Der Wagenknecht-Schwarzer-Aufruf (https://www.change.org/p/manifest-für-frieden) steht in der deutschen Tradition, wegzuschauen, wenn andere verschleppt, gefoltert und ermordet werden. Erst waren es Nazi-Gegner, dann jüdische Nachbarn, die gezwungen wurden, einen Stern zu tragen, bis sie deportiert und vernichtet wurden. Je schneller die Wehrmacht die Nachbarstaaten besetzte, desto begeisterter verfolgten die Deutschen in der Küche auf der Landkarte ihren Vormarsch. Bis zum deutschen Untergang standen sie mit überwältigender Mehrheit hinter ihrer politischen und militärischen Führung.
Heute in der vernetzten und globalisierten Welt sind die Ukrainer die Nachbarn. Ihre Infrastruktur wird systematisch zerbombt, sie werden von russischen Truppen in den besetzten Gebieten unterdrückt, deportiert, gefoltert und ermordet. Der Wagenknecht-Schwarzer-Aufruf verhöhnt sie, wenn er fragt: „Was ist jetzt, ein Jahr danach, eigentlich das Ziel dieses Krieges?“ Er spricht ihnen das Recht ab, die Unversehrtheit ihres Landes gegen den russischen Überfall zu verteidigen, ihre Zukunft und die ihrer Kinder in Freiheit zu gestalten und dafür zu kämpfen.
Übler noch: Er stellt die Opfer als die eigentlichen Täter dar. So wie Adolf Hitler dem „internationalen Finanzjudentum in- und außerhalb Europas“ vorwarf, „die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen“, so hält der Aufruf nun Präsident Selenskyj vor, es ginge ihm nicht um die Freiheit seines Landes, sondern darum, „mit Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe Russland auf ganzer Linie zu besiegen“.
Deutsche, die Frieden, Freiheit und Wohlstand einem Krieg verdanken, der 1945 mit ihrer bedingungslosen Kapitulation endete, beschwören nun den Frieden, um den Kampf der Ukraine für Freiheit und Unabhängigkeit zu ersticken.
Quelle: Franz Sommerfeld