Die Kölner Industrie- und Handelskammer erinnert bei ihrer Bestenehrung an die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft
Die traditionelle Bestenehrung gehört für viele der rund 80 Industrie- und Handelskammern (IHK) zum vornehmen Standardprogramm. Einmal im Jahr werden aus dem jeweiligen Ausbildungsjahrgang junge Menschen mit herausragendem Leistungsnachweis gewürdigt. So auch dieser Tage im stilvollen Ambiente der Kölner Oper. Insgesamt 368 Prüflinge waren es, die mit 92 oder mehr von 100 möglichen Punkten ein so überdurchschnittliches Ergebnis erzielt hatten, dass sie dafür nun besonders geehrt wurden. Was an der Veranstaltung, die landläufig von unterschiedlichen Institutionen immer wieder in ähnlicher Form zelebriert wird, so berichtenswert ist, war die Tatsache, dass die Kölner IHK ihre Feier nutzte, um politisch geschickt wie auch gesellschaftlich verantwortungsvoll mit bemerkenswerter Prononcierung auf zwei tragende Säulen in der Verfasstheit bundesdeutschen Wirtschaftslebens hinzuweisen: die soziale Marktwirtschaft und das duale Ausbildungssystem. Ohnehin hat sich die IHK Köln in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, in der Öffentlichkeit für Vertrauen in das Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft zu werben. Tragendes Element bei diesem Konzept ist die Subsidiarität, die in soziale Mobilität münden soll. Das duale Ausbildungssystem ist dabei ein Zukunftsmodell, das hervorragende Fachkräfte hervorbringt und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland sichert.
„Das duale System sichert damit nicht nur den Wirtschaftstandort, mehr noch: Es ist einer der wichtigsten Wettbewerbsvorteile“, unterstreicht Professor Kurt Troll. Der Professor i. R. für Marketing und Messewesen an der Hochschule für Technik, Wirtschaft, Kultur Leipzig verweist darauf, dass das deutsche Know-how-Verständnis aus Theorie und Praxis in vielen Ländern wie den USA oder China noch unterentwickelt sei. „Menschen mit Wissen und Können zu versorgen, also die Fähigkeit, theoretisch etwas zu erkennen und es dann auch praktisch umzusetzen, sind ein zusammenhängender organischer Prozess.“ Troll weiß das aus eigener Erfahrung, schließlich begann der renommierte Wissenschaftler seine berufliche Laufbahn als Maschinenschlosser.
Gregor Berghausen, Kölner IHK-Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung, sieht in der abgeschlossenen Berufsausbildung über das duale System ein „Pfund, mit dem junge Leute wuchern können und ihnen so Erfolg versprechende Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt haben“. Erfahrungsgemäß ist die weit überwiegende Mehrheit der Absolventen spätestens nach drei Monaten auf dem Arbeitsmarkt integriert. Das erhoffen sich beispielsweise auch, bezogen auf den Ausbildungsjahrgang 2009 im Kölner Kammerbezirk, insgesamt 10546 junge Menschen, die in 193 Ausbildungsberufen geprüft wurden. Noch eine Zahl ist bemerkenswert: Rund 800 Unternehmen im IHK-Bezirk haben in diesem Jahr erstmals ausgebildet. Trotz, vielleicht aber auch gerade wegen der Krise.
„Seien Sie versichert: Wirtschaft und Gesellschaft braucht Sie“, betont IHK-Vizepräsident Michael Garvens. Auch aus seinem Alltag als Chef des Flughafen Köln Bonn weiß Garvens: „Die soziale Mobilität zeigt, dass, anders als in anderen Systemen, grundsätzlich jeder Aufstiegschancen hat – Leistungswillen und -können vorausgesetzt.“ Gerade dies kennzeichne eben die Subsidiarität als eine der Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft, „nämlich seines eigenen Glückes Schmied zu sein sowie zur Stabilität des Standorts beizutragen“.
In diesem Sinne werden Freiheit und Verantwortung nicht nur als gern beschworene gesellschaftliche Werte, sondern eben auch durch die berufspraktische Anschauung deutlich. Und in diesem Sinne kam der Bestenehrung der Kölner IHK – gerade vor dem Hintergrund von heftig diskutierten Managerthesen, laufenden Koalitionsverhandlungen und allgemeiner Debatte um Lehren aus der Wirtschafts- und Finanzkrise – eine grundlegende Botschaft zu, die weit über die Kölner Domspitzen hinausreicht.
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