„Freiheitspreis der Medien“: Laudatio von Ingo Friedrich auf EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker auf dem Ludwig Erhard Gipfel

Preisträger EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Laudator Ingo Friedrich Foto: Stefan Groß
Freiheitspreis der Medien auf dem Ludwig Erhard Gipfel an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
Foto: Stefan Groß

J.C.Juncker (JCJ) wurde 1954 im luxemburgischen Redingen als Sohn eines Stahlarbeiters geboren. Sein Vater wurde 1942 im besetzten Luxemburg noch zwangsweise zur deutschen Wehrmacht eingezogen und musste als deutscher Soldat bis zum bitteren Ende an den Kämpfen des 2. Weltkrieges teilnehmen.

JCJ machte 1974 sein Abitur und schloss 1979 das Jurastudium in Straßburg ab. In den Annalen der Straßburger Universität wird sein Name heute bereits in einem Atemzug mit historischen Größen wie Goethe, Montgelas, Metternich und Robert Schumann genannt.

Neben seinem moselfränkischen luxemburgisch spricht er deutsch, französisch und englisch wie seine Muttersprache. Und als Luxemburger saugte er praktisch mit der Muttermilch auf, wie Deutsche und Franzosen denken und wie sie »ticken«. Er kennt die wechselvolle Geschichte beider Länder und versteht sein Land Luxemburg als eine Art Scharnier zwischen diesen beiden Nationen im Zentrum Europas.

Seine poltische Laufbahn ging steil nach oben: vom Abgeordneten im Luxemburger Parlament wurde er schon im Jahre 1982 zum Staatssekretär für Arbeit und Soziales berufen und danach vom Staatssekretär zum Finanzminister und zum Gouverneur der Weltbank. 1995 wurde er Premierminister und gleichzeitig Finanzminister. In seinem typischen hintergründigen Humor meinte er »solange ich auch Finanzminister bin kann der nichts falsch machen«.

JCJ war und ist bei seinen Bürgern in »Letzelburg« überaus beliebt und wurde bis 2013 immer wieder zum Premier gewählt. Parallel dazu war er von 2004 bis 2013 Vorsitzender der EURO-Gruppe, also dem Gremium der Finanzminister der EURO-Länder.

Für die Europawahl 2014 benannten die europäischen Parteien zum ersten Mal europaweit auftretende Spitzenkandidaten und JCJ wurde dabei von der Europäischen Volkspartei (EVP) zu ihrem ersten Spitzenkandidaten berufen. Die EVP bekam durch ihn und seinetwegen bei dieser Wahl die relativ meisten Stimmen – übrigens war ich damals der Schatzmeister der EVP und für die Finanzen des Wahlkampfes zuständig (offenbar gut angelegtes Geld). Gegenkandidat der Sozialdemokraten war der damalige Parlamentspräsident Martin Schulz.

Auf Grund des Wahlergebnisses wurde JCJ am 15. Juli 2014 auf Vorschlag des Rates mit 422 zu 250 Stimmen im Europäischen Parlament für fünf Jahre zum Präsidenten der EU-Kommission gewählt. Am 12. Februar 2017 erklärte JCJ dann für viele überraschend nicht mehr für eine weitere Legislaturperiode zur Verfügung zu stehen.

Für die bevorstehende Europawahl am 26.Mai 2019 wurde von der EVP der bayerische CSU-Politiker Manfred Weber als Spitzenkandidat nominiert, der damit Chancen hat, die direkte Nachfolge von JCJ anzutreten.

  Poltische Anmerkungen zur Aera Juncker 

In den fünf Jahren der Juncker-Kommission hat Europa auf allen Gebieten beachtliche Fortschritte – mit Ausnahme des Brexits – gemacht. Für den Brexit trägt JCJ allerdings keine Verantwortung und es zeigt sich immer mehr, dass die Briten durch diesen Schritt nicht mehr, sondern weniger Souveränität ernten werden.

Einige Beispiele für konkrete Erfolge Junckers:

  • Am 25. Juli 2018 traf er den amerikanischen Präsidenten Trump und konnte den akut drohenden Handelsstreit zwischen USA und EU deutlich entschärfen
  • Im Haushaltsstreit mit Italien zeigte er dem italienischen Großsprecher und Innenminister Matteo Salvini in aller Ruhe seine Grenzen auf. Obwohl dieser Minister wochenlang tönte, er werde kein Jota am Haushalt ändern, drehte er kleinlaut bei und reduzierte seine Neuschulden von 2,4 auf 2,04 Prozent
  • Endlich geht es vorwärts mit der europäischen Grenzschutztruppe Frontex, eine zentrale Notwendigkeit zur Sicherung Europas
  • In seiner Zeit wurden die weltgrößten Handelsabkommen der EU mit Kanada und Japan abgeschlossen
  • Mit der Benennung von Michel Barnier als erfolgreichen Brexit-Chefunterhändler hat JCJ die 26 EU-Staaten in dieser heiklen Frageüberraschend geschlossen halten können.
    -Seine Wirtschaftspolitik orientierte er immer amKonzept der sozialen Marktwirtschaft
  • Aus all diesen Gründen erhielt JCJ am 25. Mai 2006den renommierten Internationalen Karlspreis der
    Stadt AachenZusammenfassend kann gesagt werden, Jean-Claude Juncker ist ein Europäer vom Scheitel bis zur Sohle.

Und noch ein Aspekt aus deutscher Sicht: Der phänomenale Wiederaufstieg Deutschlands nach der absoluten Katastrophe des Jahres 1945 zu einer der führenden und beliebtesten Nationen der Welt ist im wesentlichen auf drei Faktoren zurückzuführen:

  1. einer fleißigen Bürgerschaft
  2. einer grosso motto klugen Politik mit dem 
  Ziel einer sozialen Marktwirtschaft
  3. einer neuen Partnerschaft der europäischen 
  Nationen, die aus Feinden Freunde machte 

Für diese neue europäische Partnerschaft auf der Grundlage der sozialen Marktwirtschaft standen früher Persönlichkeiten wie Adenauer, Ludwig Erhard, de Gaulle oder Helmut Kohl und stehen heute Politiker wie Jean-Claude Juncker.

Jean-Claude, Du wirst heute zurecht geehrt, Du bist ein überzeugender Repräsentant unseres neuen Europa. Wir gratulieren Dir zur Verleihung des „Freiheitspreis der Medien“ auf dem Ludwig Erhard Gipfel.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
Foto: Stefan Groß

Finanzen

Über Ingo Friedrich 62 Artikel
Dr. Ingo Friedrich war von 1979-2009 Abgeordneter des Europäischen Parlaments, von 1992 bis 1999 Vorsitzender der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament. Er war Schatzmeister der Europäischen Volkspartei (EVP) und Präsident der Europäischen Bewegung Bayern. Seit 2009 ist er Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats. Von 1999-2007 war Friedrich einer der 14 gewählten Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. 2004 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Friedrich ist Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments und war Präsident der Wilhelm Löhe Hochschule.