Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und stellvertretende CDU-Parteivorsitzende Hendrik Wüst war vielleicht der einzige Politiker, der vor Ort in Solingen die angemessene politische Orientierung gab: „Dieser Anschlag“, erklärte er, richte sich „gegen die Sicherheit und Freiheit unseres Landes. Und auch gegen die Art, wie wir leben. Wir werden unsere Art zu leben verteidigen.“
Gerade weil er die islamistische Bedrohung Ernst nimmt, fordert er, gemeinsam unsere Lebensweise, und das, was uns wichtig ist, zu verteidigen, die Souveränität der Frauen, unsere Vorstellung von Offenheit und Freiheit.
Wüsts Appell liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass diese Art von Terroristen, sogenannte „Einzeltäter“, geistig und im Zweifel auch praktisch über das Web eng verbunden mit ihren terroristischen Idolen, nicht durch Messer freie Zonen zu bekämpfen sind, sondern durch den gesellschaftlichen Willen, diese Angriffe nicht zu dulden, sondern ihnen entschlossen zu begegnen. Darüber einen Konsens in der Gesellschaft her und das Trennende zurück zu stellen, ist die angemessene Antwort. Denn auch weitere Anschläge dieser Art werden nicht das staatliche Gefüge brechen, wie die schnelle Ermittlung des vermutlichen Täters zeigt.
Aber sie verletzen durch Zorn und verständliche Angst das geistige Gefüge der Gesellschaft, die selbst beginnt, das zu zerstören, was sie gegen die Anschläge islamistischer Terroristen verteidigen will. Voller Entsetzen kommentiert der christdemokratische Politiker Ruprecht Polenz die mit dem Recht unvereinbare Forderung seines Parteivorsitzenden Friedrich Merz, keine Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan aufzunehmen: „Ich hätte nicht alpträumen können, dass die CDU mal so eine Forderung erhebt“ (https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=8646786435332915&id=100000049333757).
In der berechtigten Sorge, dass dieser Anschlag den populistischen Parteien in einer Woche neue Wähler und Wählerinnen zuführt, wenden sich die traditionellen Parteien, die über Jahrzehnte kaum auf die Bedrohung reagiert haben, nun gegeneinander in der vergeblichen Hoffnung, so noch ein paar Wählerstimmen zu halten, anstatt zu einer gemeinsamen Verteidigung unserer Art zu leben zu finden.
Quelle: Facebook