Eine Videoreihe des Vereins Villa Aurora & Thomas Mann House hosted by Maxim Gorki Theater
Mit der Videoreihe „Freedom from Fear“ der Berliner Regisseure Florian Giefer und Peter Göltenboth (pet&flo directors) präsentiert der Verein Villa Aurora & Thomas Mann House in vierzehn dialogischen Episoden die Reflexionen prominenter Künstler:innen, Autor:innen, Philosoph:innen und Wissen-schaftler:innen aus Los Angeles und Deutschland zum Menschenrecht auf ein Leben ohne Angst. Die ersten sechs Folgen sind ab dem 4. März um 18 Uhr an der Fassade der Studiobühne des Maxim Gorki Theaters für alle Spaziergänger:innen kostenfrei zu sehen. Online feiert die erste Episode parallel auf dem YouTube-Kanal des Vereins Villa Aurora & Thomas Mann House Premiere.
1941 proklamierte US-Präsident Franklin D. Roosevelt in seiner Rede zur Lage der Nation vier Ziele, die für alle Menschen weltweit gelten sollten: die Freiheit der Rede, die Freiheit der Religionsausübung, die Freiheit von Not und die Freiheit von Angst. Sie alle sind 1948 in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aufgenommen geworden.
Während Roosevelt mit „Freedom from Fear“ vor allem die Überwindung von Krieg und Gewalt im Blick hatte, sind es heute die globalen Folgen der Pandemie, der Erderwärmung, der rasanten digitalen Entwicklung und des damit einhergehenden gesellschaftlichen Wandels, die weltweit Ängste auslösen. Als Seismographen unserer Gesellschaft reflektieren die Protagonist:innen der Videoreihe „Freedom from Fear“ die Bedeutung des Rechtes auf ein Leben ohne Angst und suchen nach Antworten, wie Literatur, Kunst, Tanz, Musik, Philosophie und Politik soziale Angst überwinden kann.
So misst Georg-Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe der Angstfreiheit eine höhere Bedeutung zu als der Meinungs- und Religionsfreiheit, da „die Freiheit von Angst oder von Furcht oder Bedrohung eigentlich die Grundvoraussetzung der anderen drei Freiheiten [ist], die Roosevelt propagiert, das heißt wenn ich diese nicht garantieren kann, dann habe ich weder eine Meinungsfreiheit noch kann ich meine Religion ausüben und auch meine existentiellen Grundbedürfnisse werden nicht gesichert sein“.
Der US-amerikanische Multimediakünstler Sam Durant, der in seinen Arbeiten häufig soziale, politische und kulturelle Fragen aufgreift, in dem er an historische Ereignisse oder Bewegungen erinnert, konstatiert: „Wir müssen die Angst überwinden, die uns davon abhält, uns vorzustellen, wie wir negative Zustände wie Verfolgung, Vorurteile, Rassismus ändern können.“ Auf seine Frage, wie der Tanz Angst überwinden könne, antwortet die in Berlin lebende Choreografin Sasha Waltz: „Wir sind nur frei, wenn wir die Angst mitnehmen und ihr zuhören.“
„Freedom from Fear“ versteht sich als Anstoß zu einer transatlantischen Debatte über einen „new New Deal“. Welche wirtschaftlichen, sozialen und politischen Reformen wären nötig, um den gegenwärtigen Herausforderungen von Ungleichheit, Rassismus, Vertrauensverlust in die Politik und Verschwörungs-theorien zu begegnen? Wie Martha Nussbaum in ihrem Buch Monarchy of Fear dargelegt hat, spielen Emotionen eine zentrale Rolle für die Struktur einer gerechten Gesellschaft. Die Politologin Judith Shklar (1928-1992), die mit ihrer Familie während der Zeit des Nationalsozialismus aus Lettland in die USA fliehen musste und deren politisches Denken durch Erfahrung des Ausgeliefertseins und der sozialen Verelendung tief geprägt war, schreibt in ihrem einflussreichen Essay Liberalism of Fear: „Systematische Furcht macht Freiheit unmöglich und nichts ist furchterregender als die Erwartung institutionalisierter Grausamkeit.“ Nicht das Gemeinwohl, so Shklar, sei das oberste Ziel des Politischen, sondern die Vermeidung von „Grausamkeit und die Furcht, die sie hervorruft, und schließlich die Furcht vor der Furcht selbst.“
Public Viewing ab dem 4. März 2021, 18 Uhr:
Fassade Maxim Gorki Studiobühne
Hinter dem Gießhaus 2
10117 Berlin
Erste Episode online ab dem 4. März 2021, 18 Uhr:
www.vatmh.org/freedom_from_fear
Alle 14 Tagen folgt die nächste Episode. YouTube Kanal hier abonnieren!
Der Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. fördert als unabhängiger und parteipolitisch ungebundener Mittler der Bundesrepublik Deutschland den geistigen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika.
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Pressemitteilung: Villa Aurora & Thomas Mann House e. V.