das Heute schafft unaufhörlich Neues. Das Morgen ängstigt.“ Und ein paar Zeilen weiter, ganz am Schluss: „Nehmen wir es mit Humor. Das Wasser steht uns bis zum Hals. Jetzt sollten wir nicht noch den Kopf hängen lassen.“
Stichwort Humor: Da fällt wohl jedem, ob alt, mittelalt oder noch ziemlich jung, ein Buch aus dem unglaublich reichhaltigen H.H.-Sortiment ein: „Freunde“, verlegt 1982 von Gertraud Middelhauve zu Köln am Rhein, die das Bilderbuch in Triest drucken ließ. Wasser da und dort. Für die Freunde ist es der Dorfteich, wo das unzertrennliche Trio Johnny Mauser, Franz von Hahn und der dicke Waldemar sich einig sind, Seeräuber zu werden. Alle drei beschlossen das, „denn richtige Freunde beschließen immer alles zusammen“. Freundschaft ist Zusammenhalten. Gemeinsam durch Dick und Dünn gehen. Und Spaß haben. Alle drei – wie das berühmt gewordene Cover zeigt – auf einem Fahrrad fahren. Aber abends dann jeder für sich ins Bett steigen, um voneinander zu träumen. Was für eine wunderbare Welt. Das Vertraute, das Liebgewordene nicht schwinden lassen, sondern festhalten.
Die Kuratorin Ingrid Fricke hatte Glück, Helme Heine ins Alte Priener Rathaus mit rund 120 seiner alten, aber vielen neuen Kreationen zu einer sommerlich heiteren, dabei nachdenklich stimmenden Schau an Land gezogen zu haben. „Wir gehen gerade vom Wort- ins Bildzeitalter“, kommentierte der Künstler bei einem Rundgang mit der Kuratorin. Der erklärte er, dass wir der alternden Kultur, die zu schwächeln begänne, leider nur eine Totenmesse für die Neuzeit singen könnten. Abgestorbene Bäume, fahle Sonne am bleichen Himmel, eine Uhr mit dem Zeiger „fünf vor zwölf“ als Rad eines greisen Rollstuhlfahrers, ein dicker, violetter, nackter Kerze-Ausblaser, jonglierend auf einer Weltkugel, die im Meer versinkt – – – solche taffen Heine-Bilder sind neu.
Der Veranstalter, Prien-Tourismus, lädt Kinder und Jugendliche (bis 21 Jahre) gratis in diese famose Ausstellung. Schulkinder, Studierende, Senioren, Behinderte und Leute mit Priener Gästekarte kriegen das Ticket ermäßigt. Bis 4. August ist die Ausstellung mittwochs bis sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet.